Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ von Scotti, Ausmarsch und erste Kriegswochen des 5. Rheinischen Dragoner-Regiments von Manteuffel aus Hofgeismar, 1914

Abschnitt 16: Rückzug der Einheit nach der Marneschlacht

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Rückmarsch. 9. bis 14.9.14.

Da am 9.9. nun auch bei der 4. und 5. Armee die Nachricht von dem beginnenden Rückmarsch der 1. und 2. Armee und bald darauf der Befehl ebenfalls zum Rückzug eintraf, begann von diesem Tage ab in diesem Kampfgebiet die allmähliche Loslösung vom Feinde.

Auch die Schützen unseres Regiments im Verein mit denen des Hus. Regts. 14 nahmen, nachdem der Aufenthalt auf dem Bahndamm durch die feindliche schwere Artilleriewirkung unmöglich geworden war, zunächst eine Ausnahmestellung an der Furt des Ornain ein, von wo aus sie gegen den, bald von feindlicher Infanterie besetzten Bahndamm noch erfolgreich wirken konnten. Bald zeigten sich auch feindliche Kavallerie-Patrouillen, die stellenweise von uns noch abgeschossen werden konnten. Eine rege feindliche Fliegertätigkeit setzte ein.

Die 3. K.D. bleibt noch bis zum 11.9. als Nachhut und verschleiernd in der Gegend von Vroil, mit einzelnen Eskadrons und zahlreichen Patrouillen noch immer hart nördlich des Kanals. Erst am 12.9. beginnt das Gros der Division den Rückmarsch über Posesse—St. Mard—Charmant. Am Abend wird nach sehr anstrengendem Marsch auf den von starkem Regen aufgeweichten, zerfahrenen und zum Teil verstopften Wegen Fontaine en Dormois, am folgenden Tage — über Grandpre marschierend — der dem Regiment zugewiesene Unterkunftsort Thenorgues erreicht.

Ruhezeit in Thenorgues. 14. bis 28.9.

Niedergedrückt durch die unerwartete, uns allen noch unklare Wendung der Dinge, aber hoffnungsvoll auf eine baldige Wiederholung dieser zwar anstrengenden aber um so ereignisreicheren und ruhmvollen Zeit ruht das Regiment vom 14.9. bis 28.9. hier aus im stolzen Bewußtsein seiner vollsten, erfolggekrönten Pflichterfüllung, trauernd seiner tapferen Gefallenen gedenkend. Nachdem der Führer des Regiments, [S. 47] Major v. Niesewand, bereits am 9.9. das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen bekommen hatte, erhielten dies am 14.9.14 auch weitere Offiziere und Unteroffiziere des Regiments. Feldpost trifft ein, desgleichen ein Transport Ersatzmannschaften mit reichlichen Liebesgaben der Stadt Hofgeismar und der Angehörigen. Feldgottesdienst in der Dorfkirche findet statt. Die Eskadrons arbeiten eifrig an der Wiederherstellung ihrer Feldmarschfähigkeit in jeder Beziehung. Warnend rollt der Donner der Geschützkämpfe an der Aisne zu uns herüber. Wir werden auf eine baldige neue kavalleristische Wiederverwendung bereits vorbereitet. Alle beseelt derselbe Wunsch, baldmöglichst wieder am Feinde zu sein.

II. Der Feldzug in Belgien 1914. Abmarsch. 28.9.

Am 28.9., 2 Uhr nachm., traf der Abmarschbefehl ein. Noch an demselben Nachmittage setzt sich die Division in Bewegung. Im Verbande der 22. K.B. marschiert das Drag. Regt. 5 über die Maas bei Stenay in nordöstlicher Richtung Belgiens Grenze zu und erreicht nach Mitternacht Margny, am 29.9. die Gegend der Augustkämpfe (Gerouville, Virton) durchquerend, die Gegend südlich Arlon. Die Eskadrons liegen in den Ortschaften Udange, Budange und Wolkrange verteilt, und erwarten in diesen den in Aussicht gestellten Eisenbahntransport. Das Regiment erhält hier die Nachricht von der Ernennung des Majors v. Niesewand zum Kommandeur des Regiments. In Hinsicht auf die vielen umherschwirrenden Gerüchte auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen sehen wir erwartungsvoll der nahen Zukunft entgegen.