Hessian World War I Primary Sources

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↑ Chronik des Ersten Weltkriegs im Stadtbuch von Gemünden (Wohra) (1914-1918)

Abschnitt 6: Kriegsjahr 1917, Ablieferung der Orgelpfeifen, Volkszählung

◀ [7] 1917

Witterungsverhältnisse und Ernte konnten, wie im Vorjahr als normal bezeichnet werden. Die Neuanlegung der Wege in der Feldmark wurde im Laufe des Jahres fortgesetzt. Da die wehrfähigen Männer und Jünglinge fast sämtlich zum Heeresdienst eingezogen waren, wurden die Arbeiten durch ältere Männer und Frauen ausgeführt. Es wurde ein Stundenlohn von 42 bis 50 Pfg. gezahlt.

Am 12.5.1917 entlud sich über der Stadt ein schweres Gewitter. Der Blitz traf die Scheune des Landwirts Konrad Staude (Steinweg 2) und äscherte dieselbe mit sämtlichen Erntevorräten völlig ein. Hier wurde zum erstenmal die 1910 erbaute Wasserleitung zu Feuerlöschzwecken benutzt, wodurch das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb.

Die Zwangsbewirtschaftung und Rationierung der Lebensmittel blieb wie im Vorjahr bestehen. Die von der Regierung angesetzte Höchstpreise waren fast den vorherigen gleich.

Infolge Mangel an Kriegsmaterial wurden am 17.6.17 die Orgelpfeifen aus der Kirchenorgel durch den Orgelbauer Möller aus Rotenburg abgenommen und mußten der Heeresverwaltung abgeliefert werden. Der Staat bezahlte für die Orgelpfeifen 495 Mark.

Von der Beschlagnahme der Kirchenglocken zu Kriegszwecken wurde, weil dieselben sehr alt waren und dadurch einen historischen Wert hatten Abstand genommen. Die am 5. Dezember 1917 stattgefundene Volkszählung ergab 1472 Personen (592 männliche u. 880 weibliche) Es wurden nur 27 Kinder geboren und starben 32 Personen, davon 10 auf den Schlachtfeldern.

Der Zugverkehr wurde infolge des noch immer anhaltenden Krieges auf beiden Bahnstrecken auf je 1 Zug eingeschränkt. ▶