Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources


Contents


Illustrations

Details

Seite 46-47

Details

Seite 48-49

Details

Seite 50-51

Details

Seite 52-53

Details

Seite 48: Deutsche Soldaten bei einem Angriff bei Verdun

Details

Seite 50: Deutsche Soldaten bei einem Angriff bei Verdun

Details

Seite 50: Deutsche Soldaten bei einem Angriff bei Verdun

Details

Seite 51: Der Bataillonskommandeur und sein Adjutant

Details

Seite 52: Der verwüstete Combreswald bei Verdun

↑ Tagebuch des Trainsoldaten und Infanteristen Max Müller aus Kassel, 1914-1916

Abschnitt 10: Einsatz im Angriff auf Verdun

[47-52]

Mit unserem Kriegsgeschrei „Hurra, Kronprinz“, stürzten wir los. Aber ran an das Blockhaus kamen wir nicht, 50 m Drahtverhau versperrten den Weg. Die im Blockhaus kämpften wie die Teufel. Manch lieber Kamerad blieb liegen. Jetzt gingen unsere Flammenwerfer vor. Im Nu war das Drahtverhau beseitigt, aber unsere 3 Kameraden auch erledigt. Sie hatten sich geopfert. Nun kannte unsere Wut keine Grenzen. Im dichten Kugelregen, die Kerls im Haus kämpften um ihr Leben, sie schossen, was aus dem Rohr wollte, kamen wir vorwärts. Rechts und links fielen Kameraden, aber Schritt für Schritt kamen wir heran. „Handgranaten her“, schrie unser Hptm. Wir räumten gründlich auf, kein Schuß fiel mehr aus dem Blockhaus. Erledigt. Was nicht tot war, fiel verwundet in unsere Hand. Die franz[ösische] Artillerie funkte auch los. „Eingraben“. Cullmann und ich flüchteten in ein Granatloch. Die Hölle auf Erden. Rechts, links, vorne, hinten, wo Platz war sausten die Granaten hinein. Wir gaben uns schon verloren. Wir hatten viele Verluste. In unserem Zug waren allein 6 Tote zu verzeichnen, da es sehr kalt [S. 48] war, starben viele Verwundete. Um 11.30 mußten wir plötzlich zurück unter Zurücklassen des Gepäcks, so schnell ging es. Am 23. II. [1916] kam der Befehl: die 3./39. Soll die Batterie 215 stürmen. Denselben Weg wie gestern nahmen wir, durch die Drahtverhaue ging es hindurch nach der gegenüberliegenden Seite.

{Foto: Deutsche Soldaten beim Angriff in einem Drahtverhau}

[S. 49] Im Handumdrehen hatten wir die Batterie erledigt. Wir erbeuteten 8 Geschütze und machte etwa 80 Gefangene. Die Franzosen (ungedienter Landsturm) freuten sich und sagten: „La guerre est fini pour nous!“1 Morgens um 4.00 läßt unser Hptm. die Bitte an Herrn Hptm. Hücking ergehen, seine Komp. abzulösen, da sie völlig erschöpft sei. Die Bitte wird gewährt, wir rücken hundemüde in unsere alte Stellung ein. Am Nachmittag übergeben wir unsere Toten der Mutter Erde. Die franz[ösische] Artillerie arbeitet unaufhörlich. Wir haben starke Verluste: Vermißt: 1 Unteroffz. 4 Mann, tot: 1 Vizefeldw[ebel] 8 Mann, verwundet: 12 Mann. Unsere Verluste waren noch gering gegen die der 4/39 die allein 35 Tote hatte. Das I. Bat. hatte 250 (Tote). Verluste. In letzter Zeit sind viele Verwundete eingeliefert worden, die nur Messerstiche aufwiesen, ein Zeichen, daß drüben Neger kämpften. Abends hatte ich schlechtes Quartier, mein Bett war eine Tischplatte. Um 5.00 morgens Alarm. 3 Fesselballons sind hoch. Wir sind Flankendeckung. Unsere Artillerie arbeitet gut. Wir graben uns ein, das bedeutet, daß wir vorläufig hier liegen bleiben. Nette Aussichten. Im Sitzen [S. 50] schlafen wir. Am 7. März [1916] verließ uns unser Hptm. Brill als Komp[agnie]-Führer, er ist Bat.-Kom[mandeur] geworden. Morgens (8. III. [1916]) wachten wir bei herrlichem Frühlingswetter auf. Gegen Mittag kam der Befehl zum Stürmen.

{Zwei Fotos während des Sturmangriffs}

[S. 51] Die Kameraden brüllten und schrien Hurra. Als wir den jenseitigen Hang hinaufwollten, bekamen wir Sperrfeuer und mußten zurück. Wir habe[n] viele Tote und Verwundete. In der Nacht bekamen wir die Nachricht, daß unser Bat.-Kom[mandeur] und sein Adjutant gefallen sind (Volltreffer).

{Foto: Bataillonskommandeur und Adjutant}

[S. 52] Wir müssen die 1. + 2. Komp[agnie] ablösen. Vor dem Abrücken Feuerüberfall vom Feind. Nach langem Marsch kamen wir gegen 1.00 im Combreswald an, der fürchterlich aussah.

{Foto: Combreswald}


  1. “Für uns ist der Krieg zu Ende“.

Persons: Müller, Max
Recommended Citation: „Tagebuch des Trainsoldaten und Infanteristen Max Müller aus Kassel, 1914-1916, Abschnitt 10: Einsatz im Angriff auf Verdun“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/179-10> (aufgerufen am 05.05.2024)