Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4622 Kassel West
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 15. Wilhelmshöhe

Weitere Informationen

Wehlheiden

Stadtteil · 161 m über NN
Gemeinde Kassel, Stadt Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

2,5 km südwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Stadtteil im Südwesten von Kassel mit anfangs einfacher dörflicher Struktur, geringer Siedlungsdichte und lockerer Gehöftanordnung. Die ursprüngliche Gemarkung in N-S-Ausdehnung umfasste das Gebiet südlich der Wilhelmshöher Allee bis zum Auefeld und nördlich bis zur Kölnischen Straße. Die W-O Ausdehnung reichte vom Rot-Kreuz-Krankenhaus bis zum Königstor. In der Neuzeit wird die Gemarkung frühzeitig in die Großraumplanung Kassels einbezogen und erlebt durch den Zuzug von Arbeitern zwar noch vor 1900 einen rasanten Bevölkerungsanstieg, entwickelt sich jedoch nicht zum Industriestandort. Unter nationalsozialistischer Herrschaft werden Kriegs- und Zwangsarbeiterlager in der Gemarkung Wehlheidens errichtet (s. Topographie des Nationalsozialismus). Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau zunehmende Verschmelzung mit angrenzenden Gemarkungen zur Großstadt Kassel.

Ersterwähnung:

1143

Siedlungsentwicklung:

In der Gemarkung Gräber der späten Bronzezeit und der Hallstattzeit.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

In den hoch- und spätmittelalterlichen Quellen wird zeitweise zwischen (Nieder-) Wehlheiden und Oberwehlheiden unterschieden.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Älteste Gemarkungskarte:

1691

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3532652, 5686102
UTM: 32 U 532565 5684267
WGS84: 51.308783° N, 9.4672° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

611000021

Frühere Ortskennziffer:

611000211

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 376, davon 222 Acker (= 59.04 %), 70 Wiesen (= 18.62 %), 11 Holzungen (= 2.93 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Wehlheiden: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Ditmold
  • 1534: Landgrafschaft Kassel, Amt Ahna
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Ober-Vellmar
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1899: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel

Altkreis:

Kassel, kreisfreie Stadt

Gericht:

  • Im 16. Jahrhundert zum Gericht Kirchenditmold gehörig.
  • vor 1822: Amt Ahna
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel II
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft:

Im 12. und 13. Jahrhundert gehört Wehlheiden zur Mark, später zum Gericht (Kirchspiel) Ditmold. Die herrschaftlichen Rechte sind nach 1247 im Zusammenhang der Auseinandersetzungen zwischen dem Erzstift Mainz und der Landgrafschaft Hessen nicht immer eindeutig zu greifen. 1366 wird im Zusammenhang mit der Erhebung der Pfarrkirche St. Martin in Kassel zur Kollegiatkirche diese ein Dotierung mit landgräflichen Gütern u.a. in Wehlheiden bestätigt.

Gemeindeentwicklung:

1.4.1899: Eingemeindung in die Stadt Kassel.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1270 verzichten Hermann, Raveno und Egbert, Gebrüder, gen. Speigele auf das Eigentum an Gütern im Dorfe Wehlheiden, welche Wolthelm und dessen Brüder von ihrer Hand besaßen. Die Güter gelangen in den Besitz des Klosters Weißenstein, dass 1289 dort drei Hufen pachtet.
  • 1292 erhält das Kloster Kaufungen zwei Hufen zu Wehlheiden.
  • 1358 erhält Kloster Ahnaberg eine Stiftung bei Wehlheiden, im Jahr darauf erwirbt das Kloster dort einen halben Hof.
  • 1366 wird das Martinsstift mit landgräflichen Gütern u.a. in Wehlheiden ausgestattet.
  • Im Einkünfteverzeichnis von Kloster Hardehausen wird 1370 festgehalten, dass Abgaben von zwei Höfen mit sieben Hufen fällig sind. Die Einkünfte des Klosters werden noch 1603 bei seinem Verkauf erwähnt.
  • 1460 vermacht Johann Meysenbug, Ritter, Marschall zu Hessen, zu seinem, seiner Frau Ermegart, seiner Kinder, Eltern und Freunde Seelenheile dem Prior und Konvente der Karmeliterbruder zu Kassel u.a. sein Gut zu Wehlheiden.

Ortsadel:

Adlige 1146-1374

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1417 wird ein Kirchhof erwähnt.
  • Eine 1834 niedergelegte Kapelle soll sich im Bereich der heutigen Schule befunden haben
  • Adventskirche 1889 errichtet, nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1963 wiederaufgebaut

Pfarrzugehörigkeit:

1585 und 1747 Filial von Kirchditmold, 1872 zur Hälfte nach Kirchditmold und zur Hälfte nach Oberneustadt Kassel eingepfarrt. 1888 wird die Kirchengemeinde von Kirchditmold gelöst und selbstständig. 1964 Aufteilung in die Kirchengemeinde Kassel-Wehlheiden und die Kirchengemeinde der Adventskirche. Diese Trennung wird 1984 wieder aufgehoben.

Diakonische Einrichtung:

02.02.1890 Diakonissenstation im Gemeindehaus; zwei Schwestern vom Evangelischen Verein für Krankenpflege eingestellt; Jungfrauenverein Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 9 Gemeindestation mit einem Diakon und drei Diakonissen, Kleinkinderschule

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Kirchditmold, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Kirchditmolder Pfarrer Hektor Walter um 1527.

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Bis ins 19. Jahrhundert Landwirtschaft, dann durch die Industrialisierung bedingter Strukturwandel mit hohem Anteil von Gastwirtschaften

Mühlen:

Von 1793 bis 1798 existiert eine Tabakwindmühle

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Wehlheiden, Stadt Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2439> (Stand: 20.11.2021)