Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources


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Seite 32-33

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Seite 34-35

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Seite 36-37

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Seite 34: Südliches Portal des Aisnetunnels

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Seite 35: Die Ruine der Zuckerfabrik in Troyon

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Seite 36: Blick auf Valenciennes

↑ Tagebuch des Trainsoldaten und Infanteristen Max Müller aus Kassel, 1914-1916

Abschnitt 7: Verlegung nach Valenciennes

[33-37]

Bis zum 16. X. [1915] lagen wir in Ruhe, dann ging es wieder in den Tannengraben. Bei Ankunft wurde erzählt, daß uns[er] Korps abgelöst würde, tatsächlich, abends die Parole: das 13. Res.-Korps1 geht in Ruhe. Nun wurde fieberhaft gearbeitet, damit die [S. 34] ablösenden Kam[eraden] alles in Ordnung finden. Zum Abschied schickte uns der Franzmann im Laufe des Nachmittags noch 100 Minen, wobei wir 8 Gewehre verloren. Am 29. Oktober [1915], ade, Tannengraben. 5.30 rückten wir aus der Stellung ab, zum Aisnetunnel2. Hier gaben wir Tornister und Decken ab und marschierten leicht nach Crépi3.

{Foto (Postkarte) Tunnel des Aisnekanals}

[S. 35] In Crépi, einem schmucken Städtchen, bekamen wir unsere Quartiere. Am 30. X. [1915] Appell bei der Zuckerfabrik Troyon4, d.h. jetzt ist sie nur eine Ruine. Harte Kämpfe hatten hier getobt. Herr Hptm. Hücking begrüßte uns und dankte für unsere Leistungen. Mit Musik ging es nach Crépi zurück.

{Postkarte der zerstörten Zuckerfabrik in Troyon}

Am Sonntag, 31. X. [1915] Kirchgang. Anschließend fahren 12 [S. 36] Urlauber in die Heimat, nur ich nicht. – In Crépi sollen wir nicht bleiben, kommen noch weiter zurück nach Valenciennes. Nach 12 stündiger Bahnfahrt kamen wir in V. an, marschierten zum Alarmplatz und empfingen Quartierzettel. Kam[erad] Döhle und ich bekommen ein Zimmer (Boulevard 36) bei reizenden alten Leuten.

{Postkarte, Panorama von Valenciennes}

Es ist ein gemütliches sauberes Häuschen, das für die nächste Zeit unser Aufenthalt sein soll. Wir [S. 37] dreckigen Krieger wollten mit unseren Quanten nicht über die blendenweißen Fliesen trampeln. Die beiden Alten hießen uns willkommen und bewirteten uns. Nach einem köstlichen Abendessen und guten Schlaftrunk begaben wir uns aus unser Zimmer. Wir trauten unseren Augen nicht, für jeden stand ein weißüberzogenes Bett bereit. Geschlagen, geschlafen ist gar kein Ausdruck, wie in Abrahams Schoß habe ich geruht. Am kommenden Tag war dienstfrei. Morgens ließen unsere Wirte uns zum Kaffee herunterholen, weil unser Zimmer nicht geheizt war. Außer den Alten waren noch 1 Tochter und 2 Schwiegertöchter mit ihren Kindern im Haus. 2 Söhne waren vermißt und der 3. In Gefangenschaft und dennoch taten uns diese Leute nur Gutes, sie kannten keinen Haß. Wie ihre eigenen Söhne behandelten sie uns und wir waren ihnen dankbar. –


  1. Das 13. Reserve-Korps unter General Alfred von Kühne.
  2. Der Tunnel des Canal de l’Oise à l’Aisne zwischen Braye-en-Laonnois und Monampteuil unter dem Höhenzug des Chemin des Dames
  3. Hier liegt möglicherweise eine Verschreibung vor. Gemeint sein könnte Cerny-en-Laonnois, in desen Nähe das gennante Troyon liegt.
  4. Troyon südlich Cerny-en-Lannois

Persons: Müller, Max
Recommended Citation: „Tagebuch des Trainsoldaten und Infanteristen Max Müller aus Kassel, 1914-1916, Abschnitt 7: Verlegung nach Valenciennes“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/179-7> (aufgerufen am 25.04.2024)