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5715 Idstein
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Ortskennziffer
43900805013

Martinsstift Idstein

270 m über NN
Gemarkung Idstein, Gemeinde Idstein, Rheingau-Taunus-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Das Stift wird von den Grafen von Nassau 1340 gegründet und zur Grablege der Familie bestimmt. Die Kirche ist dem heiligen Martin geweiht und wird im 17. Jahrhundert barockisiert.

Orden:

Kollegiatstift

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Trier, Erzbistum Trier, Archidiakonat St. Lubentius zu Dietkirchen

Typ:

Chorherrenstift

Territorium:

  • Grafen von Nassau; vgl. Entwicklung Idstein

Historische Namensformen:

Lagebezug:

16,5 km nordöstlich von Bad Schwalbach

Lage:

Im alten Stadtkern in der Nähe des Marktes liegt die Stiftskirche,

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3447961, 5565237
UTM: 32 U 447907 5563451
WGS84: 50.220936° N, 8.269769° O

Geschichte

Geschichte:

Die bereits um 1200 errichtete Kirche, von der noch der Turm zeugt, wird mit der Gründung und dem Ausbau des Stiftes in eine gotische dreischiffige Basilika umgebaut (1320). Gegründet wird das Stift 1340 durch Graf Gerlach von Nassau, dem dritten Sohn Königs Adolfs von Nassau, und seiner Frau Agnes von Hessen unter Beteiligung des Trierer Erzbischofs Balduin. Das Stift unterstreicht die Bedeutung der zur Stadt erhobene Residenz der Grafen von Nassau-Idstein. Sechs Kanoniker gehören zum Stift, von denen einer Vikar in der inkorporierten Pfarrkirche in Oberlahnstein ist. Die Grafenfamilie fördert mit bedeutenden Schenkungen das Stift auch im 15. Jahrhundert, ebenso der regionale Adel und auswärtige Geistliche besonders aus Mainz. Die Gruft in der Stiftskirche dient der gräflichen Familie als Grablege, der Kirchenraum den Stiftsherren und Familien des regionalen Adels. Zu den zentralen Aufgaben des Stiftes gehören die Feiern der Jahresgedächtnisse. Größere Darlehen des Stiftes an das Grafenhaus zeigen die enge finanzielle Verknüpfung. Die Geistlichen des Stiftes leben in eigenen Häusern in der Stadt. Seit dem 15. Jahrhundert ist am Stift eine Schule nachgewiesen.

Die seit 1526 in den Nachbargebieten sich durchsetzende Reformation in Nassau-Weilburg und der Landgrafschaft Hessen nutzt Graf Philipp II von Nassau-Idstein-Wiesbaden, um als Landesherr 1534 den Dekan des Stifts einzusetzen und 1542 eine Kirchenordnung zu erlassen. Das Stift verzichtet auf seine Rechte in Oberlahnstein und seine verbrieften Freiheitsrechte. 1553 wird es als katholische Einrichtung aufgehoben. Das Vermögen fließt in einen Fond, aus dem schulische, kirchliche und wohltätigen Ausgaben bestritten werden, der bis 1817 besteht (Schuledikt des Herzogtums Nassau).

1553 wird ein Inventar des Klosterbesitzes, des Klosterschatzes und des Archivs erstellt. Kleinodien, Schmuckstücke, kostbare Gewänder werden in Frankfurt verkauft.

Reparaturrechnungen für die Turmuhr aus dem frühen 16.Jahrhundert zeigen, dass das Stift bereits eine Uhr besaß.

Gründungsjahr:

1333

Gründer:

Graf Gerlach von Nassau

Aufhebungsjahr:

nach 1546

Organisation:

Laut Gründungsurkunde von 1340 gehören zum Kapitel acht Kanoniker, die den Dekan wählen, der durch den Trierer Erzbischof bestätigt wird. Der Dekan übt das Disziplinarrecht aus. Die Grafen von Nassau üben das Patronatsrecht aus und nominieren die Kanoniker. Diese haben Residenzpflicht in Idstein, versorgen die Pfarrei betreuen seelsorgerisch die Bevölkerung, halten Gottesdienste und beteiligen sich an der gräflichen Verwaltung. Wie im Erzbistum Trier für Stifte üblich, entscheiden die Mitglieder des Stiftes in Kapitelversammlungen eigenständig über ihre Geschäfte. Es gibt eine gemeinsame Finanzverwaltung, jeder Kanoniker erhält eine jährliche Rente. Die Mitglieder des Stiftes kommen aus dem niederen Adel und den bürgerlichen Familien Idsteins. Sie haben alle die priesterlichen Weihen. Die Landesherren setzen mehrere Altaristen ein, um die wenigen Stiftsmitglieder bei der Ausübung der priesterlichen Aufgaben zu unterstützen.

Pfarrrechte:

Pfarrkirche von Oberlahnstein, Kapelle von Neuhof

Patrozinien:

St. Martin (1340)

Archivgeschichte:

Vom Stiftsarchiv wird 1553 ein Inventar erstellt, Teile der Urkunden gehen an die gräfliche Kanzlei. Diese wird im 30jährigen Krieg stark beschädigt. Reste des einstmaligen Klosterarchivs finden sich heute im Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden.

Struck, Stifte St.Walpurgis in Weilburg und St.Martin in Idstein, S. 426-428

Bibliotheksgeschichte:

Struck, Stifte St.Walpurgis in Weilburg und St.Martin in Idstein, S. 428-429

Besitz

Besitz:

Neben dem gemeinsamen Besitz des Kapitels gibt es Sondergut der Kanonikate und des Dekans, außerdem einen Präsenz- und einen Baufonds. Grundbesitz und Grundrechte hält das Stift im Taunus in einem Bereich nördlich bis Niederselters am Embach, östlich bis Neuweilnau und Dillenberg, südlich bis Wiesbaden und westlich bis Huppert und Langschied in der Nähe der Aar:Adolfseck, Auringen, Bad Schwalbach, Bechtheim, Bermbach, Beuerbach, Breithardt, Camberg, Cratzenbach, Dasbach, Dausenau, Dillenberg, Ehrenbach, Eltville, Erbach, Esch, Fackenhofen, Gassenbach, Görsroth, Heftrich, Holzhausen, Huppert, Idstein, Kesselbach, Ketternschwalbach, Kirberg, Kröftel, Langschied, Limbach, Lindschied, Michelbach, Neuhof, Neuweilnau, Niederauroff, Niederems, Niedernhausen, Niederseelbach, Niederselters, Oberauroff, Oberems, Oberlahnstein, Oberseelbach, Ohren, Reichenbach, Rod an der Weil, Rode, Stauersbach, Steckenroth, Strinz-Margarethä, Strinz-Trinitatis, Wallrabenstein, Walsdorf, Wehen, Wiesbaden, Wißborn, Wörsdorf, Wolfsbach, Würges, Wüstems, Zuschenbach,

Ausstattung

Gebäude:

Die ehemalige Kollegiatsstiftskirche St. Martin (bis 1553), heute ev. Pfarrkirche, sog. Unionskirche, wird im 17. Jh. als Predigt- und Hofkirche zu einer Basilika umgebaut. Von einer Anlage um 1200 ist nur der Turm erhalten, um 1328-40 gotischer Neubau und anschließende Erhebung zu einer Kollegiatsstiftskirche. Reicher Bestand an Grabmalen und Epitaphen des 15.-18. Jh.

Graf Johann von Nassau-Idstein (gest. 1677) und sein Erbe, Fürst Friedrich Ludwig von Nassau-Saarbrücken (gest. 1728) barockisieren die Gesamtanlage.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmal Evangelische Pfarrkirche, Unionskirche (ehemalige Stiftskirche St. Martin)

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

1060

GND-Nummer:

4245465-7

GND-Nummer Bauwerk:

4474596-5

Zitierweise
„Martinsstift Idstein, Gemeinde Idstein“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/13016> (Stand: 29.11.2021)
Indizes

Sachbegriffe: