Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 18. Witzenhausen
Weitere Informationen
Witzenhausen
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Stadtteil · 145 m über NN
Gemeinde Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Stadt
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Lage und Verkehrslage:
Unterhalb der Talenge zwischen dem Weinberg und als altem Siedlungsplatz verdächtigen Johannesberg sowie der an seinem Fuß längst verschwundenen Wasserburg auf einem nach Nordosten bis zur Mündung der Gelster flach auslaufenden Hang der Wartberge die regelmäßige Stadtanlage mit etwa birnenförmigem Umriß
Gitterartiges Straßensystem, das unterschiedlich große, meist rechteckige Baublöcke bildet
In der Mitte der Quadratische Markt mit freistehendem Rathaus, diagonal versetzt der rechteckige Kirchplatz
Parallel zur Werra durchgehende Längsachse, am Markt abgewinkelt; Querachse am Markt versetzt
In der Nordosten-Ecke des zum größten Teil erhaltenen Mauerberings das ehemalige Wilhelmitenkloster; in der Südwest-Ecke Burgmannenhöfe, wohl im Anschluß an eine hier an der Bergfront nicht mehr nachweisbare Burg des Stadtherrn
Ein Mühlenarm der Gelster, die "Herrengelster", verläuft am Ostrand des Stadtgebiets innerhalb der Mauern als Gewerbewasser.
Chausseen Großalmerode - Witzenhausen (1835), Witzenhausen - Göttingen und Witzenhausen - Heiligenstadt. Lage an den heutigen Bundesstraßen B27 (Göttingen–Eschwege), B80 (Hann. Münden–Heiligenstadt) und B451 (Helsa–Witzenhausen) und den Landesstraßen L3237, L3238 und L3464.
Bahnhof der Eisenbahnlinien Hann. Münden – Arenshausen ("Werratalbahn IV") (Inbetriebnahme der Strecke 13.3.1872) und Hessisch Lichtenau/Velmeden – Großalmerode/Ost – Neu-Eichenberg/Eichenberg ("Gelstertalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 15.12.1915) (Einstellung des Personenverkehrs auf dieser Strecke am 3.6.1973).
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Ersterwähnung:
850
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Siedlungsentwicklung:
1225: Marktgründung (nundinas ... et forum vulgäre)
1247: civis genannt
1335: Werrabrücke
Sitz von Amt und Kreis (siehe Mittelpunkt)
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Bischoffshausen (Bischhausen).
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Historische Namensformen:
- Wizzanhuson (um 850) [Fälschung XVII, Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, Nr. 2 ]
- Witczenhusin, in (1225) [Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 3-4, Nr. 2]
- Wezenhusen, de (1231)
- Wicenhusen, super destructione (1232/1247)
- Wiscenhusen, in (vor 1236)
- Witzenhusen (1258)
- Wizenhusen (1258)
- Wzinhusen, de (1266) [XVIII]
- Weszenhusen, de (1266) [XVIII]
- Wyzenhusen, de (1266) [XVIII]
- Wizehusen (1268) [XVIII]
- Wycenhusen, in (1268) [XVIII]
- Wizinhusen, de (1270)
- Wittinhusin, in (1271)
- Wothenhusen, de (1272)
- Wiczenhusen, in (1297)
- Weccenhusen, de (1299)
- Wytzen-husen (1303) [XVIII]
- Wyssenhusen (1320) [XVIII]
- Witzenhusen (1436)
- Witzenhausen (1575/85)
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Bezeichnung der Siedlung:
- Um 850: villa (Fälschung)
- 1232: opidum
- 1247: civitas
- 1264: castellum, municio
- 1352: stadt
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Badenstein
- Bischhausen
- Burg Witzenhausen
- Carmshausen
- Carmshausen (Höfe)
- Eberhardshausen
- Gelsterhof
- Gutsbezirk Bischoffshausen
- Huden
- Oberförsterei Witzenhausen
- Petzelsmühle
- Rengershausen
- Ritzmühle (Bäckermühle)
- Stempelshausen
- Willershausen
- Terminei der Eschweger Augustinereremiten in Witzenhausen (→ Klöster)
- Terminei der Göttinger Dominikaner in Witzenhausen (→ Klöster)
- Wilhelmitenkloster Witzenhausen (→ Klöster)
- Zisterzienserinnenkloster Witzenhausen (→ Klöster)
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Burgen und Befestigungen:
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Umlegung der Flur:
eingeleitet 1963
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Älteste Gemarkungskarte:
1742
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3559863, 5690245
UTM: 32 U 559765 5688408
WGS84: 51.343808° N, 9.858091° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
636016160
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Flächennutzungsstatistik:
- 1745: 6678 Acker, davon 2350 Acker Wald
- 1961 (Hektar): 2032, davon 758 Wald (= 37.30 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1543: 241 Hausgesesse
- 1575/85: 344
- 1588: 370 Bürger
- 1681: 250 Hausgesesse
- 1745: 332 Häuser oder Feuerstellen = 1683 Einwohner
- 1925: 4589 (3700 evangelisch, 700 römisch-katholisch, 125 Juden, 40 Baptisten, 5 Quäker, 19 Dissidenten)
- 1950: 8395. 1961: 7940 (6048 evangelisch, 1597 römisch-katholisch)
- 1961: 7940, davon 6048 evangelisch (= 76.17 %), 1597 katholisch (= 20.11 %)
- 1970: 7573
- Berufsgliederung 1961: 445 Selbstständige, 203 mithelfende Familienangehörige, 1142 Beamte und Angestellte, 1351 Arbeiter, 269 Lehrlinge. 145 Land- und Forstwirtschaft, 1302 Energie, Bergbau, verarbeitende Gewerbe, 247 Baugewerbe, 516 Handel, 162 Verkehr und Nachrichtenwesen, 56 Banken und Versicherungen
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- Gehörte vielleicht zur Westermark (Westera), sicher zu Ermschwerd (Burgberg) (Die Gemarkunggrenze Witzenhausen reicht im Nordwesten bis dicht an den Befestigungsgraben heran)
- 1466: Amt Ludwigstein
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1747: Amt Witzenhausen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Witzenhausen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
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Altkreis:
Witzenhausen
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Gericht:
- Um 850: placitum zu Witzenhausen (Fälschung)
- 1265/1308: Landgraf Heinrich befreit die Bürger zu Witzenhausen von Lehns-, Gerichts- und Gehorsamspflicht gegen weltlichen und geistlichen Herren.
- 1747: Niederes und peinliches Gericht Hessen
- 1807: Friedensgericht Witzenhausen
- 1814: Amt Witzenhausen
- 1822-1834: Fürstlich Rotenburgisches Oberschultheißenamt Witzenhausen mit Justizamt Ludwigstein
- 1834: Justizamt Witzenhausen I
- 1837: Justizamt Witzenhausen
- 1867: Amtsgericht Witzenhausen
- 1879: Amtsgericht Witzenhausen
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Herrschaft:
1225: Landgraf Ludwig IV. verleiht Witzenhausen einen Jahr- und gemeinen Markt
1247: villicus (von Ermschwerd), sigillum civitatis
1249/71: consules ac universitas civium
Etwa 1265: Bestätigung des Frank. Rechts
1268: scolthetus consulesque
1297: Gildenbrief der Stadt (!) für die Tuchverkäufer
1331: Alter und neuer Rat
1337: Schultheiß und Rat geben den Bäckern einen Gildebrief, 1345 den Wollwebern.
1358: Erneuerung des Kaufgildebriefs durch Schultheiß, Ratsmeister und Rat
1340/60: Schutzbrief und Bestätigung der Privilegien durch Landgraf Heinrich II. und seinen Sohn Otto
1410: Landgraf Hermann gibt den Bäckern einen Gildebrief.
1445: Einung der Fischer
1460: Schultheiß, Bürgermeister und Rat von Witzenhausen geben den Schmieden einen Gildebrief.
1480: Landgraf Heinrich III. bestätigt der Stadt Witzenhausen ihre Privilegien.
1483: ebenso Landgraf Wilhelm I. und II.
1487: Schultheiß, Bürgermeister und Rat zu Witzenhausen geben den Schuhmachern einen Gildebrief.
1488: Landgraf Wilhelm II. bestätigt der Stadt Witzenhausen ihre Privilegien.
1520: Schultheiß, Bürgermeister und Rat zu Witzenhausen geben den Knochenhauern einen Gildebrief.
1527: 2 neue Jahrmärkte durch Landgraf Philipp verliehen
1530: Halsgerichtsordnung
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Gemeindeentwicklung:
1928 wird Bischhausen eingemeindet. Am 1.10.1971 erfolgt im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung von Dohrenbach, Hundelshausen und Wendershausen in die somit erweiterte Stadt Witzenhausen. Zu deren weiterer Entwicklung s. Witzenhausen, Stadtgemeinde. Sitz der Stadtverwaltung ist Witzenhausen.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1232: Landgraf Konrad und Erzbischof Siegfried III. von Mainz vergleichen sich wegen der Zerstörung von Witzenhausen.
- Vor 1236: Graf Adolf von Waldeck verzichtet gegenüber Erzbischof Siegfried von Mainz auf den Zehnten zu Witzenhausen.
- 1236: Erzbischof Siegfried von Mainz überträgt dem Kloster Marienfeld (heute Landkreis Gütersloh/Westfalen) den Zehnten zu Witzenhausen, den Theodor von Rusteberg und sein Bruder Heidenreich von Hanstein von Volkwin von Schwalenberg und Adolf von Waldeck zu Lehen hatten.
- 1248: Vielleicht im Verband der Westermark mit Allendorf und der Westerburg als fuldisches Lehen an Herzog Albrecht von Sachsen gekommen.
- 1258: Herzog Albrecht von Sachsen stimmt der Verpfändung der Stadt Witzenhausen durch Landgraf Heinrich an Herzog Albrecht von Braunschweig zu.
- 1264: Herzog Albrecht von Braunschweig löst sich unter anderem durch Abtretung 8 fester Plätze, darunter Witzenhausen, aus der Gefangenschaft des Markgrafen Heinrich von Meißen.
- 1264: Landgraf Heinrich von Hessen erhält gegen Verzicht auf seine Rechte an Thüringen die an Markgraf Heinrich von Meißen durch Herzog Albrecht von Braunschweig abgetretenen 8 festen Plätze an der Werra, darunter Witzenhausen.
- 1268: Die von Mihla verkaufen dem Kloster Mariengarten 3 Mühlen zu Witzenhausen.
- 1303: Die Gebrüder von Rusteberg geben dem Kloster Mariengarten 2 von diesem stammende Mühlen zu Witzenhausen zurück.
- 1265/1308: Die Stadt Witzenhausen kauft mit landgräflicher Genehmigung von der Herrschaft Ziegenberg den Rotenberg und den Berg oberhalb Ermschwerd bis zum Steg nach Hubenrode.
- 1575/85: "Allerlei" Güter vor Witzenhausen sind hessisches Lehen der von Bischoffshausen, Fischerei hessisches Lehen der von Dörnberg, Marktrecht hessisches Lehen der von Hundelshausen.
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Ortsadel:
1231-1292
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1247: plebanus
- 1266: cimeterium beate Marie, parochialis ecclesia S. Marie
- 1357 subdiaconus
- Von der um 1225 begonnenen Kirche das spätromanische Untergeschoß des Westturmes erhalten
- Zäsur wohl nach Zerstörung 1232, Obergeschoß gotisch, 13. Und 14. Jahrhundert, Haube 1748
- Chor 1404 vollendet, Schiff: Hallenkirche 15. Jahrhundert mit späteren Veränderungen
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Patrozinien:
- Nikolaus [1265, 1308]
- Johannes; Matthias [1351]
- Nikolaus; Katharina; Sebastian; Heilig Kreuz (Crux) [1525]
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Pfarrzugehörigkeit:
1569 und jetzt: Filiale von Bischhausen und Unterrieden
1925 und jetzt: eingepfarrt Carmshausen und Gelsterhof
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Patronat:
1291: Landgraf
1368: an Martinsstift in Kassel abgetreten
1527: durch Säkularisation wieder landgräflich
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Klöster:
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Beginen:
Eine Klause soll es nordöstlich der Stadt mit der Annakapelle aus dem Klausberg gegeben haben.
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Diakonische Einrichtung:
15.10.1888 Diakonissenstation in der alten Küsterei, Kleinkinderschule; eine Gemeindeschwester, eine Schulschwester; Jungfrauenverein Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904, nach Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel S. 345-346 Vereinsarbeit, Nähschule, Krankenpflege; bis 1953 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Bernhard Wigersheim 1527-1529(?)
Nach Bemühungen der Herzogin Elisabeth von Braunschweig zur Abwerbung von hessischen Prädikanten 1542 Erlaubnis des Landgrafen Philipp, dass Pfarrer Corvinus für 1/2-1 Jahr zu Reformationszwecken zur Herzogin geht.
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Kirchliche Mittelbehörden:
Wohl Sitz eines Archipresbytariat Archdiakonat Heiligenstadt
1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf
1780 und 1872: Klasse Witzenhausen
1923: Kirchenkreis Witzenhausen.
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Juden:
Provinzial-Rabbinat Kassel
1414/15 erteilt (erstmals?) Landgraf Schutzbriefe an die im Ort wohnhaften Juden
1565 und 1575 werden Juden genannt; 1646: 12; 1664: 10 Schutzjuden, 4 Juden ohne Schutzbrief; 1670: 12; 1671: 15; 1680: 108 ungeschützte Juden; 1744: 21; 1745: 58 Juden; 1812: 28 jüdische Familien; 1835: 175; 1861: 168; 1905: 115; 1908: 117; 1925: 125; 1933: 111; 1938: 71 Juden.
Über eine Vertreibung in der Frühen Neuzeit ist nichts bekannt.
1622 wird die Synagoge genannt.
1809 Zerstörung der Synagoge beim Stadtbrandt. 1810 erfolgt ihre Neuerrichtung in der Steinstraße; im November 1938 Niederbrennung.
Um 1863 besteht eine jüdische Elementarschule; 1868: 27; 1896: 23; 1902: 6; 1903: 10; 1908: 8; 1926: 4 Schüler. 1933 wird die Schule aufgehoben.
Im 17. und 18. Jahrhundert berühmte Talmud- und Thoraschule unter Landrabbiner Mardochai Süßkind (Süssel) Rotenburg (1665-86), dann Landrabbiner Wolf Alexander Traube, dann Philipp Jonas; die Talmudschule galt als jüdische Landesuniversität, zu der alle jüdischen Steuerzahler des Landes beizutragen hatten.
1772: Landrabbinat nach Kassel verlegt; danach im Ort das Kreisrabbinat bis Mitte 19. Jahrhundert
Friedhof mit etwa 200 Gräbern im alten aus dem 17. Jahrhundert angelegten und 56 Gräbern im neueren Teil, welcher 1765 angelegt wurde. Er liegt am Rande der Altstadt auf dem Gebiet der "alten Burg". (alemannia-judaica)
- Kultur ↑
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Schulen:
1249/71: rector scolarum; vor der Reformation Schule des Wilhelmiterklosters
1560: Schulmeister
1572: Stadtschule (achtstufige Volksschule) in neuem Gebäude
1588 "Magister der schulen" bezahlt durch kirchliche, städtische und private Gelder
1655 unterrichten drei Lehrer 120 Schüler
Seit 1829: Privatunterricht als Schulersatz für die in der Glashütte arbeitenden Kinder
Ab 1838: Städtische Schule mit Rektor vorhanden, daneben altsprachlicher Privatunterricht des Rektors
1835: 3 Schulen, einschließlich Filiale Bischhausen; 1910 Volksschule mit 12 Stellen
1896: Aus privater Lateinschule und Selektaklassen der Volksschule Städtische Mittelschule gegründet, als Mittlere Schule bis 1910, dann städt. Mittelschule mit fünf Stellen, 1924 voll ausgebaut
1849: Handwerkerschule genehmigt
Um 1921: Landwirtschaftsschule
1898: Deutsche Kolonialschule Wihelmshof gegründet
Anfang der 1920er Jahre: Kolonialfrauenschule
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Hospitäler:
1392 Bau des Hospitals St. Michael
1507: Existenz einer Stiftung für Aussätzige
1533: Landgraf Philipp schenkt der Stadt die Michaelskapelle zu einem Hospital.
1650: Nach Zerstörung Neubau
1859: Wiederherstellung
1646: Siechenhaus St. Anna an der Straße nach Göttingen abgebrochen, zugehöriges Badehaus 1651 abgebrochen
1890: Kleinkinderschule in der alten Hospitalkapelle St. Michael
1950: 2 Altersheime (Salem I und II) des Siechenhauses Hofgeismar
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
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Historische Ereignisse:
1232: Totalzerstörung
1479: Brand mit Verlust von Kirche, Rathaus und 225 Wohnhäusern (Landgrafen-Regesten online Nr. 10190]
Im Dreißigjährigen Krieg Verwüstung von Kirche und Rathaus
1809: Norden und Osten der Stadt abgebrannt (Rathaus, Kloster und 241 Wohnhäuser), Schaden etwa 3 Millionen Reichtaler
1381: Stadt Witzenhausen als Schiedsrichter zwischen Hessen und Meißen
1597: Seuche (Pest ) mit angeblich 900 Toten
1599: desgleichen mit gleicher Zahlenangabe
1635 und 1636: Pest
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
1361: Die Landgrafen Heinrich und Otto verpfänden die Ämter Witzenhausen und Bischhausen an Berthold Spanseil und Söhne.
1379: Witzenhausen eines der 4 Ämter der unteren Werra, die den Amtleuten Heinrich von Gladebecke und Hermann von Rusteberg unterstanden.
1416: 1 Jahr nach Baubeginn des Ludwigsteins wird dessen erstem Amtmann Hans von Dörnberg auch der Schutz des Amtes Witzenhausen übertragen.
Seitdem Witzenhausen und Ludwigstein völlig vereint und verpfändet.
Pfandinhaber und Amtleute:
1430: Hermann Diede
1455: Wilhelm Meisenbug
1460: Hans von Dörnberg
1464: Georg von Buttlar
1486: Sittich und Kaspar von Berlepsch
1488: Rabe von Herda
1503: Ludwig und Hermann von Boyneburg
1515: Christian von Hanstein
1545 - 73: Ludwigstein und einige Dörfer als Mannlehen des Christoph Hülsing ausgesondert, anschließend wieder durch Witzenhäuser Beamte besetzt.
1555: Witzenhausener Stadtschultheiß für Witzenhausen, Hundelshausen und Trubenhausen zuständig
1628 - 1835 zur Rotenburger Quart
1664: Hessen - Rotenburg vereinigt das Amt des Witzenhausener Stadtschultheißen mit dem auf dem Ludwigstein.
Seitdem Oberschultheiß zu Witzenhausen auch für das Amt zuständig
Zubehör um 1570: Witzenhausen Stadt, Kleinalmerode, Berge, Hebenshausen, Bischhausen, Ziegenberg, Blickershausen, Ermschwerd, Hubenrode, Laubach (Kreis Hannoversch Münden), Gertenbach, Albshausen, Unterrieden, Marzhausen, halb Mollenfelde (Kreis Friedland), Dohrenbach, Trubenhausen, Uengsterode, Eichenberg, Reckershausen (Kreis friedland), die Höfe Stiedenrode, Neuenrode und die Wüstung Hungershausen.
Insgesamt mit 912 Hausgesesse
Alle Orte, mit Ausnahme der Stadt Witzenhausen, adlige Dörfer
Zubehör 1681: Witzenhausen Stadt, Hundelshausen, Weißenbach, Roßbach, Ellingerode, Hil-gershausen, Oberrieden, Wendershausen, Kleinalmerode, Fahrenbach, Berge, Hebenshausen, Bischhausen, Ziegenberg, Blickershausen, Ermschwerd, Hubenrode, Laubach (Kreis Hannoversch Münden), Gertenbach, Albshausen, Unterrieden, Marzhausen, Mollenfelde (Kreis Friedland), Dohrenbach, Trubenhausen, Uengsterode, Sickenberg, Epterode, Hermannrode, Hungershausen, Stiedenrode, Neuenrode. Insgesamt mit 1025 Hausgesesse.
Zubehör 1747: Witzenhausen Stadt, Schloss Ludwigstein, Oberrieden, Unterrieden, Wendershausen, Hilgershausen, Weißenbach, Hundelshausen, Roßbach, Ellingerode, Bischhausen, Eichenberg, Hermannrode, Uengsterode, Marzhausen, Arnstein, Berlepsch, Gertenbach, Mollenfelde (Kreis Friedland), Albshausen, Dohrenbach, Ermschwerd, Hubenthal, Fahrenbach, Blickershausen, Laubach (Kreis Hannoversch Münden), Ziegenhagen, Hubenrode, Ziegenberg, Stiedenrode, Thal, Berge, Hebenshausen, Neuenrode. Insgesamt mit 1227 Mannschaften mit 1290 Feuerstellen.
1821: Aus den Ämtern (Bad Sooden-) Allendorf, (Hessisch) Lichtenau, Ludwigstein, Großalmerode, Stadt und Amt Witzenhausen Kreiswitzenhausen gebildet mit folgenden Gemeinden: Ahrenberg, Albshausen, Allendorf, Stadt, Asbach, Berge, Bischhausen, Blickershausen, Dohrenbach, Eichenberg, Ellershausen, Ellingerode, Epterode, Ermschwerd, Friedrichsbrück, Fürstenhagen, Gertenbach, Großalmerode, Stadt, Harmuthsachsen, Kasselbach, Hausen, Hebenshausen, Hermannrode, Lichtenau, Stadt, Hilgershausen, Hollstein, Hopfelde, Hubenrode, Hundelshausen, Kleinalmerode, Kleinvach, Küchen, Laudenbach, Marzhausen, Oberrieden, Quentel, Reichenbach, Retterode, Rommerode, Roßbach, St. Ottilien, Sickenberg, Sooden, Trubenhausen, Uengsterode, Unterrieden, Vatterode, Velmeden, Walburg, Weiden, Weidenbach, Weißenbach, Wendershausen, Wickenrode, Wickersrode, Witzenhausen, Stadt, Wollstein, Ziegenhagen. Insgesamt mit etwa 25000 Einwohner.
1831/32: Grenzvertrag zwischen Hessen und Hannover; Laubach (Kreis Hannoversch Münden) und halb Mollenfelde (Kreis Friedland) an Hannover. Dieses verzichtet dafür auf Untertanen des ehemaligen Kloster Mariengarten zu Kleinalmerode.
Patronatsverhältnisse beim nächsten Pfarrwechsel den neuen politischen Verhältnissen angeglichen
1836: Dudenrode, Kammerbach und Orferode vom Kreis Eschwege aus- und dem Kreis Witzenhausen eingegliedert
1848: Kreis Witzenhausen aufgelöst und dem neugebildeten Bezirk Eschwege eingegliedert
1851: Bezirk Eschwege aufgelöst und Kreis Witzenhausen in altem Umfang wiederhergestellt
1945: Asbach, Sickenberg, Vatterode, Weidenbach vom Kreis Witzenhausen aus- und dem Kreis Worbis/ Thüringen eingegliedert, dafür Neuseesen und Werleshausen vom Kreis Worbis aus-und in den Kreis Witzenhausen eingegliedert
Fläche des Kreis Witzenhausen 1961: 42490 Hektar, davon 1909 Hektar Wald
Einwohnerzahlen: 1834; 31349
1852: 33417
1875: 31041
1885: 29000
1905: 31770.
1925: 35296
1950: 56308
1961: 52454 (42761 evangelisch, 8411 römisch-katholisch)
1821: Sitz eines Justizamtes
1867: Amtsgericht
1945: Asbach, Sickenberg, Vatterode, Weidenbach ausgeschieden und Amtsgericht Heiligenstadt (Kreis Worbis/Thüringen) zugeteilt
1945: Amtsgericht Allendorf, Großalmerode und Hessisch Lichtenau aufgelöst und mit Amtsgericht Witzenhausen vereinigt
1950: Frankenhain, Frankershausen, Hitzerode und Wolfterode (alle Kreis Eschwege) aus Amtsgerichtbezirk Witzenhausen ausgeschieden und Amtsgericht Eschwege zugewiesen
1585: Witzenhausen Sitz einer Abteilung im Verband der Superintendentur Rotenburg-Allendorf
Zubehör: a) Amt Ludwigstein mit 1. Berge, 2. Blickershausen, 3. Dohrenbach, 4. Ermschwerd, 5. Gertenbach, 6. Hundelshausen, 7. Kleinalmerode, 8. Marzhausen (Sitz der Pfarrei nach 1612 in Hermannrode), 9. Oberrieden, 10. Reckershausen (Kreis Friedland), 11. Uengsterode, 12. Witzenhausen; b.) Herrschaft Neuengleichen mit 13. Etzenborn und 14. Sattenhausen (beide Kreis Göttingen)
1780: Klasse Witzenhausen; Zubehör: Nr. 1 (lutherisch), 4-7, 8 (lutherisch), 9, 12 -14; 15. Eichenberg (1608), 16. Ziegenhagen (vor 1613); Nr. 2 vor 1611, Nr. 3 vor 1589 aufgehoben; Nr. 10 1618 an Braunschweig abgetreten, Nr. 11 1606 aufgehoben
1872: Nr. 1, 4-9, 12, 15, 16; Nr. 13, 14 1816 an Hannover abgetreten
Seit 1923 mit Abteilung Allendorf zum Kirchenkreis Witzenhausen
-1925; Nr. 1, 4-9, 12, 15, 16
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Wirtschaft:
1297: Ältester Gildebrief (für Tuchverkäufer) nennt 85 Mitglieder.
Weitere Gilden und ihre Briefe
1466: 7 Schleifkotten zur Herstellung wertvoller Klingen
1583: 4 Schleifhütten
1580: Holzordnung
1581; Eisenschürfung, Kupferbergwerk und Bleibergwerk am Hachelberg
Landgraf Wilhelm IV. legte unter erheblichen Kosten in Kassel, Eschwege und Witzenhausen englische Tuch- und Färberwerkstätten an (englischer Tuchmachermeister genannt), die ihm erhebliche Kosten verursachten.
1715-1738: Am Schmachteberg (nach Hundelshausen) verschiedene Kupferbergwerke
1732: Ansiedlungsversuch einer Raschmacherei
Vor 1766: Filz- und Hutmacherei
1809: Glashütte
1829: Eigenbetrieb der Freiherr von Buttlar-Elberberg; viel Kinderarbeit
Tabak- und Obstanbau mit Tabak- und Konservenfabriken (Fruchtsäfte)
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Mühlen:
Seit 18. Jahrhundert Papiermühle
Um 1825: Lohmühle
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Münze:
1247: monetarius; wahrscheinlich landgräfliche Münzstätte im 13. Jahrhundert (Brakteaten)
1621 - 22 Kippermünzstätte für unterwertiges Kleingeld (Pächter: Abraham, Jude, von Northeim; Schlagschatz bis zu 2500 Taler wöchentlich)
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Zoll:
1476: 9 1/2 Pfund Landzoll
1477: 8 Pfund Schulzoll
1535: 16 Gulden Land- und 70 Gulden Wollzoll.
- Nachweise ↑
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Quellen:
- Cal. Or. 100 Mariengarten Nr. 14, 20, Staatsarchiv Hannover
- Kopiar Mariengarten Nr. 21, 267, Landesbibliothek Hannover
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Literatur:
- Arnold, Kirche in der Region Werra-Meißner, S. 82
- H. Reyer, Der Witzenhäuser Stadtbrand von 1479, in: Werraland 32, 1980
- E. Schröder, Die Stadt Witzenhausen im Mittelalter. In: Hessenland 12, 1898
- E. Schröder, Festrede zur 700-Jahrfeier der Stadt Witzenhausen 1925, 2. Aufl. 1958
- Eckhardt, Landschaft an der Werra
- Eckhardt, Bausteine zur Witzenhäuser Chronik, 1953 und 1955
- Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen
- W. Metz, Die ältesten Quellen zur Geschichte der Werralandschaft. In: Werraland 7, 1955
- K. H. Schäfer, Die kirchlichen Altertümer der Stadt Witzenhausen. In: Geschichtsblätter für Stadt und Kreis Witzenhausen 1, 1921
- Handbuch des Hessischen Heimatbundes IV. Witzenhausen 1971
- A. Eckhardt, Witzenhausen 1745 (Hessische Ortsbeschreibungen) 1959
- W. Görich, Die Pfalz auf dem Ermschwerder Burgberg. In: Festschrift K. A. Eckhardt, 1961
- Historisches Ortslexikon Witzenhausen, S. 154 - 160
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 56 f.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 408-412
- Germania Judaica 3/2, S. 1665
- Dersch, Klosterbuch, S. 158
- Zitierweise ↑
- „Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/7305> (Stand: 12.12.2023)