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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 35. Eschwege
Gerichtsstätten
Anger in Frieda

Weitere Informationen

Frieda

Ortsteil · 168 m über NN
Gemeinde Meinhard, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5 km ostnordöstlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaftem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am gleichnamigen von Norden kommenden Werrazufluss, im Osten des Eschweger Beckens und am südlichen Rand des Eichsfeldes. Hauptachse der Siedlung ist die von Eschwege über Treffurt nach Eisenach führende und in Frieda rechtswinklig nach Norden abknickende Leipziger Straße (B 249, heute südliche Ortsumgehung) mit Kirche an zentraler Stelle. Älterer Siedlungskern mit abgebrochener Kirche weiter südlich unmittelbar an der Furt über die Werra. Jüngere Wohnsiedlung nördlich an der Frieda im Bereich eines Gewerbeunternehmens. Die L 3467 führt nach Norden ins Eichsfeld.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Meinhard/Schwebda – Treffurt ("Werratalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1902) (Strecke zwischen 1945 und 1958 stillgelegt).

Ersterwähnung:

974

Siedlungsentwicklung:

Im 15. Jahrhundert wird Frieda zeitweise als Wüstung bezeichnet.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1909

Älteste Gemarkungskarte:

1750

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3578850, 5673470
UTM: 32 U 578745 5671640
WGS84: 51.190743° N, 10.126848° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636007010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 562, davon 270 Acker (= 48.04 %), 37 Wiesen (= 6.58 %), 270 Holzungen (= 48.04 %)
  • 1961 (Hektar): 562, davon 172 Wald (= 30.60 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 68 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 79 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1748: 16 Leinenweber, 8 Schneider, 1 Schuhmacher, 1 Raschmacher, 4 Schmiede, 1 Wagner, 2 Zimmerleute, 1 Sattler, 2 Schreiner, 3 Weißbinder, 2 Metzger, 1 Schaaffmeister, 1 Brandweinbrenner, 4 Müller, 1 Pachtmüller und 20 Tagelöhner
  • 1831: 7 Bauernhöfe nachgewiesen
  • 1885: 769, davon 766 evangelisch (= 99.61 %), 3 katholisch (= 0.39 %)
  • 1961: 974, davon 835 evangelisch (= 85.73 %), 130 katholisch (= 13.35 %)
  • 1970: 1126 Einwohner

Diagramme:

Frieda: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 974: Land Thüringen, Germaramark in der Grafschaft des Grafen Wigger (in regione Turingia in Germarene marcha et in comitatu Vuiggeri comitis)
  • 1306: Landgrafschaft Hessen
  • 1358: Kurfürstentum Mainz, Amt Bischofstein
  • 1469: Landgrafschaft Hessen, Zent Eschwege
  • 1583: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen Amt Eschwege
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Wanfried
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 1834: Justizamt Eschwege I
  • 1837: Kurfürstliches Justizamt Wanfried
  • 1867: Amtsgericht Wanfried
  • 1879: Amtsgericht Wanfried
  • 1932: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

Kaiser Otto II. schenkt 974 seiner Gemahlin Theophanu Burgen und Höfe im Land Thüringen, in der Germaramark und in der Grafschaft des Grafen Wigger gelegen, darunter auch Frieda.

1306 überlässt Albrecht, Landgraf zu Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen dem Landgraf Heinrich u.a. die "Lehenschaft" zu Wanfried und Frieda. Vom 14. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts ist die Herrschaft über den Ort zwischen dem Kurfürstentum Mainz und den Landgrafen von Hessen umstritten. 1583 kommt es im Rahmen des Merlauer Vertrags zwischen Mainz und Hessen zum Tausch, in dessen Kontext Frieda an Hessen fällt und dem Amt Eschwege zugeteilt wird.

Aus Mainzer Sicht gehört das Dorf zum mainzischen Amt Bischofstein. 1358 gehören zum Schloss Stein im Dorf Frieda 16 Huben und 16 Höfe. Der Besitzer des Freigutes ist zu den drei Landdingen auf Schloß Stein dingpflichtig.

1363 sind Klagen wegen Übergriffen der Parteien und ihrer Lehnsleute überliefert. Teile von Frieda sind seit 1444 hessisches Lehen der von Boyneburg-Hohenstein. Sie haben 1585 nur 21 von 68 Hausgessenen, 1748 13 von 57. Die Landgrafen haben 1748 auch über die boyneburgischen Untertanen die peinlich Gerichtsbarkeit.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Meinhard zusammengeschlossen, deren Ortsteil Frieda seitdem ist.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pfarrer (1363)
  • rector parochialis (1487) [HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 1757]
  • Über die Gestalt der älteren Kirche ist wenig bekannt, zwischenzeitlich ist sie nicht verzeichnet. 1862 entsteht an anderer Stelle ein romanisierender Saalbau mit hohem Turm, 1955 renoviert

Patrozinien:

  • Petrus; Paulus (1487)

Pfarrzugehörigkeit:

Frieda war nach der Reformation wechselnd mit verschiedenen Pfarreien verbunden, namentlich mit Schwebda und Grebendorf. 1623 und 1701 - 1778 besitzt es einen eigenen Pfarrer. Seit 1824 ist es Vikariat von Schwebda, so 1872 und 1994

Patronat:

Das Pfarrpatronat besitzen bis 1792 die von Boyneburg-Hohenstein als hessisches Lehen.

Klöster:

  • 1291 wird in einem Vertrag zwischen dem Eisenacher und dem erst fünf Jahre zuvor gegründeten Mühlhäuser Predigerkonvent festgehalten, dass es dem ersteren untersagt ist, über die Werra zwischen Treffurt und Allendorf hinaus in Richtung Mühlhausen vorzurücken. Unter weiteren genannten Orten befindet sich Frieda.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Kirchliche Mittelbehörden:

16. Jahrhundert: Archidiakonat Heiligenstadt

Frieda gehörte zum Archidiakonat Dorla (Bach, Kurze Geschichte 19).

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Die Landwirtschaft spielte in Frieda im 19. Jahrhundert nur eine untergeordnete Rolle. Dies wird durch die geringe Zahl von sieben Höfen belegt, die für das Jahr 1831 nachgewiesen sind. So war neben Gewerbe und Handwerk die auftragsgebundene Leineweberei die Haupterwerbstätigkeit der ansässigen Bevölkerung. Im Bereich der Topfmühle entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Betrieb zur Herstellung von Wachstuch. Dieser bildet die wirtschaftliche Ausgangsbasis für einen Industriebetrieb, der heute auf dem Gelände angesiedelt ist.

Mühlen:

1748 existieren in der Gemarkung von Frieda drei Mühlen, die alle vom gleichnamigen Bach angetrieben wurden. Zwei davon befanden sich innerhalb der Ortsgemarkung, die Topfmühle außerhalb.

Die Unter- oder Schlag-Mühle am südlichen Rand (Schlaggasse 11) wird 1337 erwähnt und zahlte ihren Zins an die von Keudel und die Landgrafen. Sie hatte ein unterschlächtiges Wasserrad, das um 1913 durch eine Turbine ersetzt wurde. Der Betrieb wurde 1981 eingestellt.

Die Mittelmühle entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und wurde über ein untschlächtiges Wasserrad angetrieben. 1869 wrude der Mahlbetrieb eingestellt und eine Walkmühle und Spinnerei eingerichtet, seit 1890 mit Turbinenbetrieb. 1929 wurde sie nach Brand nicht wieder errichtet. In der Folge zwischenzeitliche Nutzung als Verbandswasserwerk des Werratals.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Frieda, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5739> (Stand: 8.12.2023)