Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Karl Rühl, Auszug und erste Kriegswochen des Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 116 aus Darmstadt und Gießen, 1914

Abschnitt 7: Eingreifen in die Marneschlacht

[17-18]
3. Tosen der Feldschlacht an der Marne.
(8. bis 11. September 1914.)

Am 7.9. 3.00 vorm. wird das Regiment alarmiert. I. marschiert 3.00 vorm. nach Marson, kocht dort gegen 11.00 vorm. ab; nach einer Rast bis 6.00 nachm. rückt es bis La Chaussee und verbringt die Nacht in diesem Orte und Coulmiers. II. rückt 4.00 vorm. nach Marson vor, kocht ab und erreicht gegen Abend gleichfalls Coulmiers. III. marschiert 4.00 vorm. ab und erreicht über Courtisols—Marson Coulvagny, einen Vorort von St. Amand. [S. 18] Die Abschwenkung der 1. deutschen Armee südlich Crepy nach Südosten in der Richtung auf den Ourcq, welche die rechte Flanke dieser Armee ungedeckt ließ, gab dem französischen Oberbefehlshaber Joffre1 den Entschluß ein, sich an der Marne zu stellen. Am 6. 9. eröffnete der General Maunoury2den Angriff auf die gefährdete Flanke Klucks3 an dem Ourcq mit gewaltiger Überlegenheit (gegen IV. R.K.). Die Umfassungsschlacht des französischen Oberbefehlshabers begann. Am 7.9. hatte die Armee Kluck (II., IV. A.K. und IV. R.K.) sich aus der drohenden Umklammerung befreit, am 8. und 9. 9. schlug sie die Armee Maunourys in Trümmer. Neben allgemeinen Erwägungen gab wohl die außerordentlich gefährdete Lage der Armee Klucks am 7. 9. der O.H.L. den Entschluß ein, auch das dadurch stark gefährdete Zentrum der Deutschen zurückzunehmen, ein Befehl, der am Abend des 7. 9. durch die Änderung der strategischen Lage bei der Armee Kluck kaum mehr notwendig war, wenn sie allein bestimmend gewesen wäre. Die 4. Armee hatte sich mittlerweile bis in die Linie Vitry—Sermaize vorgearbeitet. Ihr gegenüber stand in der Mitte das französische XII. und das Kolonialkorps, auf dem rechten Flügel das II. Korps. Am 7.9. steht die deutsche Armee in vollem Kampf gegen die französische 4. Armee, deren Gegenstoß nicht gelingt. Die Deutschen werden Herr des Rhein—Marne-Kanals. Die Lage ist glänzend; nur zwei oder drei Kavalleriedivisionen, welche die die Linie Mailly—Sommepuis haltende französische 9. Kavalleriedivision hätten werfen können — und die große Marneschlacht war noch in einem Augenblick zu unseren Gunsten entschieden, wo der Rückzugsbefehl schon gegeben war. Am 8. 9. wird der linke Flügel der französischen 4. Armee vom linken Flügel der deutschen 3. und vom rechten Flügel der deutschen 4. Armee südwestlich Vitry-le-François bis Humbauville und Sommepuis geworfen. In diese Kampfhandlung greift die 49. Ldw.Brig. ein.


  1. Joseph Joffre (1852-1931), BEfehlshaber der französischen Armee.
  2. Joseph Maunoury (1847–1923), französischer General.
  3. Generaloberst Alexander von Kluck (1846-1934, Kommandeur der 1. Deutschen Armee.

Persons: Rühl, Karl · Kluck, Alexander von · Joffre, Joseph · Maunoury, Joseph
Places: Marson · La Chaussee · Coulmiers · Courtisols · St. Amand · Crepy · Ourcq (Fluss) · Marne (Fluss) · Vitry-le-François · Sermaize · Rhein-Marne-Kanal · Mailly · Sommepuis · Humbauville
Keywords: Landwehr Infanterie-Regiment Nr. 116 · Marneschlacht · 4. Armee · Kavallerie · 49. Landwehr-Brigade · Kolonialkorps
Recommended Citation: „Karl Rühl, Auszug und erste Kriegswochen des Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 116 aus Darmstadt und Gießen, 1914, Abschnitt 7: Eingreifen in die Marneschlacht“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/112-7> (aufgerufen am 20.04.2024)