Hessian World War I Primary Sources

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↑ Wilhelm Neuhaus, Landsturm-Infanterie-Bataillon Hersfeld, 1914-1915

Abschnitt 5: Aufteilung des Bataillons, 25.10.1914

◀ [Teil I, S. 1-6] [6] Doch um 5.32 abends stand die Kompagnie wieder feldmarschmäßig auf dem Marktplatz vor dem Standbild des Grafen Egmont bereit, um zum Bahnhof abzumarschieren. Denn in Sottegem wurde das Bataillon auseinandergezogen, um die Etappenlinien, die zwischen Sottegem, Audenarde¹ und Melle² (nahe bei Gent) sich erstrecken, zu besetzen. Die erste Kompagnie sollte den am weitesten nach Westen gelegenen Punkt Audenarde, übernehmen. Am Bahnhof von Sottegem hatten wir übrigens noch ein kleines Erlebnis, wie es wohl häufiger im Feindesland von den Hersfeldern erlebt werden wird. Eben war ein Transportzug eingelaufen, der frische Truppen aus der Heimat an die Front brachte. Ob wohl ein Hersfelder Kind drin ist? Nichts einfacher, als das zu ermitteln. Ein paar kräftige „Bruder Lolls!"³ und wirklich streckten sich ein paar überraschte Gesichter aus den Fenstern. Das war ein unverhofftes Wiedersehen mitten im Herzen Belgiens unter den Tausenden von unbekannten Kameraden, die die Züge nach West, Süd, Ost und Nord vorbeiführten.

Nun noch eine kurze, aber recht ungemütliche Bahnfahrt, ein Warten und Herumstehen auf dem Bahnhof und den Straßen von Audenarde im nächtlichen Dunkel, ein Herumlungern in der Artilleriekaserne, bis endlich 2 Uhr nachts die ..Kompagnie des .. Landwehr-Infanterieregiments auf dem Kasernenhof antrat und durch den strömenden Regen hindurch abrückte, die wir nun ablösen sollten. In die eben verlassenen Betten krochen wir hinein, froh, endlich nach des Tages Last und Unruhe für in paar Stunden von der fernen Heimat, wo wirs bei Muttern so gut hatten, träumen zu können. ▶

1. Oudenaarde, ca. 59 km von Brüssel entfernt. ↑
2. 10 km östlich von Gent. ↑
3. „Bruder Lolls“-Rufe werden auch zur gegenseitigen Begrüßung der Hersfelder zur Zeit des im Oktober stattfindenden Lullusfestes verwendet. ↑