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Regesten der Landgrafen von Hessen

1497

Gerichtsordnung Wilhelm III., cap. 1-41

Regest-Nr. 10429

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Drucke: Sammlung fürstlich-hessischer Landes-Ordnungen 1, S. 15-28.
Regest
Gerichtsordnung Wilhelm III., cap. 1-41
Originaltext
Ordnung
von
Wilhelmo III
Landgrafen zu Hessen, Grafen zu Catzenelnbogen, zu Dietz, Ziegenhayn und Nidda.
VII.
Gerichts-Ordnung, so der Durchleuchtig, Hochgeborn, Fürst und herr, Herr Wilhelm, weilant Landtgraff zu Hessen, Graff zu Catzenelnbogen, zu Dietze, Zegenhain und Nyda, an der Lo^ene, auffgericht und geordnet.
Anno M. CCCC. xcvii.
In dem namen unsers Herrn Jesu Christi, Amen. Nachdem Got der almechtig uns durch sein barmherzigkeit gna^ediglich mit einem Fu^erstenthumb, auch mit etlichen Graffschafften milttiglich versehenn. So haben wir Wilhelm von Gots gnaden, Landgraffe zu Hessen, Graffe zu Catzenelnbogen, zu Dietz, zu Ziegenhain, und zu Nidde, betracht, das in gemelten Graffschafften vil underthan und Gericht seind. Darzu mancherhand gewonheit und u^ebung, die zu zeiten einander widerwertig erfunden werden, darauß irrunge den underthanen, desgleichen den zukommenden erwachsen dardurch die gedachten in merckliche schaden fallen unnd gefu^ert werden. Sollichs alles zuverkommen mit zeitlichem rathe der unsern bericht genommen, Unnd eine Ordnung inn unsern Landen und Gerichten, nachfolgender masse fu^ergenommen, Die wir auß teglicher bericht unser underthan, und der Gericht u^ebung mit hilffe Gottes unnd der unsern hoffen zu mehren und bessern.
Zum ersten, von der Ladung oder Fu^erheischung fu^er Gericht.
Ein ieder der einen einwoner fu^er Recht heischen will, sol denselben mit einem geschworn gerichtsknecht vor Recht under augen heischen, Zum ersten, zum andern, und dritten male under augen, oder zu hauß und hof verku^enden lassen, Also das sollichs uff drei gerichts tag geschehe nach ordnung eins ieden Gerichts. Will aber der Beklagt auff die erste ladung dem Kleger antwortenn, ist nit not weiter ladung wider in außgehen zulassen, und mo^egen solche ladung die gerichtsknechtan allen endenn thun, außgescheiden kirchen und geweihete stett.
2. Von Ladung der Inwoner doch inn irem abwesen.
So einer gegen einem der nit anheimisch were, klagen will, Der sol in erstlich zu hauß und hoff oder seiner gewonlicher herberge und wonung mit einem gerichtsknecht fürheischen lassen, wo er aber nit hauß, hoff, oder ku^endtliche herberg hette, so sol im solliche Ladung oder fürheischung mit bestimmunge eins eintlichen gerichts tag, den man Peremptorie nennet, an die ende do er angezeyget würdt zu wissen gethan, unnd verku^endet werden.
3. Von den die sich im gerichtszwang verbergen.
Wider die sol der gerichtsknecht der massen handeln, das er sie zu hauß und hoff su^eche, und so er sie nit findet, den einwohnern irer heuser und ho^effe, und den nachbaurn sein fu^erheischung, und von weswegen sie geschihet, auch die sache entdecken mag, auch an solliche hauß und hoff die Ladung anschlagen, also das versehlich sei, das sollich ladung dem fu^ergeheischen zuwissen wird, und wo er alsdann vor Recht nit erscheinen wu^erd, mo^echt wider den laut der Klage ferrer, als wider einen ungehorsamen gehandelt und Procediert werdenn, Wo aber furgeheischt nachfolgende erscheinen wu^erde, und glaublich beweisen, das solliche fu^erheischung ime nitt zu wissen worden were, so solt soliche proceß abgestalt unnd forder auff beider theile fu^erbringen, nach gebu^ernus gehandelt werden.
Wie man aber wider einen ungehorsamen handeln sol, findestu hiernach in dem tittel von den ungehorsamen.
4. Ob der kleger von seinr ladung mo^eg absten.
So der Kleger von seiner fu^ergenoomen Ladung abstehn will, sol er dem antworter so der in nit erlassen will, seinen kosten der ladung halb erlitten widerkeren.
Es soll auch niemants den andern under unsers gnedigen Herrn von Hessen undersassen mit frembden unlendischen gerichten, Geystlich noch weltlich in weltlichen sachen und hendeln die vor seinen gnaden gericht geho^eren fu^ernemen, noch damit beschweren, in einig weise, bey ungnediger straff, und sonderlich auch bey der pene fu^enfftzig Reinischer gulden. Damit ein jeglicher der die u^eberfarung thet, und so dicke das von im geschehe, meinem gnedigen Herrn verfallen, und auch darzu der sachen so er fu^ergenommen hette, verlustig seyn sollte.
5. Von Machtbrieffen und allerley gewalten, Auch der Gesipten.
Item es mag ein ieder seinen anwalt setzen und machen vor Schultheiß, einem scheffen und gerichtsschreiber, oder zweien scheffen des gerichts und des gerichtschreibers, Also das solicher gewalt, mit bestimmung der sachen und person in das gerichts buch geschriben wird.
Item welcher ausserhalb des gerichtszwangs von andern enden einen gewalt bringt, und als anwalt zu klagen oder zu antworten vermeint, der sol under eins Fu^ersten geystlich oder weltlichen prelaten, Graffen, Herrn stetten, Gerichten, oder ander zweier gerichten oder mer erbar leute ku^endigen insigel, oder durch eins oder mehr glaubwirdige Notarien ku^endige Instrument, seinen gewalt mit besitmmung der partheien und der sachen fu^erbringen.
6. Von Beistand der gesipten personen.
So iemants vonn wegen seiner Gesipten personen im biß in den dritten grad verwant zu klagen und zu antworten, oder ichts anders rechtlichen zuhandeln vermeynte, unnd des sondern gewalts brieffe, noch urkunde nit fu^erbrechte, der mag vor des selben wegen gewalt fu^erbringen, odder sunst nach notturfft versicheren, solichs so er seiner halb handelt, durch den selben stet und fest zuhalten, und dem nach zukommen, als sich gebu^ert, und recht ist.
Ein Anwalt gesetzt von wegen seins herrn zu klagen, sol auch gewalt haben, den selben seinen herrn im gegen rechten zuverantworten, sol er in krafft seines gewaltes klag zuthun nicht zugelassen werden.
Wer in der Acht ist, mag fu^er sich selbst, oder auch fu^er einen andern als Anwaldt nit klagen, Doch sol er fu^er sich selbst als beklagter zu antworten zugelassen werden.
Der man mag on sondern befelch seiner frawen, so die in recht geheyschen wirt, die frawen vertretten, Also das er bestand thu und sicherheit, was durch in also gehandelt, das die fraw das stedt und fest halten wird, wo er das aber nit thette, soll er on sonderlichenn gewalt der frawen nit zugelassen werden, Sonder sol wider die fraw Procediert werden, Aber die fraw mag iren man in sachen den man allein beru^eren, nit vertretten, doch ire a^elteren ob die mit kranckheit beladen weren, mag sie wol an recht vertretten.
Alle Eheleute die zu o^effnem kram oder marckt stehn, und ander die mitt einander alle irer beider schuldt versemptlich zubezalen schuldig sein, Sollen beide odder ir jedes in sonderheit umb alle klage unnd spru^eche solliche schuldt beru^eren, zu antwort stehn, Und des gelichen mag ir iedes irer beider versamlet schuldt, als volmechtig klagweise, mit recht erfordern und inbringen.
Und seind diß die personen die mit einander zubezalen schuldig sind. Gewandschneider, Kremer, die zu Kramgewelbe oder laden sitzen, und gemeinskauffs warten, wechsler, offen wirt, die gemeinlich frembde leuthe und geste halten, so uß und eintreten, auch die zu offen marckt sitzen, oder pflegen zu handeln, unnd ire haußfrauwen so ire kauff, handtierung und gewinnen in gemeine ine beiden zu nutz und narung kompt, in sollichen unnd der gleichen fellen, ist eins für das ander pfandtbar. So spenne oder irrunge der bezalung in ire gmacht schuldt fiel, und sollen man und weib solche schuldt zubezalen verpflicht sein. Doch also, So man und fraw in gemelter handthierung gleichen gwin nehmen und entphahen wie oben gemelt.
Der Antworter der sich an recht dem kleger uff einen bestimpten tag antwort zu gebenn verpflicht, hatt sich darumb seiner auszu^ege so im in Recht gebu^eren, widder den Kleger zu thunde, nit begeben.
7. Von verku^endungen in und usserhalb Rechtens.
Ob sich in recht erheischen und gebu^ern wu^rd, einig verku^endung ausserhalb hangends rechten, iemant zuthunde, uß ursachen, daß in die sach der halb ander partheie gegen einander in Recht stunden, auch berurte antreff, damit er dann zurück nit verrechtet werde, so sol es mit sollicher verku^endung oder u^eberantwortung derselben gehalten werden, als mit der u^eberantwortung , der ladung oder fu^erheischung wie obgeschrieben steht, im ersten titel, Erst under augen, darnach zu hauß oder under augen.
So der Kleger oder Antworter gegenn einander in Recht hangen, welche parthey dann auß redlicher ursach fu^er schlecht, das die sache des selben rechten andere persone eine oder mehr berurte oder antreffe, der maß, daß der Richter erfu^ende notu^erfftig zu sein, Solliche Personen mit einer verku^endunge darzu zu erfordern, So solle alsdann solche verku^endunge der selben parthei die sie fu^ergeschlagen haben uffgelegt werden, Wolt dann der dem verku^ent wehre worden, so vil und in die sach berurte, daß selb Recht seiner halb Klage, und antwort weiße, auff solliche verku^endung vertretten zu dem selben Gericht, Oder uff zimlich schube des rechten, so im erteylt wu^erde, das mag er thun, Also das zwischen allen teylen so vil fu^erbracht, und entscheiden werde, als sich in Recht gebu^ert, Und so er aber fu^erbrecht, Er were nit mit erstlicher ladung erfordert, und wollte sein sache, unnd vermeynte Gerechtigkeit ime mit einer Protestation oder gedinge fu^erbehalten, auff meinung das im solichs recht zwischen den selben partheien furgenommen unschedlich sein solte, So mo^echt er damit abscheiden unnd zwischen den partheien beschehen was recht were, Es wer dann das die partheien so als dann gegen einander in Recht stu^enden, ime einiger gerechtigkeit, Interesse, oder besonders antreffens seinet halb nit gestu^enden, So sollte er soliche seine vermeinte grechtigkeit ero^effnen, und so sich uß beider teile fu^erbringen seinethalb solich seine vermeinte gerechtigkeit nit erfu^ende, so solt seinet halb onverhindert zwischen den beschehen was recht were. Hette er aber den sachen zuthunde das mo^egt er fu^ernehmen als recht ist. Hette er aber derselben sachen zu thunde als Antworter, so mo^echt ine die parthei die rechtlichs ußtrags gegen im notu^erftig wer, mit ladung und clag erfordern wie recht were. Unnd wo aber die ihenen den verku^endt wu^erde onverhinderet der eehafft, durch sich oder iemants anders von iren wegen nit erscheinen, so solt zwischen den Partheienn dannocht beschehen was recht were.
Diß gesetz hat statt in dem falle, so der kauffer des verkaufften guts halb angesprochen wu^erde von einem dritten, mag er sollichs dem verkeuffer verku^enden zu kommen, und in deßhalb zuvertretten.
Item so der Landsiddel seines Landsiddels gutes halb angesprochen wirt, mag er den herren des guts, zu oder vor gericht ernennen, als den die sach antrifft, und begeren das dem darzu verku^endet werde.
Unnd in anderen gleichen fellen, als lehen gu^etern und anderen.
Alle verku^endunge gerichtlicher erkenntnu^eß oder hervolgung die mo^egen zu hauß, hoffe oder herberge beschehen.
Ob iemant der fu^ergeheischen oder verku^endet were zu erscheinen auß Ehaffter not verhindert were, das solle er vernotbotten auff die bestimpten unnd bescheidenn zeit, Oder aber er on solicher vernotbottung auch verhindert wu^erde, Das sol der geheischen were, so erst sollichs gesein mag fu^erbringen, und nach gestalt der sachen, soll darnach auff erkantnuß des Richters beschehenn so vil und recht ist. Erfu^ends sich dann, das der auß Eehaffter not verhindert were worden, und einen notbotten an gewalt der haupt sachen schicket, So soll im abermals verku^endet werden. Erschine aber er in eigner persone, aber durch seinenn vollen gewalt zu der hauptsache, So sol darnach ferner in Recht gehandelt werdenn. Unnd es sollen auch in die hendel davor fu^ergenommen, nit verhefften noch verbinden. So sich aber nit erfu^ende, das er uß Eehafft verhindert were worden, so soll der gerichts handel so ferre der als dann gereycht hette bei krefften bleiben, und ferrer geschehen was recht ist.
8. Wie man einen Frembden ko^emmeren mo^ege.
Es soll niemand einen Frembden beko^emmeren lassen, er hab dann soliche erlaubnus eines Schultheissen an dem ende. Es were dann, das er sein schuld vormals mit rechtlicher ordnung erlangt hette, So mo^echt er sollichenn kommer on laub des Schultheißenn thun lassen. Der beko^emmerte sol auch nicht in gefencknuß gefu^ert werden, dieweil er sicherheyt, mit pfanden oder bu^ergen thun mag, Wo er aber weder mit pfanden oder bu^ergen sicherheit thun mo^echte, und glaubhafftig odder gesessen were, mo^echt er sicherheit durch seinen eydt thun an gericht zu kommen, und rechtvertigung zu erwarten, oder aber auff den gerichts tag, bu^ergen oder pfand bringen.
So der Kleger auff gerichts tag nit erschiene, und der antworter den gerichts tag verstehet, sol die ladung des mals ab sein, und sol der Kleger den Antworter gerichts kosten widerkeren, ehe und zu vor im ein ander ladung zugelassen werde. So habe oder gut eines Gasts beko^emmert wu^erde, in seinem abwesen, so soll im u^eberlandt verku^endt werden, und ein nemlichen tag nach gelegenheit seins abwesens gesatzt, und fürter der heyschung nachgefolget werden, wie obgemelt ist.
Ein ieder wirt mag umb sein zerung bei im geschehen, seins Gasts hab und gut der solche zerung bei im gethon hat, versperren und handthaben, on einen gerichts knecht, und on urlaub, auff gu^etlichen oder rechtlichen außtag.
Wo einr gegen den andern umb vermutung der fu^erflucht uß ursachen daz er daz sein verberge, oder hinweg geschickt het, zu den gu^etern die noch vor augen weren clagen wolt, mag im ein Schultheiß vergo^ennen und sol mit verku^endung und ladung des fu^erflu^chtigen gehalten werden wie obgeschriben ist.
9. Von der ungehorsame und ervolgung.
Es ist zu mercken in der ervolgung, ob der Kleger den Antworter umb gu^etter, oder personlich umb schuld ansprech umb gu^etter, und der antworter ungehorsamlich außblibe, so wer der Kleger in die angeklagten gu^etter zusetzen, auß ursachen das der ungehorsam beclagte also gedrungen wu^erde die gu^etter zuvertretten, und ob der Antworter darnach in jares frist keme, und versicherung thet zu recht zu stehn, unnd den Kleger seinen gerichts kosten vernu^egt, so soll man in wider zu beseß der gu^etter kommen lassen, unnd wo er aber das nit thet inn jares frist, so wu^erde der Kleger nach außgang des jars sollicher gemelter gu^eter ein rechter besitzer, Doch vorhalten dem Antworter sein gerechtigkeit an der eigenschafft und nit anders. Wo aber des Klegers spruch wider den Antworter personlich were, und der Antworter ungehorsam wu^erde, so sol man den Kleger in des Antworters gu^etter setzen, sie seien ligende oder farende, nach anzal der geforderten schuld. Als dann mag der Antworter in oder nach dem iar erscheinen, und dem Kleger seinen gerichts kosten vernu^egen, unnd sicherheyt thun, dem Kleger gerecht zu werden, und sollen dann im seine gu^etter darinn der Kleger gesatzt ist, wider zu handen gestalt werden, Es were dann das er also lang außblibe, das die gu^eter mit gericht verkaufft, oder dem Kleger fu^er sein schuldt vom Richter zugeben, oder dreissig jar verlossen weren, als dann sol es bei dem gerichts handel bleiben.
10. Von bestetigung des kriegs.
Der krieg wirt bestetigt, so auff die forderung des Klegers der Antworter, die verneint oder erkent durch nein oder ja. Nun ist zemercken, so kleger oder antworter vor und ehe der krieg durch nein oder ja, bestetigt ist von tode abgeht, so sol das selb fu^ergenomen recht abgestelt werden, und gefallen sein, Also das sollichs mitt newer ladung und klag, darnach sol und muß fu^ergenommen werden, mit abstellung beider partheien, der erst erlitten kost und schaden. Also das eincher theyl dem andern darumb nichts schuldig sein sol, Es were dann das vor bestetigung des kriegs in dem handel einig neben urteyl gesprochen wird, Davon an uns Appellirt were, und sollich neben urteyl were, davon das recht vergonde zu Appelliren und darauff kosten gangen were, So solt als dann der handel unnd sach nicht abgestelt noch gefallen sein, sonder die mo^echt an den enden do sich das gebu^ert vor uns außgetragen werden. Wo aber der rechtliche krieg abgehengt, und in oben begriffner meinung der krieg befestigt, oder an und Appelirt were worden, und kost daruff gangen, wie obgemelt ist, so solt solicher Gerichts handel oder Instantz nit gefallen, sonder die erben des abgegangen theyls darzu versatzt sein, Doch das in fordern unnd nachvolgenden Processen des abgegangen erben allweg verku^endet wird.
Doch mag von einer urtheyl, auch nach weltlichen Rechten Appellirt werden fu^er uns. Si einig Richter oder Gericht in einer weltlichen sachen oder geltschuld ein neben urteil geben oder sprechen, Das man die partheien umb solche sache an dem haspel oder mit weh fragen solt, dann die Recht sollichs verbietten. Darumb vonn solichen neben urteilen zu appellieren vergo^ennet, Deßgleich mag auch von einem neben urteil Appellirt werden. So der Richter oder einig Gericht ein neben urteil gebe, oder geben, daß einr an dem haspel, oder mit weh gefragt solt umb einer peinlichen sachen willen werden, und solch sach doch in recht nit außgedruckt unnd der massen erfunden worden.
Es mag auch von einer neben die auff Eyekution oder volnfu^erung des recht geben oder vom richter oder gericht gesprochen wu^erde, vor uns, wo sich die parthei beschwert, wider soliche gesprochen wu^erde, vermeinten Appellirt werden, nach dem beschriben Rechten sollichs vergonnen.
Desgleichen mag auch von einer neben urteil vor uns Appellirt werden, wo Richter oder gereicht der partheien einen tag oder Termin gegen seiner wider partheien gesatzt, unnd nitt erschinen were, unnd der Richter oder Gericht ein neben urteil geben, und der partheien so nicht erschienen, auff den tag were, ein ewig schweigen uff legen mag die parthei wol von Appelliren wie obsteht.
Desgleichen mag alzeit von neben urteilen vor unns Appellirt werden, Wi solich die kraft haben entlicher urteil, dann so solche neben urteil nit wider erholt mo^egen werden, so nit davon Appellirt wurden, angesehen das nach sollichem urteil, keinn andere urteil stellen, sonder allein execution oder follenfu^eren des rechten folget. Diese felle seind zu anzeigungen gesetzt, Wie wol derglichen mer im Rechten erfunden werden.
11. Von Gerichts-Kosten.
Der do vermeynt einig ferichts kosten von seinem widerteil zu erlangen, der sol die zu ende seins beschluß vor dem Richter begeren, wo er des nicht thet, und urteil in den sahcen gesprochen wu^erde, sol er nach der urteil, der gerichts kosten nit geho^ert werden. Der Richter sol auch so er gerichts kosten Taxiren will, den Partheien darzu verku^enden lassen, und ire einrede ho^eren.
Gerichts schaden sein, der lone dem Gerichtschreiber umb sein mu^ehe, als lesen und inschreiben, auch brieffgelt der Gerichtschreiber unnd Cantzel schreiber, darinne gebu^erlich belonung der Procuratorien, Advocaten, der gerichts Knecht, nach zimlicher gewonheit, dem Schultheißen und Scheffen, nach irrung der zeugenn. So alles und iedes so mit Taxation und ma^essigung des Richters als darzu ho^ert.
So zwo Partheien oder mehr spennig und rechtes gegen einander nottu^erfftig sein, gelts oder ander habe halb, das der dritte inne hat, Es lege der dritte das selb darumb der spann ist, inn gericht oder nit, so sollen die Partheien solliche ire recht mir Ladung gegenn einander anfangen, mit verku^endung des dritten, und das darauff außtragen, als recht ist.
12. Von Gegen rechten.
Ob iemants vor Recht geheischen und fu^ergenommen wu^erde, mag er nichts destminder umb andere sache den Kleger vor dem selnen gericht fu^ernemmen, und sol Recht ine beiden nach gerichtlicher Ordnung wie sich gebu^ert, widerfaren.
13. So iemandt zu vil fordert.
So iemandt den andern fu^ernemen mit ladung umb schuldt, zinß oder anders, vor und ehe dann er im des zu bezalen unnd außzurichten schuldig. So soll der Kleger dem Antworter nit allein seinen gerichts kosten und scheden auff erkanntnuß des rechten bezalen und außrichten, sonder er ist auch verfallen, und darzu schuldig dem antworter, so vil zeit der bezalung und außrichtung halb zu geben, als er vor zeit oder ziele wider billikeit und recht fu^ergenommen hat, Es were dann das der verantworter flu^echtig oder reumig, oder mit sollicher verenderung und entfembdung seiner hab unnd gut erschine, dadurch er dem Kleger solcher klage und rechtens als dann oder auff künfftige zeit ursach geben hette, wie dann sollichs in Recht ußgedruckt ist. Unnd so aber iemant umb ein gro^esser anzal, Summ, oder anders klagte, dann im der antworter schuldig ist, und sich sollichs der maß zu recht erfindet. So soll der Kleger dem antworter seine erlittene gerichts kosten unnd scheden, wie die gemessigt werden, dreifeltgklich außrichten, Unnd wo aber einiger zweiffel oder irrunge in dem darumb der Klager klagte erschine, also das er des halb einige sicher und erntlich bestimmung, und beger nit thun noch setzen mo^echt. So mag der Kleger das selb bestimmen unnd das begern, mit gebu^erlicher messigung des rechten zu zeiten auff außtrag gebu^erlicher rechnung, wo das durch rechnung sol fu^ergenommen werden, und als dann ist der Kleger in soliche pene des rechten, der mer bittunge halber nit gefallen, aber sonst sol es der gwonlich gerichts kost und scheden halb, gehalten werden als recht ist.
14. Von der unmu^endigen, Sinlosen und Stummen.
Die unmu^endigen, unnd die do stehn in gewalt irer vormu^ender, und die Sinlosen die nit volkommen gebrauch irer vernunfft haben, und die personen die mißhandelung halb in straff und gefencknuß sein, die mo^egen nit klagen, noch antworten auß rechter eehafft verhindernuß, Sonder durch ire vormu^ender und pfleger, klagen und antwurten lassen, wie sich gebu^ert und recht ist. Welche auch auß obgedachten personen, nit pfleger noch vorm^under hetten, den sollen durch die oberhandt fu^erweser oder vormu^ender gegeben werden, die iren halb handeln sollen und mo^egen, wie recht ist.
15. Von beibringen eines Gezeugen.
Der Kleger sol sein klage zu recht gnu^eg beweisen, thet er das aber nit, so soll der Antworter on auff legung des Eydes ledig gezelt werden. Wo aber der Kleger zum rechten nicht genug, sonder ein halb beweisung, als mit einem gezeugen, oder sonst anzeige hette, mo^echt der Richter nach gestalt der sachen und persone den eydt dem kleger zu ervolgung seiner beweisung, oder dem antworter zu erledigung von der klag aufflegen.
16. Von Beibringungen. Aller hande Beibringung, es sei urkund, brieff zeugen und sage der geschworen Instrument, eines jeden Handtschrifft, Register, Rechenbu^echer, Lehenbu^echer und ander, sollen iegliche zu seinem werdt zugelassen werden, beheltlich dem widerteil seiner wehr dagegen, und seiner inrede.
Gemein brieff sollen auff gesinnen ietweder seit partheien von der andern in Recht gelegt, und welche parthei des begert abschrifft darvon geben werden, und seind das gemein brieff, die uff gemeynen kosten erlangt, oder beider partheien uß gemeiner ursach herkommen, Wo aber in gemeinen salbu^echern oder gesellschafft schrifften etwas zum handel nit dienen oder geheim were.
So soll mit zimlichen beschluß des selben so vil dann zu Recht dient bey der wider parthei durch ein gleich lautende Copei in gericht bracht, und geho^ert werden, oder aber wo des nott thett, die rechte Originale auff erkentnus des Rechten.
17. Von den zeugen.
Die Zeugen, so iemant vermeint zusichren, sollen durch einen Gerichts knecht fu^ergeheischen werden, und auff das nechst gericht so sie eehafft nit entschuldigt sagen. So ine aber bedenckens not were, mo^egenn sie ire rechtlich tage nennen, und das dann zu außgang derselben, so vil ine wissent sagen.
Der zeuge sol unverleumbt unnd unverworffen sein, und auff bittung und beger der partheien im Recht billich zu gelassen werden, doch das ein ieglicher mitt Recht fu^ergeheischen werde, und fu^erhin in gegenwertigkeit der widerparthei, odder in der selben ungehorsam abwesen schweren, das er in der sache darinn er gefu^ert, unnd der halb gefragt wu^erdt ein gantz lauter warheit sagen wo^elle, als vil im dann kundt und wissen ist, und das nit zu verhalten, weder von freu^endschafft, lieb, oder neyd, forcht gabe oder myde, noch keinerley andere bewegung willen, Sonder getreulich und ungeverlich sagen, so vil im dann kunth und wissent. Und disen Eyd sol der Richter on willen der Partheien nit begeben noch nachlassen, Die amptleute, auch Gerichtschreiber und Knecht, sollen schweren auff ire pflicht, und zugelassen werdenn. Aber sonst wirt es mit ine gemeß den andern gehalten, nach Gerichtlicher ero^effnung der Zeugen sage, wider ire persone und sage so vil fu^erzubringen, als ire noturfft unnd das Recht erfordert.
Der partheien sol beweisung ertheilt werden, die uff ja und beschehen ding, und nit der die ire meynunge auff neyn, oder auff ungeschehen ding setzt, Es were dann sach das sollich nein besunder umbstend hett, Daraus man ja, oder beschehenn ding wol verstehn mo^echte, das zu Richters erkentnuß stehn sol.
So iemant sich etwas zu beweisen understehet, sol er die sach und meynung seiner verweisung durch nentlich Wort oder Artickel unterscheidlich lauter fu^erschlahen, darauß verstanden mo^ege werden, was er sich zu beweisen understeht, und so dann sollichs undienstlich und unvertra^eglich weisunge seind, und sich der maß nach beider teil verho^erung durch erkantnuß des Richters erfunden, So sol der selbe darinn nit zu gelassen, noch sein widertheyl damit beschwert werden.
18. Von verho^erung der Zeugen.
Die Gezeugen sollen in geheim, nit in beiwesen der partheien verho^ert werden, von dem oder den die dem Richter darzu bescheyden werdenn, Also das ieder Zeuge insonderheit sage, und was dann der odder ander Zeugen sagen, das sol der gerichtschreiber eigentlich uff schreiben, und das die andern im von gerichts wegen zugeordent auch ho^eren lassen, Auch sol man die zeugen und ir ieden in sonderheit fragen, an wo^elchem tag und stadt die sach also geschehen sei davor er gefragt, und die ursach seins wissens, und wer dabei gewesen sei, und was sunst andere frage nach gestalt der selben sach nottu^erftig weren, darauß man ursach des zeugen wissens verstehe, und zu erleuterung und verstentnuß des selben rechten dienend, die sollen und vermo^egen die verho^eren nach irer vernunfft und bescheydenheit wol fu^ernemen. Ob auch einige fragstuck von der parthei nit gegeben weren, Und ob einig parthei die zu geben understu^ende, so sollenn sie allein notu^erfftig und zu Recht dienstlich fragstuck geben, Darumb auch dem Richter fu^erbehalten ist, die u^eberflu^eßig fragstuck abzeschneiden.
19. Von o^effnung der Zeugen sage.
Wann die Zeugen gesagt haben, so sol man ire sag offentlich vor gericht verlesen, und nach dem die Richter erkennt, wievil, und in welcher maß ire sage einen ieglichen der die gestelt hat, in seiner sache zustatten, oder zu besserm rechten bekommen, oder außtreglich sei, darauff sollen sie die urteil gru^enden und setzen, wie dann das rechtlich erkennt wirdet, also das der zeugen sage sich auff das weselich stucke gleichen, zum minsten zwen oder drei die unverworffen sein sollen. Wolt auch ein parthei die gezeugen irer wider parthei rechtlich verschlagen, oder ire sage anders fu^erbringen, darinn sollen sie auch geho^ert, und des die richter erklert oder entscheiden werden, wie sich dann das rechtlich erheischt, und was zeughafft die partheien auff die selben Artickel notu^erfftig sein, die sollen sie fu^erenn vor ero^effnung vorgestalter zeugen sage, Und so aber die gefu^ert zeughafft, in Gericht und Recht geo^effnet wu^erdt, sollenn darnach beide theile, odder Partheien zu einiger ferrer zeugschafft auff dieselben Artickel nit zugelassen werden, und so aber die parthei einen zeugen allein hette, so sol es damit gehalten werden, wie obgeschriben steht, als in den Titel von der Beibringung.
Wann der gezeuge gestalt und Artickel, darauß er geho^ert sol werden, bestimpt sein, will dann die widerparthei fu^erbringen, das sie ire vorbehalt, ire außzu^ege unnd notturfft wider die person der vermeinten zeugen, auch wider ire sage, daruff mag die selbig parthei nach rechtlicher ero^effnung der zeugen sage, ob sie will die selbig ihre auß zu^ege und notturfft fu^erbringen, die dann mit sampt des andern theils gegenwere sollen geho^ert werden.
20. Wer Zeugen geben mo^ege.
Die hernachgemelten personen mo^egen nit rechtmeßige gezeugnuß und kuntschafft geben.
Zumersten, die unter viii jaren alt sein, Thoren, mo^enisch, Unsinnigen, die Bentschen und Echter, so sollicher Bann oder Acht in acht tagen den nechsten darnach bewust wu^erde, und auch die erloßen, als meineydig und der gleichenn. Die offenbarlich verleumbt sein, Also daß die frawen, der Testamente nit zeugen seyn mo^egen. Auch sollen vatter und mu^etter, vor oder wider ire leibliche kind zeugnuß nit zugelassen werden, und des gleichen die kinder, fu^er oder wider leiplich vatter und mu^etter, Es wird dann von dem widertheil mit willen nach geben, Oder ußer halb der anderen gezeugen oder kuntschafft gebrauch erschine, Also das man andere nit gehaben mo^echt. Auch werden alle andere verbotten, die an kinds oder vaters statt seyn, biß in das vierte gelid.
Es sollen in Recht zeugen oder kuntschaffter nit auff genommen noch zugelassen werden, vor und ehe dann der partheien, die der notu^erfftig ist, die in recht zufuren und zu stellen erkent werden, Es wer dann, dz jemant die fu^eren wolt zu ewiger gedechtnuß, Als dann so die selben parthei in sorgen und geferlicheit stu^ende, dz soliche personn so gar ferre außerhalb lands ziehen wollten, odder mit sollicher kranckheit, oder alter beladen weren, das die selben parthei, der vor irer stellung und fu^erung mo^echt braubt oder benommen werden, und sollich person sollen vor des Antwurters ordentlichen Richter, oder vonn seinem Commissarien, oder aber fu^er einen ussern Richter, durch befehle und bethe brieff, die man zu Latin nennet Literas compassus fu^ergenommen und gefu^ert werden, mit richterlich oder rechtlicher erforderung der widerpartheien die das beru^ert und antrifft, die dann ire protestation odder bezeugung thun, und ire fragstuch geben mag ob sie will, wie sich dann gebu^ert und recht ist, unnd so solcher zeugschafft und sage geschicht, sollen die also verschlossen und ungeo^effent bey demselben Richter bleiben biß zum rechtlichen gebrauche, und wo aber die selbe zeugschafft in einem iar darnach dem nechsten nit gebraucht wu^erde, so ist die alsdann fu^erbasser erloschen, unbu^endig und krafftloß.
21. Wie vil zeugen zu einem Testament geho^eren.
Nach ordenung Keyserlichen Rechtens, geho^eren zu einem ieden Testament Sieben gezeugen, wo sollichs vom Adel oder Burgern gemacht wirt. Under der Baurschafft ist gnug mit fu^enffen. Aber nach Geystlichen Rechten, ist gnug mit dem Pfarrer und zweien gezeugen.
Zu mildten sachen ist gnug mit zweien.
22. Von Außbringung und krafft der Vidimus.
So Glaubwirdige Vidimus oder Transsumpt ußzubringen fu^ergenommen werden, So sollen die ienen, die sie außbringen, Die andern die solliche Vidimus oder Transumpt beru^eren, fu^er iren ordentlichen richtern oder gerichten zu außbringung derselben Vidimus oder Transsumpt fu^erheischen lassen, mit einem gerichtsknecht oder brieff, personlich under augen, oder zu hauß und hoff oder irer herberge und wonunge, oder aber wo der keins mit fu^ege mo^echt sein, mit anschlahung an das Rathaus oder Pfarrkirchen derselben flecken, darinn sie weren, oder sunst sollichs den nachbauren, oder ku^endigen sagenn, oder kunth thun, mit bestimmung einer na^emlichen zeit und sag nach gelegenheit der nehe und ferre des abwesenden, damit das es noch versehelicher vermutung der erforderten zu wissen werden, und so das also geschicht, und er beweist das er sollich verku^endung in vorgemelter maß gethan hab. Es kommen dann die erforderten oder nit, so mo^egen sollich Vidimus oder transumpt, mit erkantnuß des selben Rechten, als glaubwu^erdig und kra^efftig erlangt und außbracht werden, die auch darnach so vil glauben haben sollen, als die rechten Original und haupt brieffe.
23. Von den Außzu^egen wider Notarien.
Es ist niemant schuldig einem Instrument glauben zu stellen, wo der Notarius unbekannt ist, unnd als dann, sol der solich Instrument gebrauchen will, bei bringen, das der Notarius der solch Instrument gmacht hat glaubwu^erdig unnd Legalis sei, wo es die widderparthei nicht nach leßt.
24. Von dem Gerichts Buch.
Es sol ein ieglich gericht ein gerichtsbuch haben, darzu man aller hand gerichts hendel, und bekenntnuß, so vor Gericht geschehn sol, und so iemants einem andern williklich in dz Gerichtsbuch erkentnuß thun will, sol geschehen in beiwesen zweier des gerichts und den Gericht schriber, und darnach in alle irer gegenwertikeit gelesen, und fu^er kreftig als ob es vor gantzen Gericht were gehalten worden.
25. Von den urteilen.
Ein bei Urteil gewinnet des Richters halbenn nit die krafft einer gerechten sache, Sonder Richter mag die widerruffen unnd einander sprechen, all die weil die sach vor im unentscheyden hangt, und do die partheien davonn vor unns nit Appellirt in zehenn tagen, darnach die na^echsten, so gewinnet iren halb die krafft einer berechten sache.
Wider den der seiner schuldt in das gerichts buch, wie oben geschrieben erkennt, Soll volnfu^erung des rechtenn, als ob es mit urtheil erkent were geschehen. So aber wider jemant ein urteil mit Recht gesprochen in gegenwertigkeit der widerparthei, soll in zehen tagen den nechsten darnach kein volnziehung der urtheil geschehen, Wann in den selben zehen tagen, mag er fu^er und Appelliren. So aber durch in vor uns nit Appellirt wirt, sol alsdann, volziehung des urteils, wie recht geschehen, Aber wider den der durch sein ungehorsam ervolgt wirt, ist nitt not zehen tag zu bietten, Sonder mag inwendig den zehen tagen geschehen, als wider den, der in das Gerichts buch erkent hat.
26. Von volnstreckung der urteil.
So iemandt er sei Inwoner oder Craft ervolgung erlanget, so mag er pfande fordern lassen an dem nechsten, oder ander nachvolgenden tag, der doch nut feirtag seie, Ungeachtet, obwol derselbe tag nicht einn Gerichts tag ist, und er mag im daruff den nechsten gerichts tag darnach das Gericht erlauben lassen, unnd seinem Rechten ferrer nachgehn, wie sich dann solchs nach ordnung des gerichts gepu^ert, gwonheit und Recht ist.
So mit Recht iemant vor gericht entlich erlangt und erstanden wirt, so sol volziehung desselben rechten nach gegangen werden, zu vor an der person unnd habe halb, in den selben gerichts bezwang begriffen, unnd auch an anderen enden und Gerichten, dem selben gericht on mittel underworffen, wo aber die selben person zu der erlangt were worden, oder ir hab ligend und farend in einem undergericht dem Gericht, so sollichs erlangt were underworffen beretten worden, odder begriffen wa^ere, so mag das Gericht darinn sollich gu^etter erlangt sein, an das selb undergericht der partheien die erlangt mit irem gebot, oder heysch Brieff erkennen, und geben darauff durch dz selbe gericht mitt antastung der personen, odder ferner hilff des Rechtens, das zu habe verhulffen werde, so lang und ferre, bis entlich volziehung beschicht, unnd so aber die persone, zu der erlangt, ist in einigen eussern gericht oder statt nit underworffen, betretten worden, odder der selben person, hab und gut, beweglich und unbeweglich, so sol dasselbe ausser gericht durch Literas compassus, und beth Brieffe von solichem gericht außgangen, auff anruffen der partheien ersucht werden, damit und darauff an den selben enden und gerichten sollicher Execution und volziehung sovil verholffen werden als Recht ist.
In volziehung und nachvolge des rechten, soll dise Ordnung gehalten werden, das mit dem ersten soll farende oder bewegliche habe angetast werden so vil sich dann der wirt etwas daru^eber oder darbei ungeferlich trifft, Doch also wo iemant hette pferd, oder ander thier zum pflu^ege geho^erig, oder andern acker zeug, Werckzeug, unnd der gleichen gezeug, damit er sich seinr notturfft halb zu neren pflegt die sollten zu erst in ruwe gestelt werden sollichs vorgangs halber, und er sol auch dafu^er ligend hab unnd gut, ob gebruch an der farende hab erschine, unnd darnach des selben auff den erlangt ist, ußstendige, richtige schuld, Recht und gerechtigkeit woran er die hette angetst werden, und auff das iu^engst und lengst, aller erst die egeru^erten zugeho^erende des pflugs und ackers zeug, auch der werckzeug, alles so lang und ferre, bis zu dem erstan den rechts tag gnug geschicht, Und wo die habe gut oder recht das also mit volziehung des rechten angetast wu^erde, als dann oder vormals mit hangendem Rechten, als spennig verhefft oder begriffen were, So sol darfu^er die gerusame habe oder recht, die nit spennig were, fu^ergenommen werden, und so aber allein spennig hab vorhanden were. Odder die notturft des Rechten erhiesche, auch die spennig anzugreiffen. So sol der Richter darauff gegen dem der sie mit ferrem gerichtszwang antastet, uff dz ku^ertzest und fu^eglichest nach irer beide fu^ergabe, darumb erkennen, und zwischen inen entscheiden, als sich nach gelegenheit der sachen zu thun gebu^ert und Recht ist, unnd wes dann gerechtigkeit entstehet das darzu erlangt ist worden, darzu sol dem anklager auff sein behaltens Recht, so lang bis dem ein genu^ege geschicht, verholffen werden.
So aber zum eingang des gerichts Kindbetterin oder Kranck legerhafftige menschen betretten werden, was dann vorhanden ist, das den selben personen, zu irem leger unnd pflege auß irer noturfft ungeverlich zusteht, Darinn sollenn sie auff die zeit des Kindtbets unnd irer Kranckheit und legers gefreiet sein, das selbe als dann nit außtragen.
So einem man mit dem Gericht eingegangen wu^ert, und damit oder mit ander gerichtlicher nachfolge seiner Eefrauen, die dann mit im zu bezalen nicht schuldig ist, hab, gut, oder gerechtigkeit fu^ernemmen unnd angetast wirt, der halb sie dann fu^erstehet, So mag die selb fraw durch sich odderiren Anwalt auff ir ku^entlich wissenn, die selben ire fu^ergenommen und angetastet habe, Gut und gerechtigkeit auff das nechst nachfolgende Gericht, unverhindert der Eehafft so sie entgegen ist auff verku^endunge der selben Parthei in Gericht unnd Recht vertretten mit ruwe und anestall sollicher angetaster hab, gut, und gerechtigkeyt auff disen nachfolgenden rechtlichenn entscheid. In solchem beide theile und partheien nach irer notturfft sollen geho^ert und der frawen fu^erstants halben, darumb entscheyden werden, mit so vil erkentnuß, als nach Recht darzu geho^ert. Und so aber die Fraw auß der zeit des gerichtlichen eingangs nit zugegen, sondern auérhalb der Statt an anderen enden were, unnd er auch darzu gerichtlich nit verku^ent were worden. So soll ir der selbe zugang an dem iren unschedlich sein, Sie mag auch auff ir kontlich wissen, darnach mit vernotbottung der widerparthei durch sie oder iren anwalt, die selben ire angetast hab und gut, oder gerechtigkeit in gericht vertretten, Darumb sovil zu beschehen als vor beru^ert und recht ist.
Einen ieden gebro^etten dienstbotten, sol umb seinen verdienten lidlon aufferscheinung der zeit seins dinstes, und sein anruffen durch den richter mit verho^erung seins herren oder frawen, so solcher lidlon nit in spenne erscheint, von stund an zu außrichtung unnd bezalung des selben verholffen werden, unverhindert behelffs seiner herschafft, und es soll unnd mag auch der Richter darumb pfenden so vil Volzihung vornemen, damit dem dinstbotten sein beszalung nit verzogen werde, sonder entlich geschehe. Wo aber mercklich gespenne oder irrung zwischen ine erschiene, So sol dem, oder den selben zu seiner herschafft auff sein erstliche gerechtliche ladung mit rechtlichem entscheid, darumb verholffen werden, und was dann der dienstbot, der maß in Recht erlangt, Darumb sol auch ie zu zeiten der Richter ferrer verhelffen als vor begriffen ist, unnd der dienstbott soll auch mit solicher entrichtung seines lidlons den vorgang haben vor anderen personlichen schulden so sein herschaft schuldig war, Doch unschädlich den die darvor zu seiner herschafft mit Recht erlangt und erstanden, oder a^elter einsetzung, oder verpfendung hetten.
So es aber fu^erbasser zu schulden kompt, das auff iemant entlich erklagte oder ervolgt, mit dem selben mitt gericht eingegangen, und sein haußrat, oder ander farende habe, darinn ime zustendig von gerichts wegen, geantwort, Also daß solchs nach herbrachter u^ebung, auch nach gerechtlicher ordenung versperret, oder das außgetragen angetast wurde, und der hauß herre oder sein gwalt, solcher bestentnuß halb, des selben hauß umb sein verfallen haus zins, der nehest verfallen, und des selben gegenwertigen iars im gebu^erende vorstu^ende, uff meinung im sarumb außrichtung zuthunde, von und eh dann solicher haußradt und farende habe, auß dem selben hauß getragen oder gefu^ert wurde, So sol im davon sovil innbleiben, als solliche verfallene zinß treffen, oder dz im der selbe außstand zu voran bezalt und außgericht werde.
Es soll einer entlichen urtheile, die sich helt in kraft einer berechten sache, und des gleichen einer ervolgung oder bekantnuß in dz gerichts buch die sich helt in krafft einer ervolgung also nachgegangen werden, das der Sa^echer oder sein anwalt oder notbot. Nachdem und solche urteil, ervolgung oder bekantnuß gerichtlich unappellirt inn ire krafft gangen durch einen gerichts knecht an seiner wider parthei fordern mag, unnd so im farende oder bewegliche pfande angebotten und geben werden, So sollen solche pfande auf das nechst oder andere nachvolgende gericht außgebotten, und durch einen geschworenn verkeuffer, oder verkeufferin, bei irer pflicht gesetzt verfeilscht, und darnach verkaufft werden, und auff den selben kauff sollen auch die parthei daruff erlangt ist, solche pfande umb die anzal odder wert, darumb sie dann also geschetzt oder verkaufft sein, angebottenn werdenn durch einen geschwprnen gerichts knecht, under augenn, oder wo er nit vorhanden were, zu hauß und hoffe ,gewonlich herberge, oder an das Rathauß und so dieselbe parthei solche pfande darumb behalten und lo^eßen will, das mag sie thun in acht tagen, darnach den nechsten, und so aber solchs essende pfand weren, so solt so vil kurtzer zeit oder schub zu der nachvolge nach erkantnuß des Rechten, erkant unnd gesetzt werden, und so sie aber solliches zu thunde in der zeit nit vermeint oder behielt, so sol es damit gehalten werden, als hie nach geschrieben steht.
volziehung der Urteil, ervolgung oder erkanntnuß zu ligenden gu^etteren sol geschehenn, das der geschworen gerichts knecht, den kleger darinn setze, darnach so derselb gerichts knecht, oder andere nach gewonheit des gerichts sollich gut zuvor an den zinßherrn und erben zu entschu^etten in vierzehen tagen anbieten, und wo sie das gut nit entschu^etten wollten, sol er es in andern vierzehen zagen, darnach volgen feyl bietten, und dem verkauffen, der allermeyst darumb geben will, Also das von solchem kauff gelt der Kleger seiner schuldt mitt sampt dem gerichts schaden bezalt, undwo etwas u^ebrig were, dem Antworter wider geben. So aber das kaufft gelt nit genugsam were den Kleger zu bezalenn, so mag er ferrer suchen, so lang seinem erlangten Rechten gnu^egen geschehen were.
27. Von Eeleuthen und irem Gut, die one gedinge zusamen kommen.
Wann Man und frawe, leib und gut on alle geding zusamen bringen, So sol es mitt irem gut, so sie zusamen bringen, oder mit einander in stehender Ehe gewinnen, also gehalten werden, Das sie des ir leben lang mit einender gebrauchen und geniessen, und so dann eins under inen von tode on leibs erben abgeht, so das ander bei allen solchen gu^etern sein leben lang sitzen bleiben, und so das selb auch darnach abgehn wirt, sollen die gu^etter gleich geteilt, ieweder seits freunden und erben, halb und halb werden. Doch also, das der eygenthumb des halben theyls auff die nehsten freund, die zeit, so das erst abgangen ist gefalle und werde.
28. Wann Eeleut samenhafftig, oder jedes besonder ire schuldt zu bezalen schuldig ist.
Gewandschneider und Kremer, die zum Krame, Gewelbe oder Laden sitzen, und gemeins kauffens und verkauffens warten, Auch Wechsel und offen Gasr geben oder Wirt, die gemeinlich frembde leuthe pflegen zu herbergen, und auch die so zu offen marckt sitzen, und zu handeln pflegen, auch so man und weib ire keuffe und handthierung, zu gemeinen unnd irer beider gewerbe narung und nutz fu^ernemen, in sollichen und degleichen fellen, auff erkentnuß des Richters, so spenne darinn entstu^enden, Sollen man und weib beider seit zu bezalen verpflicht sein, Doch also, daß die frau an solcher gemeiner hantierung mit irem man geleichen gewin nehmen unnd entpfahen.
29. Von dem Wiedem der Frawen.
So der man seiner Eelichen haußfrawen die zugifft der frawen, und widergifft das man nennet Dotum, oder Donationem propter nuptias, vermacht und verschreibt, auff allen das oder hat er leßt. Und sich darnach begebe, daß er sein hab und gut unzimlich verthet, oder aber ku^enfftiglich in einem unversehen abgang seiner narung fiele in veiden zugifft der frawen, und widergifft des mannes, so mergklich das die frawe sich besorget oder versehe, das sie ird Widumbs oder wart benommen mo^echt werden, oder abgang darane gewinnen, und sie den man diser felle halb, eins, oder irer beider in Recht beklagt und sollich genugsamlich nach erkantnuß des rechten fu^erbracht, So solt alsdann der man dem weib nemlich versiecherung thun beider zu schetz, Dich unbegeben irer beider genieß und wart darane uff ku^enftige felle, und auch den schuldigern an bezalung irer schuld von der u^ebermasse so dann u^eber beider heirath gu^eter vorhanden were, unschedlich.
30. Von vermechtnuß des Widumbs auff allen und sondern gu^ettern des Mannes.
Wann der man seiner eelichen haußfrawen den widumb oder heirat gut vermacht oder verschreibt, uff allen dt er hat oder leßt, so hat er nit macht sein liegend hab, gut und zins, dann allein sein frei man lehen zuverkauffen oder zu verendern, on der selben seinr fraw gunst und willen. Begebe sich aber redlich ursach, der halben sein nutz und notturfft erhiesche zu verkauffen odder zu verendern, und wo die fraw des nit verwilligen wolt, so mo^echt das Recht nach irer beider fu^ergebe sie darumb entscheiden, Aber der man mag mit seiner parschafft ach seinem nutz und noturfft zu handeln frei, und sollichs gebrauchs unverbunden sein, Doch unbegeben der frawen verschreibung auff dem und andern, und in diesem falle, mag die frau in leben irs mans gegen andern schuldigern wol vertretten, wo das ir notturft erheischt. Were es aber, das der mann auff besonder seiner hab und gut der frawen iren widumb vermecht, daran sie nach rath irer freu^end einen gnugen gehapt, so solt er als dann, und darnach mit ander seiner habe und gut, frey und unverbunden sein.
31. Zwischen Eeleuthen Gifft sein onmechtig im Rechten, sie werden dann durch abgang des Stiffters besta^etigt.
So Man und Weib mit gabe unnd widergabe der Widumen in einander heirathen, unnd das Weib mit todt inn geschefft abgehet, unnd Eeliche Kinder leßet, so mag irer Eelicher man der darnach lebet in aller verlassener hab des Weibes sein lebtag gantz uß sitzen und den genieß mit erziehung und hinbringung der selben kinder daran haben, er verruck seinen widumstul oder nit, doch also, das die eygenschafft derselbenn verlassen mu^etterlichen habe, den kindern unverruckt bleibe, unnd in gewonlichem baw und besserung gehalten wird. Und so aber der man stirbt vor der frawen, will dann die fraw unverruckt ihres widums stuls, und unentricht ihres widums, bei den kindern als ein vorminderin sitzenn, so mag sie mit inen die va^eterliche hab geniessen, nit als ein erbe, sondern als ein vormunderin, doch also das er von den nehesten der Kinder, von des vaters seitten halben einer, und einer von der mutter wegen zugegeben werden. Wo sie aber solcher freunde nit hetten, oder ob sie die ha^ettem, und sich sollicher vormundschafft nit annemen wollten, So sollen andere frembde von der oberhandt zugegeben werdenn, und mit desselben rath, sol die handlung der kinder vetterlicher habe, so sie mercklich were, fu^ergenommen werden, und den kindern rechenschafft davon geschehen, die kind auch nach rath des vormu^ndenn gezogen, Und so sie erwachsen unnd zu iren jaren beradderen iaren kommen, bestadt werden. So sie aber iren witwe stul verruckt, oder sonst nit lenger bey den kinden sitzen und bleiben wolt, So sol man die frawen ihres widumbs und anderes ihres verschreibens gu^ttere entrichten.
32. Von Angreiffung besamter gu^etter auß Eehafft.
So vatter und mutter ir eins nach des andern tod in leben bleibet, das dann in gesampneter hab und gut der kinder sitzt, und sein leibs not auß rechter eehafft zu bu^essen vermeint, das sollen die kinder ,so sie mu^endig sein, oder sonst ire vormundt mit recht darzu erfordern, darauff sol sollichs nach beider teil verho^erung mit urteil und Recht fu^ergenommen und entscheiden werden.
33. Was Farende hab sei oder nit.
Farende hab ist nur zu achten, fru^echt des erdreichs all dieweil und sie dem erdtrich ungelediget anhangen, und das obs, dieweil es auff den ba^eumen ist. Irem druben all die weil sie an sto^ecken stehn, so sie aber darvon kommen und erledigt, werden sie für farende hab gehalten. Item gu^elt rendt, werden fu^er farend hab geachtet, Des gleichen gelt schuld oder anders bewegends, als haußrat, cleinat, kleyder, harnasch, waffen, unnd was man tragen und bewegen kann. Item ablosung gu^lt werden uff dieser seitten Reins fu^er farend hab geacht. Unnd fu^er ewige gu^elt ihenseit des Reins gehalten.
34. Von Erbschafft in absteigender linien.
So vatter und mutter leiblich Eelich kinder on geschefft hinder in verlassen, So erben dieselben kinder alle vetterliche und mu^etterliche habe und gut, faren und ligend, wie die namen haben, gleich mit einander, Doch also das der son die freie manlehen zu voran nehmen und darnach gleich theilen mit den to^echtern, aber die zins lehen und gu^etter sollen gemeiniglich gefallen, Es were dann das solch zins lehen mit sonderlicher gwonheit oder gedinge von alter ander herkommen weren, Ob auch in lehen einige besondere velle oder irrung sich begeben wu^erden, die zu ußtrag der lehen recht geho^erten, die sollen daselbst entscheiden werden. Wo aber sone und tochter kinder, enckeln, urenckeln, oder ander in ir rechter absteygenden linien sein, die selben sollen an statt irer abgangen a^elteren mit der abgegangenen kindern in die stemme erbenn, in massen ire a^eltern so sie in leben weren, geerbt hetten, Wo aber Anher oder anfraw nitt leiblich eelich kinder, sonder in der rechten absteygenden linien ander erben in gleichem grade verliessen, die sollen alle auch gleich mit einander erben.
35. Von den geelichten kindern.
Es sollen auch geelichte kinder durch nachfolgend vermehlung der a^elteren geleich mit den nachkommen Eelichen kindern erben.
Die a^elteren sollen auch ire kinder on außgedruckt ursach im Rechten ernennet, nit enterben, wo aber sollichs von den a^eltern geschehe, must der erbe von den a^eltern gesatzt, die ursach der enterbung zum Rechten genug beibringen.
Und seind das die sachen der entderbung. Die erst, wan der son sein hand an vatter oder mutter legt. Die Ander, so er merckliche schmehe an sie legt. Die Dritte, so er sie peinlich in Recht anklagt, in sachen die den Keyder oder das Reich nit beru^ert. Die vierde, wann er sich zu zaubern gefellet. Die fu^enfft, wann er ein zauberer wirt, Die sechst, so er den a^eltern nach irem leben stellet. Die sibend, wann er sich mit seines vatters haußfrawen oder zuhalterin vermischt. Die acht, so er durch sein verzerung die a^eltern verderblich machet. Die neunde, so der son vor seinen vatter seins vermo^egens nit bu^ergen wolt. Die zehende, so kinder verhindern vatter und mutter Testament zu machen. Die eylffte, so sich die kinder wider der a^eltern willen unzimlich narung suchen, und doch die a^eltern erbar weren. Die zwo^elfft, so die tochter sich zu unreinen hendeln gebe, und ir die a^eltern gern zu den ehren hu^elffen, eh die fu^enff und zweintzig iar alt wirt. Die dreizehend, so die kinder den lrancken und sinnlosen a^eltern nit gebu^erlich hu^elff und versorg thetten. Die vierzehend, so sie ire gefangen a^eltern auß gefengnuß nit erlo^eßtenn, so sie das vermo^echten.
36. Von gerechtigkeit ku^enfftiger erbfa^elle.
Es ist in den Rechten geordnet uß redlichen ursachen, dz kinder und leiblich erben ir ku^enfftige erbfa^elle irer vatter und mutter und a^eltern vor und eh dann sie die erlebten hinder in zubegebenon wissen der a^eltern oder schuldt daruff zu erkennen oder verschreiben, nicht macht haben sollen, wo es aber daru^eber geschehe, dz solt weder krafft noch macht in recht haben. Auch mo^egen die kinder son oder tochter, die noch in gewaltsam und versehung irer leiblichen vatter, mutter oder vormunder unbestat stehn und nicht abgericht sein, einig schuld hinder denselben iren a^eltern oder fu^ermundern nit machen, Und ob dz auch daru^eber geschehe, so solten sie ir a^eltern noch formu^ender denselben personen oder schuldigern, darumb nichts verpflicht noch schuldig sein, Wo aber sollich gelehent gelt noch bey den kindern den dz gelihen oder irn a^eltern vorhanden oder in irn kindtlichen nutz kommen und gewant were, So sol dz uff bescheid des rechten bezalt werden. So aber die kinder mit gedult und wissen irer a^elteren oder fu^ermu^endern kauffmans weise handeln, von den sol diß gesetz nit verstanden werden.
37. Von versamenter hab und von erbschafft derselben.
Fur versamente hab sol verstanden und ghalten werden alle die hab und gut so dann beide eeleuth, die leib an leib, und gut an gut geheyrat haben, die zeit ihres eelichen bei schlaffens zu einander bringen, und alles dz, so sie in irer beider eelicher versammunge samptlich uberkommen und gewinnen, Auch alles dz so eeleuthe die in ander meinunge unverdingt, oder mit geding der gab und widergabe der widume in irer beider leben, in irer beider versamenter hand erkauffen, und nach dem ir jedes in der ehe on sollicher irer beider versamenter hab und gut den halben teil hat, So erben ir jedes leibliche erben in absteigender linien, dz gantz versamente der abgangen teil, Oder wo die nit vorhanden weren, so erben ander erben in der eigenschafft wie obsteht nach laut des ersten gesetzs, unter dem Titel vonn Eeleuthen und irem gut, die on geding zusamen kommen, Doch also, das bleibende der Ehe, so lang unnd es seins Witwenstuls unverruckt bleibt, seinen genieß darvon mit erziehung, hinbringung, auß unnd steurung geystlich oder weltlich des abgegangen verlassen kind, Ob es die alsdann ließe, unnd auch mit angreiffen des selben, ob die Eehafft solches erhiesche.
Wo es aber der Witwenstul verruckt, und leiblich erben in absteigender linien verließ, so sol es denselben erben soliches ihres angestorben Erbtheils abtretten und volgen lassen, Aber gegen allein anderen Erben in uffsteigender lininen, oder auff die seiten verwandt, sol es in vergemelter meynung seinen beyseß daran haben, Will aber dz selb bleibende der Ehe, sich von kindern theilen, das sol es zu thunde macht haben, und daraffter nicht schuldig sein, dieselben sein kinder ferrer mit kost und ander notturft zuversehen, Doch das es den kindern, so sie unmu^endig, oder under iren vogtbaren iaren weren, um vormunden in zu geben, die Oberhant darumb anruffen solle, unnd darzu mit der bescheidenheyt, wo das abgegangen auff die zeit seins abgangs icht schuldt schuldig were, die es vor sollicherer versamnung gemacht hette, so solt dieselbe schuldt, von besonderer seiner verlassen habe, oder ob derane gebruch erschiene, von seinen halben theyle der versammung der gemeinen habe gemacht wu^erde, die sol von gemeiner hab und gut von der versammunge herru^erende außgericht werden, Und so sich begebe, das das bleibende der Ehe zu der andern Ehe griffe, und mehr leiblicher und Eelicher erben in absteygender linien gewu^enne, oder dergleichen absteigender erben von der gescheen heirath hette, die dann den fall erlebten, so sollen die alle in den halben theile der versammung gleich erben, als sonst von der erbschafft der absteigenden linien geschriben ist, in dem ersten gesetze, wo anderst der fall on geschefft geschicht, Wo aber das bleibende in der andern Ehe, zu der zeit seins abgangs mit demselben seinen Eelichen letsten gemahe nit erben in absteigender linien hinder in verließ, so soll seinem Eelichen genossen zu voran volgenn und bleiben das gut, s es z uden gestorbenen gemaheln bracht in die Ee hette, oder ime sonst erblich, oder in ander weiß zugestanden ist.
38. Von Erbschafft mancherlei kinder.
So mancherlei kinder Vatter unnd Mutter halb vorhanden sein, so sollen allewege alle kinder des Vatters, sein verlassen habe, und der Mutter kinder ir verlassen habe erben, unnd so aber versamente kinder, versameter a^eltern als Vatter und Mutter vorhanden sein, Die selben kinder erben, der selnen ire versameter a^eltern versamente habe und gut, als vorgeschriben ist, als so der falle on geschefft geschicht.
Doch soll es mit dem besitz und genieß gehalten werden wie vor in dem Ersten Artickel geschriben steht.
39. Von Bastarden auß verdampter geburt geboren.
Alle Bastard die von verdampter geburt geboren werden von Vatter und Mutter, die als dann kein Ehe mit einander besitzen odder machen mo^echten, die sollen noch mo^egen zu einiger erbschafft ihres Vatters noch irer Mutter in einig weiß nit kommen, Wol mo^egen die erzogen werden, aber so die a^eltern sonst natu^erlich kinder ausserhalb verdampter geburt hetten, die mo^echten sie durch ir geschefft odder sunst mit ziemlicher messigung versehen, doch unschedlich den Eelichen kindern an dem das ine durch gebu^erlich unnd nottu^erftige erbschafft zusteht.
40. Von Erbschafft natu^erlicher kinder irer leiblichen Mu^etter.
Natu^erlich kinder die doch von verdampter geburt nicht sein mo^egen, mo^egen ire leibliche mutter erben, sie weren zu solcher erbschafft geelicht oder nit, Es were dann das die mutter von besonderm Adel unnd hoher geburt were, die man zu Latein Illustres nennet.
41. Von der Bastarder verlassener habe.
So Banckhart Eeliche kinder hetten odder gewu^ennen, so mo^egen die selbige ire kindere sie erben in massen vormals von den Eelichen kindern gesetzt ist, Unnd welche bastart ire vatter oder mutter nit erben, die sollen auch herwiderumb die selben a^elteren ire uneliche kinder auch nitt erbenn auß gleicher ursach, Von welchen a^elterenn aber die bastart erbschafft haben, die selben a^elteren mo^egen sie wider erben, unnd so aber der erbfahl des Bastards nit auff den Vatter, sondern auff die mutter zeygt, und dieselbe nit in leben wer, und sonst neher Erben nit vorhanden weren, so solt alsdann solliche erbschafft uff sein nehesten gesipte erben der mutter halb, Und so aber der Banckart kein mutter, sonder leibliche geschisterde hette, oder hinder im verließ eines oder mehr von einer mutter auff zeit seins abgangs, so erben dieselben geschwister vor anderen frembden der mutter halb, Doch alles wann es on geschefft geschicht.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Hessen, Landgrafen, Wilhelm III.

Sachbegriffe

Grafen · Gerichtsordnungen · Gerichte · Grafschaften · Rechtssicherheiten · Untertanen · Gerichte, Vorladen vor · Vorladungen, peremptorische · Gerichtsknechte · Herbergen · Häuser · Gerichtkosten · Gerichte, geistliche · Strafen · Währungen, Rheinische Gulden · Gulden, Rheinische · Anwälte · Schultheiße · Schöffen · Gerichtsschreiber · Gerichtsbücher · Gerichtszwänge · Prälate · Notare · Urkunden, als Beweismittel · Verwandte, Vertretung vor Gericht · Ehefrauen, Vertretung von Gericht · Anwälte, nicht zugelassene · Reichsacht · Märkte · Handwerker, Gewandschneider · Gewandschneider · Krämer · Händler · Wechsler · Wirte · Herbergen · Kramgewölbe · Markthallen · Landsiedel · Landsiedelgüter · Lehen · Gerichte, verhindertes Erscheinen vor · Fremde, Vorgehen vor Gericht gegen · Sicherheiten, Stellen von · Bürgen · Pfandschaften · Eide, Voraussetzung für die Zulassung zu · Güter, Bechlagnahmen von · Zerungskosten, Pfänden von · Güter, liegende · Güter, fahrende · Güter, Pfänden von · Verkäufe · Appellationen · Folterinstrumente, Haspel · Haspeln · Befragungen, peinliche · Urteile, endgültige · Gerichtskosten, Festlegen von · Lohnkosten · Kanzleischreiber · Advokaten · Gerichtsknechte · Zinsen · Unmündige, Verweigerung des Klagerechts · Vormünder, Stellen von · Geisteskranke · Eide, als Beweismittel · Register · Registerbücher · Beweismittel, schriftliche · Lehenbücher · Salbücher · Zeugen, geheimes Verhör von · Zeugen, Zulassung von · Zeugen, Alterbegrenzung bei · Testamente · Frauen, als Zeugen bei Testamenten ausgeschlossen · Aussagen, schriftliche · Testamente, notwendige Zeugenanzahl · Seelstiftungen, Zeugenanzahl für · Rathäuser · Pfarrkirchen · Bekanntmachungen, Anschlagen von · Gerichtsbücher, Inhalt von · Urteile, Vollstrecken von · Güter, Pfänden von · Pfändungen, Gründe für Aussetzung · Kindbetterinnen · Streitigkeiten, um Dienstlohn · Hausrat, Pfänden von · Pfänder, essende · Güterrechte, eheliche · Ehegüterrechte · Wittume · Mitgift · Widerlagen · Erbrecht, eheliches · Güter, fahrende, Definition von · Güter, Verfügungsrecht über eheliche · Erbrechte · Witwen, erneute Heirat von · Bastarde · Erbrechte, unehelicher Kinder · Kinder, uneheliche

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Landesordnungen 1

Original

Landesordnungen 1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 10429 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/10429> (Stand: 27.04.2024)