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Proteste gegen Herabsetzung der Kartoffelrationen in Frankfurt, 31. Januar 1919

In Frankfurt am Main protestieren mehrere Tausend Arbeiter gegen die behördlich verordnete Herabsetzung der Kartoffelzuteilung, die sich derzeit noch auf drei Pfund pro Kopf und Woche beläuft. Die mangelhafte Versorgung mit Lebensmitteln fordert in der Mainmetropole zwischen 1916 und 1919 nicht weniger als 5.055 Hungertote. Nach einer miserablen Kartoffelernte im Herbst 1916 hatte bereits im Frühjahr 1917 der Wiesbadener Regierungspräsident an den Kaiser gemeldet, dass aufgrund von Unterernährung die Städte Wiesbaden und Frankfurt deutlich steigende Sterberaten zu verzeichnen hatten. Einem Bericht des Reichswirtschaftsministers ist zu Jahresbeginn 1920 schließlich zu entnehmen, dass in der Kartoffelversorgung „die Rückstände, die von Mitte November bis Ende Oktober [!] eingetreten waren, nicht mehr eingeholt werden. Die Ablieferungen bis Ende Dezember betrugen nur etwas mehr als die Hälfte der entsprechenden Ablieferung im Jahre 1918. Daher blieb die Versorgung der Bevölkerung in den großen Städten außerordentlich mangelhaft. Berlin, das Industrierevier, Frankfurt a. Main, Hamburg und Sachsen mußten die Kartoffelration auf 4–5 Pfund herabsetzen“.1
(KU)


  1. Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik, Das Kabinett Bauer, Bd. 1: Dokumente: Nr. 154 – Bericht des Reichswirtschaftsministers über die Wirtschaftslage im Dezember 1919. [23. Januar 1920], S. 557-561.
Records
Recommended Citation
„Proteste gegen Herabsetzung der Kartoffelrationen in Frankfurt, 31. Januar 1919“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/508> (Stand: 31.1.2023)
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