Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Adolf Otto, Kriegstagebuch des Kurhessischen Jägerbataillons Nr. 11 aus Marburg, 1914-1918

Abschnitt 5: Vorrücken der Einheit in Richtung Maas

[7-8] Für den 17. August befahl die Gardekavalleriedivision einen neuen Vorstoß gegen die Maas, um den Gegner zu zwingen, seine Kräfte zu zeigen. Um 8 Uhr 15 geht's zunächst zu der am 16. ausgehobenen Stellung und von dort gemeinsam mit dem Regiment Garde du Corps und ½ Batterie 1. Garde-Feld-Artillerie-Regiments in Richtung Houx weiter. Es gelang, unbemerkt vom Feinde, der bei Bahnhof Houx schanzte, an die Maas heranzukommen und mit der 4. Kompagnie das Feuer auf die Schanzenden und eine am jenseitigen Ufer vorbeitrabende [S. 8] Schwadron überraschend zu eröffnen. Schnell gefaßt deckte sich der Gegner hinter dem Eisenbahndamm und nahm das Feuergefecht auf, das beiderseits Verluste verursachte. Oberleutnant d. R. Ruhl und 4 Jäger wurden verwundet, der Jäger Maisch fiel. Nachdem auch noch die eigene Artillerie in das Gefecht eingegriffen hatte, wurde auf Befehl des Detachementsführers Oberstleutnants v. Bärensprung das Gefecht abgebrochen und das Bataillon auf die von der M. G. K. westlich Awagne besetzte Ausnahmestellung zurückgenommen. Der Feind folgte auch diesmal nicht. Um 6 Uhr abends war Sovet wieder erreicht.

Am 18. August ging's wieder zu der Stellung auf Höhe 272, wo die Kompagnien wie im tiefsten Frieden Gefechtsexerzieren abhielten, da der Feind sich nicht rührte. Abends war man wieder im nun schon vertrauten Sovet, wo der 19. August als Ruhetag mit einem Pferdeappell der großen Bagage begonnen wurde. Am Nachmittag fand der erste Feldgottesdienst statt. An Verpflegung mangelte es in dem reichen Lande nicht, das einzig Fehlende, das Brot, verschaffte der Verpflegungsoffizier durch Fahrten mit requiriertem Auto in jenseits der Vorposten liegende, von Truppenteilen noch nicht betretene Ortschaften und durch Heranziehung der Zivilbäcker; so bot der Abend dann das Bild fröhlichen Lagerlebens. Die Aufklärungstätigkeit der Heereskavalleriekörper näherte sich auf dem südlichen Maasufer ihrem Ende.

Die Spitzen der inzwischen aufmarschierten Armeen rückten heran, um den Maasübergang zu erzwingen. Im 11. Armeekorps auf Namur, während das 12. Armeekorps in Richtung Dinant vorging. Die Aufgabe der Gardekavalleriedivision für den 20. August war die Sicherung der linken Flanke des 11. Armeekorps. Um 8 Uhr 50 vormittags rückte das Bataillon nach Miannoye und hielt dort bis gegen 3 Uhr in Bereitschaft. Dann ging's nach Les Fontaines ins Ortsbiwak. Die 1. und 2. Kompagnie bezogen Vorpostenstellungen, während der Zug v. Seebach der 4. Kompagnie noch in der bisherigen Feldwachsteltung bei Gemechenne verblieb. Bei Floroe wurde die Verbindung mit dem linken Flügel der Belagerungsarmee Namur, dem Infanterie-Regiment 71 und dem Feldartillerie-Regiment 55 ausgenommen. Am 21. August rückte die Heereskavallerie nach dem nördlichen Maasufer ab. während das Bataillon zu dem heranrückenden 12. Armeekorps treten sollte.


Recommended Citation: „Adolf Otto, Kriegstagebuch des Kurhessischen Jägerbataillons Nr. 11 aus Marburg, 1914-1918, Abschnitt 5: Vorrücken der Einheit in Richtung Maas“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/10-5> (aufgerufen am 19.04.2024)