Hessian World War I Primary Sources

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↑ Karl Albrecht, Irrfahrt eines Seemanns aus Fulda zu Beginn des Weltkriegs, 1914-1915

Abschnitt 2: Über Japan und China nach Singapur

◀ Bei unserer Ankunft in Japan herrschte gerade die Regenzeit. Wir wurden durch Kriegsschiffe feierlich empfangen und während unseres dortigen Aufenthaltes mit Festlichkeiten förmlich überschüttet, so zwar, daß es uns kaum möglich war, allen Einladungen Folge zu leisten. Die Japaner zeigten sich wirklich in jeder Beziehung nobel. Freie Eisen- und Straßenbahnfahrten, freier Eintritt in Ausstellungen, Museen, zu Theater- und sonstigen Veranstaltungen wurden uns überall gewährt. Der Japaner macht den Eindruck eines wohlerzogenen, religiösen und dabei schlauen Menschen. Er ist ein genügsamer, fleißiger Arbeiter, der für kargen Lohn arbeitet. Dabei findet man in manchen Industrien wahre Künstler. Nach 14 Tagen mußten wir Abschied nehmen. Derselbe gestaltete sich noch feierlicher als der Empfang. Stundenlang wurde unsere stolze Fregatte von Kriegsschiffen und Flugzeugen begleitet, bis wir nach gegenseitigem Salut uns trennten. Wir besuchten nun noch vier weitere japanische Häfen, wo uns überall dieselben Ehren und Aufmerksamkeiten zuteil wurden. Nicht im entferntesten hätte ich geahnt, daß es gerade Japan sein würde, das uns Deutsche in Kiautschou sobald schon hinterlistig überfallen würde. Wohl wurde mir schon in Japan im Juni die Mobilmachung Rußlands bekannt, gegen wen diese aber gerichtet war, wußte ich nicht. Leider sollte ich dies bald erfahren. (In japanischen Zeitungen, die ich leider auf meiner späteren Flucht im Stiche lassen mußte, die ich aber wieder zu erlangen hoffe, ist es schwarz auf weiß zu lesen, daß Rußland schon im Juni mobilisierte.)

Wir richteten auf unserer Weiterfahrt den Kurs nach der chinesischen Küste und zwar zuenächst nach Shanghai. Von der Küste bis zur Stadt Shanghai passierten wir auf dem Sung-kiang die japanischen, englischen, französischen, italienischen und deutschen Auslandskreuzer, welche sich auf der asiatischen Station befanden. Sie erwiesen uns den üblichen Salut. Die Hitze in Shanghai war groß und wir hatten, da es auch windstill war, darunter viel zu leiden. Deswegen war unser Aufenthalt dort auch nur von kurzer Dauer. In Shanghai erfuhr ich noch durch die Zeitungen, was sich in Oesterreich zugetragen, die Ermordung des Thronfolgerpaares. Nach Ergänzung unserer Vorräte setzten wir die Reise durch das Taifungebiet nach Singapore fort, wo wir nach 16 Tagen ankamen.

Dort erfuhr ich die Kriegserklärung Oesterreichs an Serbien. Mein erster Gedanke bei Empfang dieser Nachricht war, nun wird wohl auch mein Vaterland in den Krieg verwickelt werden. Nach wenigen Tagen wurden dann auch die verschiedenen Kriegserklärungen bekannt. ▶