Hessian World War I Primary Sources

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Bürgermeister Balthasar Möbus (1862-1953) mit Familie

↑ Chronik des Ersten Weltkriegs im Stadtbuch von Gemünden (Wohra) (1914-1918)

Abschnitt 1: Kriegerfest in Gemünden, Zuspitzung der politischen Lage

[1-2] [S. 1]

Der Weltkrieg 1914/15

Das Jahr 1914 begann mit einem gelinden Winter, welchem ein günstiges Frühjahr folgte, wodurch sich auch die Aussaat schnell vollzog. Die Winter und Sommerfrucht ebenso die Futterkräuter und Gras entwickelten sich gut und alles versprach eine gute Ernte. Diese guten Ernteaussichten wurden jedoch am 11. Juli durch einen schweren Hagelschaden an verschiedenen Feldorten stark beeinflusst, die verschiedenen Versicherungsgesellschaften bezahlten bis zu 90 %. Infolge des guten Graswuchses konnte mit der Heuernte schon früh begonnen werden, reichlich und gut ausgefallen war sie bei dem Wetter schnell beendet.

Am 18. + 19. Juli feierte der hiesige Kriegerverein sein 40 jähriges Stiftungsfest, welches als ein wohlgelungenes Fest bezeichnet werden konnte. Der Festzug wurde von Kavallerie und Infanterie Truppen, dargestellt von alten Kameraden des Vereins, eröffnet. Wohl ahnte noch keiner von diesen in die Uniform gekleideten Krieger, daß am politischen Himmel sich schwere Wetterwolken zusammenziehen würden und daß 14 Tage nach diesem Fest fast alle die Festkleidung mit der feldgrauen Kriegsuniform vertauschen müßten. Nachdem am 26. Juni der österreichische Thronfolger in Sarajewo durch serbische Meuchelmörder hingestreckt wurde, zogen sich schwere Kriegswolken zusammen, welche durch die Politik Rußlands, Frankreichs und England täglich verdichtet wurden. Alle Bemühungen unseres Kaisers, den Frieden aufrecht zu erhalten scheiterten an der bösen Gesinnung der oben genannten Länder. Oesterreichs Forderung an Serbien um [S. 2] Genugtuung für den Mord, wurde von diesem, durch Rußland verhetzt abgelehnt und so erfolgte im Juli die Kriegserklärung Oesterreichs an Serbien. Rußland zog mit seinen Truppenmassen nun schon am 30. Juli über die deutsche und österreichische Grenze, was Deutschland veranlasste zu den Waffen zu greifen. Der Kaiser verhängte am 31. Juli 1914 den Kriegszustand und forderte von Rußland die Zurückziehung der Truppen, welche jedoch nicht erfolgte. ▶