Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1473 Dezember 21

Revers Gräfin Annas von Katzenelnbogen über ihr Wittum

Regest-Nr. 12511

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: A: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 4041 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Schublade 81, Nr. 61⟩.
B: Königliches Hausarchiv der Niederlande.
Stückbeschreibung: A: Membran stark beschädigt, die Schrift aber lesbar (lt. Findbuch).
Siegel: A: Das Siegel wurde aufgefunden und wieder angehängt (lt. Findbuch).
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 1715 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Schublade 81, Nr. 62⟩, gleichzeitig, in neuzeitlicher Fadenbindung mit der Anweisung Graf Philipps von 1474 Januar 24; Staatsarchiv Marburg, Katzenelnbogen, 16. Jahrhundert; Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 171, C 821, fol. 178, 16. Jahrhundert; Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 171, C 1023, fol. 95, 16. Jahrhundert.
Regesten: Staatsarchiv Marburg, Ziegenhainer Repertorium VI, fol. 32; Staatsarchiv Marburg, Findbuch zum Samtarchiv, Band 5, S. 154; Kasseler Repertorium I, S. 486; Demandt, Regesten Katzenelnbogen 2, S. 1606 Nr. 5758; Arnoldi, Miscellaneen, S. 179.
Regest
Anna von Nassau, Herzogin von Braunschweig und Lüneburg, bekundet, daß sie ihr ehelicher Gemahl Graf Philipp von Katzenelnbogen laut folgender Urkunde bewittumt hat:
Graf Philipp von Katzenelnbogen bewittumt seine eheliche Gemahlin Anna von Nassau und Vianden mit einer jährlichen Rente von 1600 fl., von denen 2/3 in Geld und 1/3 in Korn und Hafer ausgezahlt werden sollen, wobei 1 Malter Korn oder 2 Malter Hafer mti 1 fl. angesetzt worden sind.
Er überweist ihr als erstes 900 fl. Rente von dem erzbischöflich trierischen Zoll zu Boppard wozu er die erzbischöfliche Erlaubnis erwirkt hat. Löst der Erzbischof die Rente mit 18000 fl. wieder ein, dann sollen sie, so lange Anna in ihrem Wittum sitzt, zu ihrem Nutzen wieder anderweitig angelegt werden. Versäumen die Erben Graf Philipps es, dies rechtzeitig zu tun, müssen sie Anna bis zur vollzogenen Wiederanlegung die jährliche Gülte von 900 fl. selbst zahlen. Die Haupturkunde über die 18000 fl. und die genannte Zustimmungsurkunde des Trierer Erzbischofs haben Graf Philipp und Anna gemeinsam beim Frankfurter Rat hinterlegt.
Graf Philipp bewittumt Anna ferner mit folgenden Einkünften aus Mai- und Herbstbede und den zugehörigen Eigenleuten: im Ort Burgschwalbach sind fällig 34 fl. 22 alb., zu Panrod 9 1/2 fl., zu Holzhausen auf der Aar 1 fl. 20 alb., zu Dörsdorf 18 fl., zu Laufenselden 74 fl., zu Grebenholzhausen 59 fl., zu Grebenroth und Martenroth 24 fl., zu Meilingen 28 fl, zu Zorn 32 fl., zu Kemel 63 fl. 12 alb., zu Kördorf (Kirck-) 12 fl. 2 alb. - Summa 357 fl. 8 alb.
Weiterhin überweist Graf Philipp dem Wittum Annas folgende ständigen Geldgülten: von Burgschwalbach 13 fl. 17 alb., von Panrod 1 fl, legergulden genannt, von der Eisenschmiede bei Burgschwalbach Eisen im Wert von 15 fl., von Eppenrod und aus dem Estereigen, das zu Burgschwalbach gehört 8 1/2 fl., von Berndroth zum 13. Januar 5 fl., die denen von Metzenhausen (Mey-) zustanden, 18 alb. Weidegeld und 3 alb. vom Hulantzgude dortselbst, von Grebenholzhausen 12 alb., von Fischbach bei Katzenelnbogen 20 alb. aus der Geroldsteinischen (Gernstein) Gülte, von Grebenroth an drei Terminen jährlich 3 fl. 6 alb., die den Suren (von Katzenelnbogen) gehörten aus einer Wiese dortselbst, Brühl gen., 1 1/2 fl. wofür sie seit einigen Jahren verpachtet ist, von Laufenselden und aus der Mark aus der Oberdorst ußwißen 6 fl., für die sie eine Reihe von Jahren verpachtet ist, von Zorn 3 fl., die von den dortigen Schöffen angewiesen werden, von Hilgenroth (Hilligenrode) 3 fl. 18 alb., von Mappershain (Melbers-) aus der Nassauer Hufe 4 fl., von Huppert aus Zinsgütern 1 fl. 6 alb. - Summa: 68 fl. 4 alb.
Summa summarum von Beden und Geldgülten: 425 1/2 fl.
Folgende Korngülten fallen zum Wittum Annas: von den Hufen zu Burgschwalbach 22 Malter 9 Simmern 1 Driling, von den Hufen zu Mudershausen 2 Malter, von Hainhausen (Haenhusen) 1 Malter, von Rettert 2 Simmern, von Kaltenholzhausen (H. zu der Kaldenbach) 2 Simmern 1 Sester, von Rückershausen aus dem Weingarten St. Goarsberg 1 Simmer, von den Einwohnern daselbst 15 1/2 Malter Bopparder Maßes, aus der Mühle zu Berndroth 4 Malter, aus der Mühle zu Burgschwalbach 10 Malter und aus der Mühle zu Laufenselden 7 1/2 Malter. - Summa: 63 Malter, 2 Simmern, 1 Driling und 1 Sester.
An Zehnteinkünften sind fällig: zu Burgschwalbach 22 1/2 Malter, zu Mudershausen 2 Malter von den gräflichen Hufen, zu Hainhausen (Haenahu-) 4 Simmern, zu Laufenselden 36 Malter, zu Grebenholzhausen 27 Malter nassauischen Maßes. - Summa 87 Malter 10 Simmer.
Als Pacht wird von den Höfen, die man alljährlich zu verpachten pflegt, an Korn folgendes eingenommen: vom Hof zu Laufenselden, auf dem Arnd sitzt, 9 Malter, vom dortigen Hof, den Heinz von Reckenroth innehat, 9 Malter, von denen jedoch der Kaplan zu Burgschwalbach 6 Malter erhält; und vom dritten Hof dortselbst, den der Kellner Philipp gepachtet hat, 3 Malter, vom Hof Göbels zu Berndroth 10 Malter; vom Hofe zu Dörsdorf, auf dem Heinz Minte sitzt, 8 Malter; vom Steger Hof mit den dorthin fälligen Zehnten, die zusammen verpachtet werden, 20 Malter; vom Hof zu Allendorf 7 Malter. - Summa: 60 Malter.
Summa summarum an Korn 211 Malter 1 Driling 1 Sester = 211 fl, der Malter zu einem Gulden gerechnet.
An ständiger Hafergülte sind fällig: von Burgschwalbach aus den Hufen 10 1/2 Malter 3 Simmern, von Panrod 5 Malter 3 Simmern, von Berndroth, Ackerbach und Hasenberg aus der Weide im Meilinger Feld (von der weyde in dem Meylinge felt) 5 Malter 3 Simmern, von Mudershausen 10 Simmern, von Kaltenholzhausen 3 Sester Dorfmaßes, von Rückershausen aus dem Weingarten St. Goarsberg 1 Simmer Dorfmaßes, von Kördorf 9 Simmern. - Summa: 23 Malter 1 Sester.
Vom Haferzehnten, den man jährlich zu verpachten pflegt, kommen ein: zu Burgschwalbach 11 Malter, die der dortige Kellner erhebt, zu Muderhsausen vom Hufenzehnten 1 Malter, zu Laufenselden 26 Malter, zu Grebenholzhausen 22 Malter. - Summa: 60 Malter Hefer.
An Pacht kommen von den Höfen, die jährlich verpachtet werden, an Hafer folgendes ein: vom Hof zu Laufenselden, aus dem Arnd sitzt, 6 Malter, vom Hof daselbst, den der Kellner Philipp zu Burgschwalbach gepachtet hat, 3 Malter; von einem dritten Hof daselbst, den Heinz von Reckenroth innehat, 6 Malter, die jedoch der Kaplan zu Burgschwalbach erhält und die deshalb hier nicht mitgerechnet worden sind; vom Hof zu Berndroth, den Göbel innehat, 9 Malter; vom Hof zu Dörsdorf, den Heinz Minte besitzt, 5 Malter; vom Hof zu Allendorf 5 Malter; vom Steger Hof mit den dorthin fallenden Zehnten 16 Malter. - Summa: 44 Malter.
Summa summarum der Hafergülten: 127 Malter 1 Sester = 63 1/2 fl., zwei Malter auf einen Gulden gerechnet.
Summa summarum aller Anweisungen an Geld und Frucht: 700 fl. Diese und die oben erwähnten 900 fl. vom Bopparder Zoll machen zusammen 1600 fl. im Jahr. Geld und Frucht sollen der Gräfin jährlich in ihren sicheren Gewahrsam nach Burgschwalbach geliefert werden. Kommen sie einmal aus den angewiesenen Orten nicht ein, ist das Fehlende anderweitig zu ersetzen.
Als Wittumswohnung und -sitz erhält Anna Burg und Ort Burgschwalbach mit allem Zubehör an Herrschaftsrechten, Freiheiten und Leuten. Der Graf behält sich jedoch die Erböffnung vor, wodurch Anna aber kein Schaden geschehen darf. Amtleute, Kellner, Schultheiß, Türmer, Pförtner und Wächter in Burg und Ort Burgschwalbach sollen Anna hinsichtlich ihrer Wittumsverschreibung huldigen.
Graf Philipp bewittumt Anna ferner mit den drei Gerichten Burgschwalbach, Dörsdorf und Panrod, soweit Gerichte und Marken reichen, mit allen Ge- und Verboten und zugehörigen Herrschaftsrechten, Nutzungen und Diensten, Bußen, Wetten und Fischereien, Jagden, Wildfängen, Hühnern und Gänsen. Anna soll aus den zu diesen Gerichtenund der Burg Schwalbach gehörenden Wäldern das notwendige Bau- und Brennholz für ihren Sitz Schwalbach erhalten.
Der Graf überweist schließlich auch noch den Hof zu Burgschwalbach zum Wittum Annas mitsamt den zugehörigen Äckern, Wiesen, Gärten, Schäfereien, Weinbergen, Weinzehnten und allen kleinen Zehnten von Erbsen, Heu, Lämmern, Ferkeln, Hähnen, Fleisch und dem Wiesenheu, das zur Burg gehört. Anna darf auch jedes Jahr 1/2 Fuder Wein im Ort Burgschwalbach zu ihrem Nutzen ausschenken lassen, ohne daß dieser Gewinn auf die 1600 fl. angerechnet wird.
Anna soll diese Einkünfte lebenslänglich nutzen und nach ihrem Tod an die nächsten Erben fallen lassen. Stellt es sich heraus, daß einige dieser Einkünfte Lehen sind, dann wird der Graf die Zustimmung der Lehensherren zur Überweisung dieser Gefälle an das Wittum Annas beschaffen.
Von den in den gen. Gerichten fälligen Hühnern bleiben Kuno von der Leyen 13 und den Kolbe von Boppard 11 Hühner vorbehalten, desgleichen erhält der Graf allen Weizen (weis) aus den genannten Gerichten außer vom Hof in Burgschwalbach. Dafür zahlt der Graf jährlich den Burgmannen in Burgschwalbach Geld, Weizen, Hafer und Hühner, so daß Anna keinen Schwaden davon hat.
Es siegeln Graf Philipp und Kuno von Reifenberg d.Ä., Bernhard Kreiß von Lindenfels und Konrad von Katzenelnbogen, die den obigen Vertrag mit zustande gebracht haben.
Anna gelobt, alle diese Punkte unverbrüchlich zu halten und nichts dagegen zu unternehmen, sondern sich an diesem Wittum genügen zu lassen.
Siege lder Ausstellerin.

Wortlaut der Datierung

geben uff sant Thomas des heiligen apostellen tag 1473.

Weitere Informationen

Tatsächlich war Graf Philipp damals noch nicht der Gemahl Annas, da die Ehe erst am 24. Januar 1474 geschlossen wurde. Diese Form mußte jedoch gewählt werden, da nach der Eheberedung vom 30. November die Wittumsverschreibungen zum Heiratstag ausgefertigt vorliegen mußten.

Nachweise

Aussteller

Katzenelnbogen, Grafen, Anna, Frau Philipps I., verw. Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, geb. Gräfin von Nassau

Empfänger

Katzenelnbogen, Grafen, Philipp I.

Siegler

Katzenelnbogen, Grafen, Anna, Frau Philipps I., verw. Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, geb. Gräfin von Nassau

Weitere Personen

Trier, Erzbischöfe, Johann II. von Baden · Arnd, Hofpächter in Laufenselden · Reckenroth, Heinz von · Philipp, Kellner in Burgschwalbach · Göbel, Hofpächter in Berndroth · Minte, Heinz · Reifenberg, Kuno d.Ä. von · Kreiß von Lindenfels, Bernhard · Katzenelnbogen, Konrad von

Weitere Orte

Nassau, Grafen · Vianden (Kt. Vianden/Luxemburg), Grafen · Boppard (Rhein-Hunsrück-Kreis/Rheinland-Pfalz), Zoll · Trier, Erzbischöfe · Frankfurt a.M., Rat · Burgschwalbach (Gem. Hahnstätten/Rheinland-Pfalz), Burg · Burgschwalbach (Gem. Hahnstätten/Rheinland-Pfalz) · Panrod (Gem. Aarbergen) · Holzhausen über Aar (Gem. Hohenstein) · Dörsdorf (Gem. Katzenelnbogen/Rheinland-Pfalz) · Laufenselden (Gem. Heidenrod) · Grebenholzhausen (Gem. Heidenrod) · Grebenroth (Gem. Heidenrod) · Martenroth (Gem. Heidenrod) · Obermeilingen (Gem. Heidenrod) · Zorn (Gem. Heidenrod) · Kemel (Gem. Heidenrod) · Kördorf (Gem. Katzenelnbogen/Rheinland-Pfalz) · Burgschwalbach (Gem. Hahnstätten/Rheinland-Pfalz), Eisenschmiede · Eppenrod (Gem. Diez/Rheinland-Pfalz) · Berndroth (Gem. Katzenelnbogen/Rheinland-Pfalz) · Metzenhausen (Gem. Kirchberg/Hunsrück/Rheinland-Pfalz) · Fischbach (Gem. Bad Schwalbach) · Geroldstein (Gem. Heidenrod) · Hilgenroth (Gem. Altenkirchen/Rheinland-Pfalz) · Mappershain (Gem. Heidenrod) · Mudershausen (Gem. Hahnstätten/Rheinland-Pfalz) · Hainhausen (Gem. Rodgau) · Kaltenholzhausen (Gem. Hahnstätten/Rheinland-Pfalz) · Rettert (Gem. Katzenelnbogen/Rheinland-Pfalz) · Rückershausen (Gem. Aarbergen), Weingarten St. Goarsberg · Boppard (Rhein-Hunsrück-Kreis/Rheinland-Pfalz), Maß · Berndroth (Gem. Katzenelnbogen/Rheinland-Pfalz), Mühle · Burgschwalbach (Gem. Hahnstätten/Rheinland-Pfalz), Mühle

Sachbegriffe

Grafen · Wittume · Reverse · Ehefrauen · Renten, jährliche · Urkunden, Deponieren von · Räte · Erben · Gülte · Abgaben, Getreide · Eisenschmieden · Mühlen · Hufe · Pächter

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Demandt, Reg. Katzenelnbogen 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 12511 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/12511> (Stand: 27.04.2024)