Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Wurster, Trostbüchlein für die Trauer um die fürs Vaterland Gefallenen, 1918

Abschnitt 8: Seite 28-31: Hoffnung

und wie es von ihnen verlangt wird. Dies gerade auch im freiwilligen Dienst. Wie haben wir oft um Mitarbeiter geworben vor dem Krieg, wenn es sich um etwas Gemeinnütziges gehandelt hat! Die Ernte war groß, aber der Arbeiter blieben es wenige; immer die Antwort: „was geht das mich an? da siehe du zu!" Wird es jetzt anders, nachdem unser ganzes Volk durch die herbe Schule des Opfers gegangen ist? Wenn es anders wird, dann sei Gott gepriesen. Du jedenfalls wisse, was von dir verlangt ist? Nimm deine tägliche Aufgabe hin als den Dienst, den du, gerade du für das Ganze leisten sollst, mit deiner Kraft, der äußeren und der neu gewonnenen inneren. Und wenn es heißt: Freiwillige vor! dann tritt du ins Glied, wenn du kannst, und tue alles mit Lust. Das gibt Frieden.

Lies Joh. 13. 1—17. Römer 12. Phil. 2, 1-18. Gal. 6. 1-11. Lied: Liebe, die du mich zum Bilde; Jesu, meine Freude; Für dich sei ganz mein Herz und Leben; Jesu, der du bist allein; Seelen, laßt uns Gutes tun.


[S. 29] Hoffnung.

Noch etwas bedrückt euch, arme Leidtragende. Wie ist es denn nun mit dem teuren Verstorbenen? Es ist hart genug, daß ihr ihn nicht mehr habt pflegen, nicht bei ihm sein dürfen in der letzten Stunde; er ist hingeschieden ohne Abschied, und ihr habt ihm die Augen nicht zudrücken, ihn nicht mit der Erde übergeben dürfen und habt jetzt nicht wie sonst die Leidtragenden eine teure Grabstätte in der Nähe, die ihr besuchen und pflegen könnet. Das ist herb, aber auch das hat sein Gutes. Ihr kommt nicht so leicht in die Schwärmerei hinein; die den Toten da sucht und da pflegt, wo er nicht ist. Suchet den Toten nicht an irgend einer Stätte draußen auf dem Schlachtfeld, wenn er dort gefallen ist, auch nicht aus dem Friedhof, wo seine sterblichen Überreste begraben sind. Ihr habt ihn nicht persönlich der Erde übergeben können; übergebt ihn eurem Gott, das ist mehr. Das gibt Friede.

Dürfet ihr nicht getrost sein wegen seiner Zukunft? Ihr fragt: weiß man es denn [S. 30] auch gewiß, daß es ein anderes Leben und ein Wiedersehen gibt? Ihr möchtet so vieles wissen von ihm, seinem jetzigen Aufenthalt, seinem Weiterleben, ob er an euch denkt, mit euch lebt, auch so viel, so viel. Niemand kann euch eine bestimmte Antwort auf diese Frage der Liebe geben, wenn ihr mehr wissen wollt als das eine: er ist in Gottes hand. Den Vorhang, den Gottes Weisheit zwischen dieser und dern andern Welt gemacht ha

Aber ist der Verstorbene sein Eigentum? Ist er's gewesen und ist er's jetzt? Du macxhst dir vielleicht Sogen darüber, daß er nicht frömmer gewesen, daß er nicht [S. 31] unmittelbar vor seinem Td noch gebetet oder gebeichtet habe. Laß das!

Gewiß ist uns das letzte Wort eines unserer Lieben ein teures Vermächtnis und wenn es ein Gebetswort ist, sagen wir gern: wer so stirbt, der stirbt wohl. Aber von vielen, die jetzt draußen liegen, wissen wir nicht, wie ihre letzten Augenblicke waren. Laß dich's nicht kümmern. Der Verstorbene hat einen guten Kampf gekämpft; treu seinem König, treu seinem Volk ist er gefallen, treu bis zum letzten Atemzug.

Gott kennt ihn besser als du. Er weiß was rein, groß, edel an ihm war; er kennt ebenso, was unfertig und unrein an ihm gewesen ist. Davon ist keine Rede, daß der Tod auf dem Schlachtfeld den Himmel verdienen könnte. Verdienen können wir bei Gott überhaupt nichts. Aber ihm etwas Rechtes zutrauen, das dürfen wir. Er hat jedenfalls gute Gedanken mit denen, die dahingegangen sind auf dem blutigen Feld, gute Gedanken und größere, als wir verstehen. Glaub, er wird's recht machen. Er kann so manchem, dessen Leben schnell abgebrochen worden ist, ehe er zur inneren Klarheit kam, neue Wege des Lichts eröffnen, einen andern,


Persons: Wurster, Paul
Keywords: Trostbüchlein
Recommended Citation: „Wurster, Trostbüchlein für die Trauer um die fürs Vaterland Gefallenen, 1918, Abschnitt 8: Seite 28-31: Hoffnung“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/102-8> (aufgerufen am 25.04.2024)