Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Karl Rühl, Auszug und erste Kriegswochen des Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 116 aus Darmstadt und Gießen, 1914

Abschnitt 4: Vormarsch der Bataillone des Regiments in Belgien

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Am 18.8. setzen sich die deutschen Heeressäulen in Bewegung. Der Vormarsch beginnt: 1. Armee auf Brüssel, 2. Armee auf die Ourthe, 3. Armee auf Dinant—Givet, 4. Armee durch die belgischen Ardennen, um Neufchâteau und die Semoislinie zu erreichen. 5. Armee bewegt sich auf Longwy—Montmédy, 6. und 7. Armee auf die Vogesen zu. Am 19.8. rücken die Spitzen des VI. A.K. durch Arlon. Manch guter Trunk wird den von der drückenden Hitze Erschöpften von der 5. Komp. gereicht, [S. 14] die gerade die Wache des zur nachhaltigen Verteidigung eingerichteten Bahnhofs hat. Am 20.8. treffen Teile des l. in Libramont mit stärkeren französischen Patrouillen zusammen, die einige Häuser des Ortes besetzt hatten, sich jedoch nach kurzem Feuergefecht zurückziehen. Die Fühlung mit dem Feinde an dieser Stelle ist somit hergestellt. Nach Eintreffen der Spitzen des XVIII. A.K. (I./115) wird I. wieder nach Bastogne zurückgezogen und übt weiter die Sicherung der Eisenbahnlinien aus. Am 21. 8. wird Oberst v. Drygalski zum Kommandeuer des I.R. 25 befohlen, Major Ruhnau übernimmt vorläufig die Führung des Regts. Am gleichen Tage schiebt die 5. Komp. die Bahnsicherung über Habay-la-Vieille bis Marbehan vor. Am 22.8. wird der Bahnhof Marbehan von feindlicher Artillerie beschossen und angegriffen; der Führer der dortigen Wache, Utffz. Schmidt, zieht sich nach einem lebhaften Feuergefecht mit seinen schwachen Kräften auf Habay-la-Vieille zurück. Offenbar handelt es sich um schwächere feindliche Kräfte, die an einer Stelle der Schlachtfront durchgebrochen waren.

Denn am gleichen Tage steht die 4. Armee (A.O.K. in Bastogne) in schwerem Kampf bei Neufchâteau mit der vorrückenden französischen 4. Armee de Langle's de Cary. Am Abend ist ein glänzender Sieg errungen, der Gegner an die Maas zurückgedrängt.

III. wird am 20. in Neubrück verladen, verbleibt am 20./21.8. in Luxemburg in der Industrieschule auf dem Leppertsberg, trifft am 21. 8. in Useldingen ein mit dem Auftrag, die Bahn Berg—Nördingen zu sichern. Der Befehl wird ausgeführt; nach Ablösung durch I./L. 118 rückt das Bataillon am 22. 8. weiter nach Martelange, die 9. Komp. nach Attert. Die Straßen um Martelange werden wegen der bedrohlichen Lage stark gesichert. Parole an diesem Tage: „Ulrichstein". Ein feindlicher Angriff erfolgt jedoch nicht. Am 23.8. rückt das Bataillon weiter nach Fauvillers und bezieht dort mit der 4. Ldw. Esk. und dem Ldw. Esk. Stab Unterkunft. Am 24.8. Weitermarsch nach Habay-la-Neuve, von da nachmittags 2 Uhr gemäß Brigadebefehl über Anlier nach Neufchâteau. Das Bataillon verbleibt bis zum 28.8. in diesem Orte zusammen mit Brigadestab, Kavallerie-Regimentsstab und 2. und 4. Esk. In Neufchâteau wird aus Häusern auf die Truppe geschossen; um die Bevölkerung abzuschrecken, werden auf Befehl des Brigadekommandeurs vier Häuser angezündet.


Persons: Rühl, Karl · Drygalski, von, Oberst · Ruhnau, Major · Schmidt, Unteroffizier
Places: Brüssel · Ourthe (Fluss) · Dinant · Givet · Ardennen · Neufchâteau · Semois · Longwy · Montmédy · Vogesen · Arlon · Libramont · Bastogne · Habay-la-Vielle · Habay-la-Neuve · Marbehan · Maas · Neubrück · Luxemburg · Useldingen · Nördingen · Martelange · Attert · Fauvillers · Anliers
Keywords: Landwehr Infanterie-Regiment Nr. 116 · Truppenaufmarsch · Franzosen · Patrouillen · XVIII. Armeekorps · Eisenbahnlinien · Infanteerie-Regiment Nr. 25 · Bahnsicherung · Artillerie · Franktireurs · Zivilbevölkerung · Kriegsgräuel
Recommended Citation: „Karl Rühl, Auszug und erste Kriegswochen des Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 116 aus Darmstadt und Gießen, 1914, Abschnitt 4: Vormarsch der Bataillone des Regiments in Belgien“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/112-4> (aufgerufen am 25.04.2024)