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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 46. Netra
Gerichtsstätten
Anger in Renda

Weitere Informationen

Renda

Ortsteil · 380 m über NN
Gemeinde Ringgau, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

13 km südsüdwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit haufenförmigem Grundriss und geringer Siedlungsdichte auf einer unbewaldeten Hochfläche des Ringgaus. Kirche in zentraler Lage im ältesten Teil, vier ehemalige Adelshöfe in Randlage. Durch den Ort verläuft als abknickende Hauptachse in Nordwest-Südost-Richtung die K 22 (Lindenstraße).

Ersterwähnung:

(775-786)

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • comitia (1275)
  • villa (1334)
  • Dorf und Gericht (1539)

Umlegung der Flur:

1927

Älteste Gemarkungskarte:

1755

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3575429, 5659758
UTM: 32 U 575325 5657933
WGS84: 51.067973° N, 10.075055° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636010050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 971, davon 803 Acker (= 82.70 %), 75 Wiesen (= 7.72 %), 41 Holzungen (= 4.22 %)
  • 1961 (Hektar): 971, davon 119 Wald (= 12.26 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 77 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 77 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1750: 2 Schmiede, 1 Schreiner, 1 Wagner, 5 Schneider, 2 Maurer, 1 Wirt, 1 Tabakskrämerin, 20 Leinweber bzw. Tagelöhner, 8 Spinner
  • 1885: 395, davon 394 evangelisch (= 99.75 %), 0 katholisch, 1 andere Christen (= 0.25 %)
  • 1961: 422, davon 392 evangelisch (= 92.89 %), 29 katholisch (= 6.87 %)
  • 1970: 417
  • 1987: 408

Diagramme:

Renda: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 9. Jh.: Thüringen
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Gericht der Treusch von Buttlar
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Netra
  • 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 1275 deutet die Bezeichnung comitia auf einen Gerichtssitz in Renda, wohin die Einwohner von Weißenhasel dingpflichgtig sind.
  • Gericht Treusch von Buttlar
  • vor 1822: Amt Netra
  • 1822: Justizamt Netra
  • 1867: Amtsgericht Netra
  • 1879: Amtsgericht Netra
  • 1932: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

Um 1320 trägt Hermann von Boyneburg vom Grafen von Ziegenhain eine Hufe zu Renda als Lehen.

1334 verkauft die Begine Gertrud, Witwe Friedrichs von Steinau (Steynowe) ihre Güter in Gemarkung und Dorf Renda ihrem Verwandten Konrad von Boyneburg (Boymenburg). Nach ihrem Tod sollen die Güter ohne Ansprüche der Erben Konrads von Boyneburg an das Kloster Hersfeld zurückfallen.

1337 erwerben die von Baumbach vom Kloster Hersfeld ein Gut in Renda.

Im 15. Jahrhundert ist Renda fuldisches Lehen der Treusch von Buttlar.

Abt Johann von Fulda überträgt 1539 dem Landgrafen Philipp von Hessen die Lehenshoheit u.a. über das fuldische Lehen der Treusch von Buttlar in Renda mit Dorf und Gericht. Landgraf Philipp soll die Lehen wiederum den genannten Vasallen verleihen. Dagegen übergibt der Landgraf dem Stift Fulda seine Forderungen und Gerechtigkeiten an Schloss Haun mit Zubehör. Die Belehnungen der Herren von Buttlar erfolgen sodann gemeinsam von den Landgrafschaften Hessen sowie Thüringen bzw. Sachsen. Die 77 Hausgesessenen sind 1585 den Treusch von Buttlar verpflichtet. 1805 sind Treusch von Buttlar Gerichtsherren im Hof Hohenhaus, in Holzhausen, Unhausen, Willershausen, Renda, Altefeld, Hof Rittersberg und Nesselröden und teilen den Besitz in verschiedene Linien auf.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Ringgau zusammengeschlossen, deren Ortsteil Renda wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Um 775: Besitz des Klosters Hersfeld in Renda
  • 1152 bestätigt Papst Eugen III. dem Benediktinerkloster Bursfelde den namentlich angeführten Besitz u.a. in Renda.
  • Besitz des Klosters Germerode lässt sich erst im 15. Jahrhundert nachweisen.
  • Das Eschweger Augustinerkloster hat 1394 Pachteinnahmen in Renda, das dortige Cyriacusstift um 1400 ebenso.
  • Im 14. Jahrhundert hat Luppe von Nesselröden vier Hufen Land in Nesselröden und eine halbe Hufe in Renda von Heinrich von Honstein zu Lehen.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • ecclesia und archipresbiterium (1144)
  • 1356: Pfarrei (HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 319)
  • 1506: plebanus in Ulfen oder Renda
  • An der Stelle einer Vorgängerkirche schlichter klassizistischer Saalbau von 1843 von J. F. Matthei, 1972 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

1144 verleiht Erzbischof Heinrich von Mainz der von ihm geweihten Martinskirche Lauchröden Pfarrrechte und löst sie von der Mutterkirche Renda.

1349 und 1356 ist die Kapelle von Hasel Filiale der Pfarrei in Renda

Zur protestantischen Pfarrei gehörten 1872 die Höfe Altefeld und Heidelberg, 1994 die Kirchengemeinden Altefeld und Grandenborn.

Patronat:

1449 der Abt von Hersfeld

1585: Treusch von Buttlar, die sich das Recht 1750 in den Linien Hohenhaus, Altenfeld und Nesselröden teilen.

Bekenntniswechsel:

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Zacharias Ellenberg 1569-1607, zunächst lutherisch, später reformiert, nahm seine Zustimmung zu den Verbesserungspunkten zurück und wurde daraufhin abgesetzt.

Kirchliche Mittelbehörden:

vgl. auch Mittelpunkt

1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda

Protestantische Pfarrei der Klasse Eschwege (1872)

Kultur

Schulen:

1750 Schulhaus vorhanden

1910 einklassige Volksschule

Hospitäler:

Hospital im 18. Jahrhundert, gegründet durch Familie Treusch von Buttlar-Brandenfels, 1760 Umwandlung in Armenhaus

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Renda ist bereits 1144 als Sitz eines Erzpriestersprengels belegt.

Das Subsidienregister des Sprengels nennt 1506 die Pfarreien Herleshausen, Ulfen, Süss, Weissenhasel, Diemerode, Berneburg, Rockensüss, Breitau, Königswald, Dens, Lauchröden (Wartburgkreis, Freistaat Thüringen).

Wirtschaft:

Ursprünglich überwiegend Landwirtschaft, Handwerk und Leinenweberei

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Renda, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/6724> (Stand: 20.3.2024)