Historisches Ortslexikon
- Messtischblatt
- 4826 Eschwege
- Moderne Karten
- Kartenangebot der Landesvermessung
- Topografische Karten
- KDR 100, TK25 1900 ff.
- Historische Karten
- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 35. Eschwege
- Gerichtsstätten
- Anger in Oberdünzebach
Weitere Informationen
Oberdünzebach
-
Stadtteil · 210 m über NN
Gemeinde Eschwege, Werra-Meißner-Kreis - Siedlung ↑
-
Ortstyp:
Dorf
-
Lagebezug:
2,5 km südsüdöstlich der Stadtmitte von Eschwege gelegen
-
Lage und Verkehrslage:
Straßendorf am Südostrand des Eschweger Beckens im Tal des Dünzebaches. Kirche in erhöhter Lage an halbkreisförmigem Platz mit Linde. Im Norden verläuft die L 3300 (Hauptstraße) von Südosten kommend durch den Ort nach Eschwege. Jüngere Siedlungsentwicklkung an den Ortsrändern nach Nordosten und Südwesten
-
Ersterwähnung:
1388
-
Siedlungsentwicklung:
Ursprünglich besteht zwischen den beiden Dünzebach ein Siedlungszusammenhang, der noch keine Differenzierung erfordert. Die Belege aus dem 13. Jahrhundert beziehen sich jedoch auf Güter im späteren Niederdünzebach. Dessen Erwähnung als inferius Tunzebach stammt bereits von 1308, wobei es unklar ist, ob die Spezifizierung schon damals durch Oberdünzebach nötig geworden ist. Zwischenzeitlich fiel der Ort wüst (1444 und 1471 belegt).
-
Vorbemerkung Historische Namensformen:
In den frühen Quellen ohne präzisierenden Bestimmungsteil sind Ober- und Niederdünzebach kaum zu unterscheiden, zumal eine ursprünglich gemeinsame Siedlungsentwicklung vermutet werden kann. In einer Quelle von 1436 ist von Thuntzebach beide die Rede.
-
Historische Namensformen:
- Thuncenbach (1263) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 349, Nr. 892]
- Tunzebach (1272) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 352, Nr. 899]
- Tunczebach, in; Tunczbach, in (1349/50) [Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen, S. 185, Nr. 14]
- superiori Tunczebach, in (1388) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 2, S. 334-352, Nr. 2, hier S. 344]
- Obirnthunczebach, zcu (um 1400) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 2, S. 335-343, Nr. 1, hier S. 338]
- Obirn Tunczebach (1433) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 227-228, Nr. 612]
- Thuntzebach beide (1436) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 1, S. 175-178, Nr. 183]
- Ober Duntzebach (1585) [Der ökonomische Staat, S. 79]
- Obertunczenbach (1602) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 1, S. 251-255, Nr. 260]
- Obern Tuntzebach (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 10]
-
Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1263)
- Wüstung (1444)
- Dorfschaft (1770)
-
Umlegung der Flur:
1914
-
Älteste Gemarkungskarte:
1745
-
Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3575378, 5670733
UTM: 32 U 575274 5668904
WGS84: 51.166614° N, 10.076619° O OpenLayers - Statistik ↑
-
Ortskennziffer:
636003060
-
Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 361, davon 244 Acker (= 67.59 %), 15 Wiesen (= 4.16 %), 68 Holzungen (= 18.84 %)
- 1961 (Hektar): 359, davon 49 Wald (= 13.65 %)
-
Einwohnerstatistik:
- 1585: 17 Haushaltungen mit etwa 85 Einwohnern (Der ökonomische Staat)
- 1747: 42 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1770: 48 Häuser mit 274 Einwohnern. Gewerbetreibende: 1 Leineweber und Ackermann, 2 Bild Tuchmacher, 1 (Grob) Schmied, 1 Schneider, 6 Tagelöhner, 2 Wirte, 3 Zimmerleute,
- 1885: 459, davon 459 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 626, davon 571 evangelisch (= 91.21 %), 35 katholisch (= 5.59 %)
- 1970: 705
-
Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
-
Verwaltungsbezirk:
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Dorf derer von Boyneburg-Hohenstein
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen, Amt Eschwege, Dorf derer von Boyneburg-Hohenstein ("adelige Quart")
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Aue
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
-
Altkreis:
Eschwege
-
Gericht:
- 1818: Justizamt Bischhausen
- 1822: Justizamt Eschwege
- 1834: Justizamt Eschwege II
- 1837: Jutizamt Eschwege I
- 1867: Amtsgericht Eschwege
- 1879: Amtsgericht Eschwege
-
Herrschaft:
Aufgrund der vergleichsweise späten Erwähnung von Dünzebach ist nicht mit Sicherheit zu klären, welche Rechte zum Eschweger Königsgutbereich gehören. Vom Spätmittelalter bis zum Ende des alten Reiches erscheinen die Boyneburger als entscheidende Herrschaftsträger in Oberdünzebach. Die Anfänge der Herrschaft erscheinen 1272 mit einer Güterübertragung an das Kloster Germerode, doch gibt es in der folge lange Zeit konkurrierende Ansprüche. 1444 belehnt Landgraf Ludwig die Brüder Heimbrod, Rabe und Reinhard von Boyneburg genannt von Hohenstein u.a. mit den Wüstungen Ober- und Niederdünzebach mit Kirchlehen, Gericht und Rechten (Lehenbrief u. Rev. 1471 - 1787). Die Verhältnisse bleiben jedoch ungeklärt, da die Herkunft des Besitzes nicht erwiesen werden kann. Erst im Grundlagenvertrag zwischen den Landgrafen und denen von Boyneburg 1602 wird die Hochgerichtsbarkeit in Nieder- und Oberdünzebach dem Landgrafen zugesprochen.
-
Gemeindeentwicklung:
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Eschwege eingegliedert.
- Besitz ↑
-
Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1388 im Zinsregister des Klosters St. Augustinus zu Eschwege wird Oberdünzebach genannt. St. Cyriacus hat um 1400 gleichfalls Einkünfte aus dem Ort.
- 1770 wird neben den Gütern der Boyneburger auch eine Hufe, die Lenchenshufe genannt, der Hombergk zu Kleinvach aufgeführt. Der Besitz ist seit 1596 belegt.
- Kirche und Religion ↑
-
Ortskirchen:
- Kirchneubau 1732 an der Stelle eines Vorgängerbaus
-
Pfarrzugehörigkeit:
1770 Filial von Niederdünzebach, mit dem es auch ansonsten eng verbunden war.
-
Patronat:
1585, 1770 Herren von Boyneburg
-
Bekenntniswechsel:
Einführung der Reformation vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts.
- Kultur ↑
-
Schulen:
1770 Schulhaus vorhanden, 1910 einklassige Volksschule
-
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Nachweise ↑
-
Literatur:
- N. Hofmann, Herrschaftspraxis und Lehnsbeziehungen der Landgrafen von Thüringen, S. 765 (Register)
- 700 Jahre Niederdünzebach 1308 - 2008
- Diehl, Adelsherrschaft im Werraraum
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Bd. II: Stadt Eschwege, S. 394 - 404
- K. Kollmann, Eschweger Stadtteile, S. 503-504
- K. Kollmann, Nieder- und Oberdünzebach bei Eschwege. Beitrag zur Siedlungsgeschichte d. Eschweger Beckens, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 97 (1992), S. 299-304
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 57-68
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 99 (Dünzebach)
- Zitierweise ↑
- „Oberdünzebach, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/6582> (Stand: 22.11.2023)