Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Ausarbeitung zur Konzeption des ersten Hessentags in die Wege geleitet, November 1960

Im November 1960 überträgt der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn (1901–1976; SPD) einer Arbeitsgruppe um dessen persönlichen Referenten Bernd Schneider die Aufgabe, ein Konzept für den ersten Hessentag auszuarbeiten. Dieser soll ein Landesfest werden, eine Plattform der Landesregierung, um sich und ihre politischen öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Darüber hinaus erhofft sich die Landesregierung eine Gewöhnung und emotionale Bindung der sich aus Einheimischen, Heimatvertriebenen und Flüchtlingen zusammensetzenden Einwohnerschaft des Landes an ihre Regierung und das Konstrukt des Bundeslandes. Erstmalig symbolisieren auch die Uniform der überwiegend in Hessen stationierten zweiten Panzergrenadierdivision der Bundeswehr die innere Landeseinheit: ein rot-weißes Wappen mit dem hessischen Löwen wird den linken Ärmel des Uniformrocks der auf dem Hessentag erwarteten Abordnung zieren. Die bürgernah ausgestaltete mehrtägige Veranstaltung mit Volksfestcharakter zur Präsentation politischer Anliegen der Landesregierung kommt bei den Landesbewohnern gut an: Insgesamt werden rund 40.000 Besucher gezählt. Dies entspricht den Schätzungen während der vorausgegangenen Planungsphase, die von 13.000 teilnehmenden Hessen und Hessinnen ausgingen.¹ Als Austragungsorte werden derzeit noch Alsfeld und Friedberg diskutiert; Einigkeit besteht jedoch darin, den Hessentag fortan jedes Jahr und jeweils in einer anderen Stadt stattfinden zu lassen. An den folgenden Planungen beteiligten sich neben den Ministerien und weiteren Regierungsstellen eine Reihe von Einrichtungen des Landes, kommunaler Organisationen und Vereine: der Landessportbund, der Bund der Vertriebenen, die Landsmannschaften, bäuerliche Organisationen, Reit- und Fahrvereine, der Landfrauenverband, Trachtenvereinigungen, der Landesjugendring, das Rote Kreuz, Verbände der Wirtschaft, des Kunsthandwerks und des Hotel- und Gaststättengewerbes, Schulen und Gesangsvereine, der Hessische Rundfunk, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Bundeswehr, Bundesgrenzschutz, Polizei und Feuerwehr, kommunale Spitzenorganisationen und nicht zuletzt die Stadt Alsfeld. Die weitestgehend endgültige Planung des Veranstaltungsablaufs steht damit zum 16. Januar 1961 fest. Einen zentralen Raum soll der Vorstellung des Bundesgrenzschutzes zu dessen zehnjährigem Bestehen zugemessen werden.² Inhaltlich bietet der vom 30. Juni bis 2. Juli 1961 mit rund 50 Veranstaltungen aufwartenden Hessentag unterschiedliche Angebote zum Thema „Heimatgedanke“ sowie als besondere Attraktionen ein Schachspiel mit lebenden Figuren in mittelalterlichen Kostümen auf dem Alsfelder Marktplatz³ die Siegerehrung des Schülerwettbewerbs „Wir zeichnen unsere hessische Heimat“, deren 120 beste Arbeiten in der Ausstellung „Unser Hessenland“ gezeigt werden⁴ und einen abschließenden Festumzug durch Alsfeld unter dem Motto „Wir Hessen“.⁵ Am Rande des Hessentages finden zudem politisch motivierte Zusammenkünfte, wie die Tagung der kommunalen Spitzenverbände statt.⁶
(FW)

1. Vgl. Bimmer, Hessentag, S. 186; Presse- und Informationsabteilung der Staatskanzlei Wiesbaden, 15 Jahre Hessentag, S. 5; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.7.1961, S. 11: Der Hessentag; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.6.1961, S. 13: Hessischer Wappenlöwe auf der Panzergrenadier-Uniform; Sendescript von Deutschlandradio Kultur zur Sendung „Trachten, Politik und Popstars. Der 50. Hessentag vom 26.5.2010, S. 9, Stand: 16.9.2015. ↑
2. Vgl. Sarkowicz, Geschichte des Hessentages, S. 21, 19; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.7.1961, S. 12, Das hessische Kabinett in Alsfeld. ↑
3. Vgl. Müller, Der Hessentag, S. 426. ↑
4. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.7.1961, S. 12: Das hessische Kabinett in Alsfeld; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.4.1961, S. 12: Schüler-Zeichenwettbewerb zum ersten „Hessentag“; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.4.1961, S. 55: Erster „Hessentag“ im Juli in Alsfeld. ↑
5. Vgl. Müller, Der Hessentag, S. 425 f. ↑
6. Vgl. Sarkowicz, Geschichte des Hessentages, S. 19. ↑