Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 35. Eschwege
Weitere Informationen
Eschwege
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Stadtteil · 160 m über NN
Gemeinde Eschwege, Werra-Meißner-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Stadt
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Lagebezug:
etwa 40 km ostsüdöstlich von Kassel gelegen
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Lage und Verkehrslage:
Am linken südlichen Ufer der Werra in einem weiten west-östlich gerichteten Becken gelegen.
Chausseen nach Bischhausen, Bad Sooden-Allendorf und Wanfried. Im Stadtgebiet treffen die Bundesstraßen B249 und B452 aufeinander; darüber hinaus ist Eschwege über die Landesstraßen L3424, L3300 und L3244 an das Straßenverkehrsnetz angebunden.
Bahnhof der Eisenbahnlinie Eschwege/Niederhone – Leinefelde ("Kanonenbahn I") seit 1875 (Die Teilstrecke Eschwege/Niederhone - Eschwege wurde am 31.10.1875 eröffnet, die Teilstrecke Eschwege - Leinefelde am 15.5.1880).
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Ersterwähnung:
974
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Siedlungsentwicklung:
Der Königshof Eskiniuuach wurde 974 erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser Otto II. ihn als nachträgliche Morgengabe seiner Gemahlin, der byzantinischen Prinzessin Theophanu, schenkte. Diese bat aber später ihren Sohn Otto III., den Besitz seiner Schwester Sophie zu überlassen, die Äbtissin von Gandersheim war. Die Übergabe ereignete sich 994 und vermutlich hat die Äbtissin dann an der Stelle des Königshofes das Cyriaxkloster einrichten lassen, das später für einige Zeit dem Stift Gandersheim unterstellt.
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Vogelsburg.
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Historische Namensformen:
- Eskiniuuach (974) [MGH Diplomata Könige 2,1, Otto II. : Sickel, S. 92 f. Nr. 76]
- Eskineuuag (994)
- Iskinwege (1064/65)
- Heschenewege (1070/77)
- Askinewage (1070)
- Eschenwege (1188)
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Bezeichnung der Siedlung:
- 974: civitas,; curtis
- 994 und 1075: predium
- 1101 und 1140: curtis; abbacia
- 1188: villa
- 1236: burgenses oppidi de Escheneweg [Huyskens, Klöster an der Werra, Nr. 24]
- 1277: civitas [Huyskens, Klöster an der Werra, Nr. 25]
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Adel (Wüstung)
- An der Krücke
- Brückenhausen
- Burg Eschwege
- Burg Leichberg
- Erdwerk (Am Galgen)
- Forsthaus Schlierbach
- Friedrichsruh
- Heiliggeist-Siechenhaus
- Leichberg (Hof) (Wüstung)
- Leuchtberg-Felsenkeller
- Leuchtberghalle (Wüstung)
- Lohmühle (später Mehlmühle)
- Mühle
- Oberschlierbach (Wüstung)
- Sankt Ottilien (Wüstung)
- Schlierbach (Wüstung)
- Schlierbachsmühle (Wüstung)
- Schloßmühle
- Staufenbühl (Wüstung)
- Vogelsburg
- Vornde (Wüstung)
- Walkmühle
- Augustinereremitenkloster Eschwege (→ Klöster)
- Benediktinerinnen St. Cyriacus Eschwege (→ Klöster)
- Haus der Witzenhäuser Wilhelmiten in Eschwege (→ Klöster)
- Heydauer Hof in Eschwege (→ Klöster)
- Propstei des Zisterzienserklosters Reifenstein in Eschwege (→ Klöster)
- Vinzentinerinnen (Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul) in Eschwege (→ Klöster)
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Burgen und Befestigungen:
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3573776, 5672748
UTM: 32 U 573673 5670918
WGS84: 51.184931° N, 10.054132° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
636003030
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 2954, davon 1411 Acker (= 47.77 %), 144 Wiesen (= 4.87 %), 1077 Holzungen (= 36.46 %)
- 1961 (Hektar): 3844, davon 1016 Wald (= 26.43 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 733 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 800 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1819: 4400
- 1885: 9492, davon 8602 evangelisch (= 90.62 %), 340 katholisch (= 3.58 %), 1 andere Christen (= 0.01 %), 549 Juden (= 5.78 %)
- 1895: 10285 Einwohner (gemäß Reimer) oder 1895: 2138 Haushaltungen mit 10111 Einwohnern, davon 1287 Landwirtschaft treibende Bürger sowie 439 Gewerbebetriebe (gemäß Jacob)
- 1961: 24091, davon 18215 evangelisch (= 75.61 %), 4815 katholisch (= 19.99 %)
- 1970: 22718 Einwohner
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- undatiert: Landgrafschaft Hessen, Amt Eschwege (zum Umfang des Amtes s. Mittelpunktfunkion)
- 974: in regione Turingia in Germarene marcha et in comitatu Vuiggeri comitis
- 994: Germar-Mark (in pago Germara marca)
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Eschwege
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Eschwege
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Eschwege
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Eschwege
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
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Altkreis:
Eschwege
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Gericht:
- 1834: Kurfürstliches Justizamt Eschwege I
- 1867: Amtsgericht Eschwege
- 1879: Amtsgericht Eschwege
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Herrschaft:
Stadtwerdung möglicherweise ohne formale Erhebung 1236 weit fortgeschritten [Huyskens, Klöster an der Werra, Nr. 24]
1471 nach Konflikten zwischen Rat und Gemeinde gleichberechtigte Beteiligung der letzteren an der Besetzung der städtischen Ämter (Kämmerer, Baumeister, Braumeister) [Landgrafen-Regesten online Nr. 9654; Landgrafen-Regesten online Nr. 9655]
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Gemeindeentwicklung:
1.4.1936: Eingemeindung von Niederhone.
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung von Niederdünzebach und Oberdünzebach in die neu gebildete Stadtgemeinde Eschwege. Zu deren weiterer Entwicklung s. Eschwege, Stadtgemeinde. Sitz der Stadtverwaltung ist Eschwege.
- Kirche und Religion ↑
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Klöster:
- Cyriaxkloster (nach 994)
- Augustinerkloster
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Beginen:
1305 und 1334 nachgewiesen, neben dem Augustinerhof
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Diakonische Einrichtung:
15.01.1894 zwei Schwestern vom Vaterländischen Frauenverein angestellt; Betreuung von Jungfrauenverein, Mütterverein, Flickschule, Krankenpflege Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; 1913 vier Schwestern Wohnung im Hospital; Landkrankenhaus Eschwege - ab 1910 Diakonissen im Haus – neben Vinzentinerinnen Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 275 ff.; 1925 Aufbau einer neuen Diakonissenstation; fünf Schwestern betreuen seit 1933 auch das Städtische Altenheim (Arnold, Kirche in der Region Werra-Meißner, S. 147); Kleinkinderschule von Stadt unterhalten; Gemeindestation besteht bis 1989 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Reinhard Borckhoff 1530(?)-1541, Pfarrer der Altstadt an St. Dionysius
Johannes Bethel gen. Spangenberg, Pfarrer ca. 1521-1528 an St. Katharina, hat möglicherweise vorübergehend evangelisch gepredigt, blieb jedoch katholisch.
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Kirchliche Mittelbehörden:
Die Klasse Eschwege umfasste die Pfarreien Altenburschla, Datterode, Eschwege, Grandenborn, Grebendorf, Jestädt, Lüderbach, Netra, Niddawitzhausen, Niederdünzebach, Niederhone, Rambach, Reichensachsen, Renda, Röhrda, Schwebda, Völkershausen, Wanfried und Willershausen (Reimer).
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Juden:
Provinzial-Rabbinat Kassel; 1580: 30: 1637: 12 Schutzjuden (Familien); 1744: 25; 1771: 171; 1812: 33 Familien; 1835: 236; 1855: 369; 1861: 470; 1871: 509; 1895: 487; 1905: 517; 1925: 433; 1932/33: 390 (3,00% der Gesamtbevölkerung)
1367 Ersterwähnung? 1295 soll es bereits Judenverfolgungen gegeben haben.
bis 1637 existierte eine "juddengaßen" (Stadtzentrum zwischen Kohlmarkt/Steinweg)
vom 16 bis ins 20. Jahrhundert lebten Juden im Ort; nach 1933 verließen viele den Ort, viele wurden 1941/42 deportiert.
Synagoge: nach 1687 errichtet "Am Fischatadel"; zuvor baufälliger Betraum genutzt; 1838: Synagoge "Auf dem Cyriaksberg" errichtet und geweiht (134 Männer- und 74 Frauenplätze); nach 1945 wird das Gebäude von der Neuapostolischen Gemeinde genutzt.
1825: Synagogenordnung erlassen
seit ca. 1839 jüdische Volksschule; stetiger Rückgang der Schülerzahlen um Jahrhundertwende, endgültige Schließung 1939, bis Mai 1940 noch als Privatschule genutzt
Berufe: Viehhandel, Handel
bis 1860 Sammelfriedhof in Jestädt genutzt, seitdem eigener Friedhof (alemannia-judaica)
- Kultur ↑
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Schulen:
1340 Schule des Stifts; 1527 Neugründung als Lateinschule durch Landgraf Philipp, Rektor der Stadtschule: Petrus Nigidius 1521, Conrad Clericus ca. 1520- ca. 1540; 1655 Stadtschule mit sechs Klassen und 218 Schülern; ab 1823 Volksschule; 1910 bestehen mehrere Volksschulen mit 29 Klassen
im 17./18. Jahrhundert private Schulen für Mädchen; seit 1827 Städtische Bürgermädchenschule; 1851 Private Töchtersschule, ab 1863 Ausbau zur Städtischen Mädchenmittelschule; 1908 Städtisches Lyzeum; ab 1926 Staatliches Mädchengymnasium
1837-1938 und nach Kriegsende 1945 Katholische Volksschule; 1957 drei Volksschulen
vor 1838 Privates Progymnasium, wird ab 1840 ausgebaut zum Städtischen Realgymnasium
1859 Präparandenschule, 1908 Staatliche Präparandenanstalt, 1911-1926 Staatliches Lehrerseminar
1832 Städtische Handwerkerschule, 1887 Handelsschule, 1907 Landwirschaftsschule; 1934 Zusammenlegung aller Beuflichen Schulen zur Kreisberufsschule
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Hospitäler:
1340 Gründung des Hospitals St. Elisabeth, 1559 Ausstattung mit säkularisiertem Klosterbesitz
1326 Errichtung eines Siechenhauses am rechten Werraufer, 1912 renoviert (Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 28)
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
Das Amt Eschwege umfasste 1585 (Der ökonomische Staat) außer der Stadt und den Dörfern Frieda und Grebendorf noch die Gerichte Abterode, Germerode, Boyneburg, die adligen Dörfer Oberdünzebach und Niederdünzebach, Langenhain, Aue, Schwebda, Völkershausen, Niddawitzhausen, Albungen, Wipperode, Hattenrode, Hof Vogelsburg und die einzelnen Höfe Oberndorf, Mönchhof und Hof Wölfterode (Reimer).
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Wirtschaft:
Wirtschaftszentrum des Werralandes
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Münze:
Ältester Eschweger Pfennig um 1150.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Seim, Reformation und Stadtverfassung, S. 28-29.
- Arnold, Kirche in der Region Werra-Meißner, S. 80-81.
- Die deutschen Königspfalzen, Band 1, Lfg. 1, S. 98-112, und Die deutschen Königspfalzen, Band 1, Lfg. 2, S. 113-130.
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Stadt Eschwege, S. 10 - 411 (Einführung S. 10 - 47; Kernstadt S. 47 - 289)
- Fundberichte 1986, S. 512 (AG Eschwege, LfD) > 5 x Einzelfunde
- Fundberichte 1996, S. 397 f. (7 x AG Eschwege u. 2 x LfD) > Funde in Stadt und Gemarkung
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 63 f.
- Heinemeyer, Königshof Eschwege
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 131 f. (Ort, Klasse, Amt)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 23, 495.
- Germania Judaica 3/1, S. 332.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 167ff., S. 419.
- Hessisches Städtebuch, S. 109-112
- Dersch, Klosterbuch, S. 21.
- Zitierweise ↑
- „Eschwege, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5631> (Stand: 23.3.2022)