Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4723 Oberkaufungen
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Ortskennziffer
63301502020

Weitere Informationen

Benediktinerinnenkloster Kaufungen

221 m über NN
Gemarkung Oberkaufungen, Gemeinde Kaufungen, Landkreis Kassel
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Kaiserin Kunigunde gründet im 11. Jahrhundert das Benediktinerinnenkloster Kaufungen im Königsforst nahe Kassel. Nach dem Tode ihres Mannes, Heinrich II., tritt sie als Nonne in das Kloster ein. Gotische Glasfenster zeigen in der imposanten Kirche das Herrscherpaar. Im 13. Jahrhundert wandelt sich das Kloster in ein Kanonissenstift mit freieren Klosterregeln, in dem Töchter des Adels leben. Nach der Reformation wird das Kloster der hessischen Ritterschaft übergeben, die bis heute die Anlage als Damenstift unterhält.

Orden:

Benediktinerinnen; Kanonissenstift

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter in Fritzlar, Archipresbyterat Kirchditmold

Typ:

Frauenkloster

Territorium:

  • Reichsstift
  • 1086 Übertragung an den Bischof von Speyer
  • Ende des 12.Jahrhunderts bis 1527 reichsunmittelbar
  • 1297 Vogtei der Landgrafen von Hessen
  • Landgrafschaft Hessen

Historische Namensformen:

Benennung der Institution:

  • Benediktinerinnenkloster
  • Kanonissenstift

Lagebezug:

9,5 km südöstlich von Kassel

Lage:

Das Kloster liegt im Lossetal am Rande des Kaufunger Waldes.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3544304, 5682979
UTM: 32 U 544212 5681145
WGS84: 51.279927° N, 9.633904° O

Geschichte

Geschichte:

Das Kloster wird spätestens 1017 von Kunigunde, der Gemahlin Kaiser Heinrichs II., als Witwensitz gegründet. Mit ihrer Nichte, der Äbtissin Oda, beginnt das Klosterleben 1018.

Das Reichskloster erhält umfangreichen Grundbesitz geschenkt, Dörfer in der näheren Umgebung, aber auch Fernbesitz bei Marburg und an der Mosel. Nach kurzer achtjähriger Bauzeit wird 1025 die Kirche geweiht, Kunigunde tritt nach dem Tode Heinrichs als Nonne ins Kloster ein, und wird nach ihrem Tode heilig gesprochen. 1041 bewilligt Kaiser Heinrich III. dem Kloster einen Wochenmarkt an jedem Mittwoch, wodurch es sich zu einem Handelsmittelpunkt entwickelt.

1086 wird das Kloster durch Kaiser Heinrich IV. an Bischof Huzmann von Speyer übergeben und verliert so für rund hundert Jahre seine Reichsunmittelbarkeit. Seit 1250 verwandelt sich das Kloster in ein Damenstift; die Ursachen bleiben unklar, doch ist die Verfassung nie rein benediktinisch gewesen. Adlige Stiftsdamen bilden das Stiftskapitel, das eine Äbtissin wählt, die aus dem Hochadel stammt; mehrere Kanoniker betreuen den Konvent.

1226 wird Kaufungen durch Heinrich VII. wieder als Reichskloster bestätigt. Eine Schule für adlige Mädchen bildet den eigenen Nachwuchs aus. Nach Zustimmung des Konventes und der Ablegung eines Treuegelübdes ist die Aufnahme in das Stift möglich.

1297 wird die Vogtei des Klosters durch Hermann und Werner von Gudensberg an Landgraf Heinrich I. übergeben. Politisch wehrt sich das Kloster gegen die Landgrafen von Hessen und die Erzbischöfe von Mainz, die ihren Besitz auf Kosten Kaufungens vergrößern wollen. Zum Grundbesitz des Stifts gehören an der Mosel Weinberge in fünf Orten, ebenso in Witzenhausen 1519 noch 16 Weinbergparzellen, die gegen Geldzahlung verpachtet werden.

Zu Beginn des 16.Jahrhunderts wird das Kloster auf Wunsch des Papstes visitiert, der die weltliche Lebensweise der Stiftsdamen kritisiert, unterstützt durch den Landgrafen von Hessen. 1509 erfolgt die Rückumwandlung in ein Benediktinerinnenkloster durch Einsetzung von Nonnen aus dem Kloster Gehrden, die der Bursfelder Kongregation angehören.

1527 verfügt Landgraf Philipp die Aufhebung des Klosters und die Abfindung der Nonnen, die sich allerdings wehren. Diese strengen einen Prozess beim Kaiser an, nehmen die Klostersiegel mit nach Gehrden. Sie gewinnen den Prozess, doch wird das Kloster mit seinem Besitz durch Philipp 1532 der hessischen Ritterschaft überwiesen und mit dem Stift in Wetter zusammengeschlossen, siehe Kaufungen, Stift der Althessischen Ritterschaft.

Ersterwähnung:

1011

Gründungsjahr:

vor 1017

Gründer:

Kaiser Heinrich II. und seine Frau Kunigunde

Aufhebungsjahr:

1527

Organisation:

Die Stiftsdamen entstammen dem Adel aus Südhessen, Oberhessen, Niedersachsen, dem Spessart, Thüringen und dem Koblenzer und Trierer Raum.

Pfarrrechte:

Vollmarshausen; Uschlag; Lay; Trimbs; Wolfsanger; Heringhausen; Bettenhausen; Ihringshausen, Sandershausen; Helsa; Eschenstruth; Ochshausen; Wellerode; Walburg; Niederzwehren; Meimbressen; Ehrsten; Julianenkappelle bei Lubesrode

Patrozinien:

Heilig Kreuz (1126)

Besitz

Besitz:

Die Gründungsausstattung, Besitztümer an der Werrafurt, der alten Handelsstraße von Hamburg nach Nürnberg, dem Hellweg, dem Weg nach Sachsen, ermöglichen den wirtschaftlichen Aufstieg des Klosters. 1519 wird in einem Salbuch der Besitz des Klosters aufgelistet, 1527 dann säkularisiert und 1532 durch den hessischen Landgrafen Philipp der Hessischen Ritterschaft übertragen. Dazu gehören der Fronhof, ein Herrenhof mit vier Hufen in Vollmarshausen und ein Klosterhof in Witzenhausen. In Lay an der Mosel, ebenso in Trimbs, werden in größeren Höfen die Abgaben aus den verpachteten Weinbergen gesammelt, gekeltert und nach Kaufungen verschickt.

An folgenden Orten lässt sich Besitz des Klosters nachweisen:

Adorf, Altenbauna, Altenritte, Bad Sooden-Allendorf, Belichen, Bergheim, Blickershausen, Bergshausen, Besse, Bettenhausen, Bischofferode, Bontkirchen, Buhlen, Calden, Crumbach, Dahlheim, Ehrsten, Ellerode, Elsungen, Escheberg, Eschenstruth, Flarchheim, Frankenhausen, Fuldhain, Gleichen, Gramershusen, Grifte, Großengottern, Großenritte, Gudensberg, Hahnhof, Hambach, Harleshausen, Hedemünden, Heiligenrode, Helsa, Heringhausen, Heroldishausen (nordwestlich von Bad Langensalza, Thüringen), Herleshausen, Hesserode, Hörschel, Hohenkirchen, Holzheim, Hubenrode, Ihringshausen, Kaltenbach, Kassel, Lobesrode, Lohne, Maden, Mattenberg, Meimbressen, Mülverstedt, Mühlhausen, Nassenerfurth, Niederbeisheim, Niedervellmar, Obermeiser, Oberode, Ober-Seebach, Ochshausen, Rechfeld, Rengershausen, Rommerode, Rosbach, Rotenburg, Rothenditmold, Sallmannshausen, Sandershausen, Schilderode, Sigeln, Speele, Steinbach, Stockhausen, Sudheim, Udenborn, Umbach, Unterellen,Venne, Wahnhausen, Walburg, Wartha, Weberstedt, Wehlheiden, Weingarten, Wellerode, Wendershausen, Wichdorf, Wickenrode, Wigleben, Wolfsanger, Wommen, Zierenberg, Zwehren

Vollständig gehören Oberkaufungen, Niederkaufungen, Uschlag, außerdem Heringhausen im Waldeckischen dem Kloster. In der Grafschaft Mark hat das Kloster Besitz in Herbede, Uckrade und Dorstfeld.

1515 gibt die Äbtissin Alfradis die Kaufunger Freigüter in den Kirchspielen Bontkirchen, Heringhausen und Adorf dem Koster Bredelar.

Ausstattung

Gebäude:

1025 Weihe der Kirche

Zur Ausstattung mit mittelalterlichen Glasfenster vgl. Oberkaufungen, ehemaliges Benediktinerinnenkloster

Denkmaltopographie:

DenkXweb Sachgesamtheit Stiftsbereich

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

790

GND-Nummer:

507241-4

Zitierweise
„Benediktinerinnenkloster Kaufungen, Gemeinde Kaufungen“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/63301502020> (Stand: 20.4.2024)
Indizes

Personen:

Heinrich II., Heiliges Römisches Reich, Kaiser II#118548255

Kunigunde, Kaiserin

Plesse, Elisabeth von

Sachbegriffe: