Hessian World War I Primary Sources
Contents
- Mobilmachung und Zusammenstellung des Regiments
- ...
- Vormarsch der Bataillone des Regiments in Belgien
- Überschreiten der französischen Grenze
- Aufenthalt in Sedan, Vorrücken an die Marne
- Eingreifen in die Marneschlacht
- Heftige Kämpfe in der Marneschlacht
- Befehl zum Rückzug der deutschen Truppen an der Marne
- Rückzug des Regiments unter schweren Verlusten
- Erneute Kämpfe während des Rückzugs
- Ende des Bewegungskrieges, Bilanz der Marneschlacht
↑ Karl Rühl, Auszug und erste Kriegswochen des Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 116 aus Darmstadt und Gießen, 1914
Abschnitt 10: Rückzug des Regiments unter schweren Verlusten
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Es erfolgt am Nachmittag des 10. 8. für die Brigade erneuter Befehl zum Angriff mit 16. I.D. gegen die Weinbergstellung, wohl um den feindlichen Angriff abzuhalten. L. 116 in erster Linie, L. 118 links gestaffelt in zweiter Linie. Von L. 116 gehen I. und III. in dünnen Schützenwellen vor, II. folgt rechts gestaffelt. Zum zweiten Male wird die Bahnlinie überschritten und in Dunkelheit unter großen Schwierigkeiten der Bach südlich der Bahn. Schon jetzt verschieben und verwickeln sich die [S. 21] Einheiten im Dunkeln. II. sieht sich genötigt, mit 7. und 8. Komp. nach rechts zu verlängern. Die Verbände geraten immer mehr durcheinander; es zeigt sich, daß Landwehr für einen Nachtangriff nicht genügend ausgebildet ist. Von lautloser Stille keine Rede, teilweise werden sogar Sturmsignale geblasen. Daß unter diesen Umständen der Gegner aufmerksam werden muß und das Gelände mit schwerem Feuer belegt, ist ebensowenig zu verwundern wie die Tatsache, daß der bis dicht vor, teilweise in die feindlichen Linien getragene Angriff in den Weinbergen ins Stocken gerät. Jegliche Artillerieunterstützung unsererseits fehlt, die zahlreichen französischen M G. werfen eine undurchdringliche Feuerwand vor die Stürmenden. Dem I. gelingt es zwar, den Gegner zurückzuwerfen und 3 km weit zu verfolgen, immerhin muß die Stoßkraft des Angriffs 10.30 abends als gebrochen bezeichnet werden. Zu dieser Zeit trifft der Befehl zum Abbruch des Kampfes und zum Rückzug ein. Alle Teile des Regiments werden nicht davon erreicht, noch nach Mitternacht wird von etwa zwei Kompagnien der Versuch gemacht, eine stark ausgebaute Weinbergstellung zu nehmen: umsonst. In der Dunkelheit verirren sich viele Leute, laufen dem Gegner in die Hände, zahlreiche Verwundete bleiben liegen. Das Regiment sammelt sich in der Nacht auf dem am Abend verlassenen Biwaksplatz und tritt am 11.9. 5.00 vorm. den Rückmarsch an. Bei Loisy s. M. wird gegen 8.00 vorm. die Marne überschritten, Couvrot erreicht; müde, mit hängenden Köpfen zieht Mann und Roß dahin. Das Gefühl, daß Deutschland zurückgeht, drückt alle schwer nieder. Eins steht trotz allem fest: auf dem Schlachtfeld jedenfalls hat das französische Heer den Sieg nicht zu erringen vermocht.
Die Marnetage brachten, soweit es sich feststellen läßt, folgende Verluste.
Gefallen: Oblt. Otto, Lt. Falkenhagen, Lt. Becker, Feldw. Lt. Kaufmann, Oblt. Schreiber, Lt. Lober.
Verwundet: Oblt. Pistor, Hptm. Becker, Oblt. Schäfer, Off. Stellv. Hahn, Schmidt, Usinger, Matthes, Lt. Dittmar, Lt. Konrad.
Vermißt: Oblt. v. Lorentz, Off. Stellv. Heß, Off. Stellv. Köhler (in Gefangenschaft), Off. Stellv. Brandt. Von Unteroffizieren und Mannschaften fielen und sind vermißt etwa 250, verwundet 305.
Das Regiment, das am 8. und 9. bis 10 Uhr abends ohne Verpflegung geblieben war, überstand die anstrengenden Tage des Vormarsches glänzend, im Kampf bewährte es sich durchaus. Daß es bei vollkommen gefechtskräftiger Ausstattung eine vorzügliche Kampfeinheit darstellen würde, war außer Zweifel.
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