Hessian World War I Primary Sources

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↑ Die Schulchronik von Kruspis, 1914-1920

Abschnitt 11: Pflichtdienst

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Ein zeitiges Frühjahr brachte uns herrliche Tage. Draußen gedieh alles so prächtig; Regen und Sonnenschein wechselten fast regelmäßig miteinander ab. Leider folgte dann ein sehr trockener Vorsommer, so daß die Sommerfrucht in ihrer Entwicklung viel zu wünschen übrig ließ. Die Folge davon war eine sehr geringe Haferernte, während Roggen, Weizen und auch die Kartoffelernte gut aus-fielen. Eine Folge des günstigen Frühlings war gewiß auch die reiche Obsternte 1917; besonders gab es sehr viele Äpfel und Birnen hier bei uns. Die landwirtschaftlichen Arbeiten mußten auch in diesem Sommer und Herbst – wie in Jahren vorher – von den Frauen, Töchtern, Schulkindern und Kriegsgefangenen ausgeführt werden. Neu war es, daß von den älteren Männern – kleine Landwirte und Handwerker – viele zum Pflichtdienst herangezogen und den Besitzern größerer Güter zur Mithülfe überwiesen wurden. Von dem Anerbieten, Schüler des Gymnasiums in Hersfeld zu den Erntearbeiten auf Wunsch zur Verfügung zu stellen, wurde hier kein Gebrauch gemacht. Bittere Not herrschte von Mai bis zum Einbringen der neuen Ernte in unseren Großstädten; man hatte dort keine Kartoffeln, an die wir nun einmal in unserem Lande so sehr gewöhnt sind. Viele Schüler der Städte wurden von April bis Mai ab den Landgemeinden überwiesen und fanden da meistens unentgeltlich Versorgung. Hier hatten wir welche aus allen Himmelsrichtungen: Rheinland, Westfalen, Cassel, Marburg, Hanau, Wiesbaden, Hersfeld u.a.; ihre Zahl betrug 30. Die meisten derselben hatten sich, als sie uns im Herbst wieder verließen, recht gut erholt. Bedauerlicher Weise waren durch einige derselben Tierchen eingeführt worden, die wir gottlob seit Jahren nicht mehr in unserer Schule kannten. Im großen und ganzen muß ich bezeugen, daß die Kinder recht folgsam und brav gewesen sind. Der Fleiß ließ freilich viel zu wünschen übrig. (ges. Wendling 26.1.20.)¹
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1. Kontrollvermerk. ↑