Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ von Scotti, Ausmarsch und erste Kriegswochen des 5. Rheinischen Dragoner-Regiments von Manteuffel aus Hofgeismar, 1914

Abschnitt 15: Die Einheit in der Marneschlacht

[43-46]
Verfolgung bis zum Rhein-Marne-Kanal. 2. bis 8. 9. 14.

Lage.

Nachdem die Kämpfe um die Maas-Übergänge beendet waren und der Rückzug der geschlagenen französischen Armeen seinen Fortgang unter allerdings ständigen Kämpfen nahm, begann nunmehr auch bei der 4. und 5. deutschen Armee die bei dem äußeren deutschen Heeresflügel — der 1. bis 3. Armee — in vollem Gange befindliche Verfolgung des Gegners. Unser Kav.-Korps marschiert, die Lücke ausfüllend zwischen dem über Grandpre—Valmy auf Revigny marschierenden linken Flügel der 4. Armee und dem über Fleville—St. Menehould auf Revigny vorgehenden rechten Flügel der 5. Armee, gegen den Rhein-Marne- Kanal. Am 2. 9. beginnt der Vormarsch hierzu. Unsere Division stößt zuerst bei Grandpre, beim Austritt aus den Argonnen in die Ebene, auf feindlichen Widerstand. Unser Regiment als Vorhutregiment gerät hierbei [S. 45] mit seiner Vorhut-Eskadron — 4./D. 5 und Teilen der 1./D. 5 — bei Termes in ein heftiges Artilleriefeuer, das diese Teile des Regiments von Mittag an bis zum Einbruch der Dunkelheit unter Verlusten an Ort und Stelle fesselt.

Es zeigt sich, daß der vom Feinde in diesen Nachhutkämpfen geleistete Widerstand von Kavallerie allein meist nicht zu brechen war. Infolgedessen folgte die 3. K.D. der öffnenden Infanterie des VI. A.K. und stieß im gegebenen Augenblick so weit wie möglich, aufklärend und verschleiernd, nach.

In dieser Gefechtsart erreichte die Division über Cernay en Dormois (3. 9.)—Valmy marschierend, am 4. 9. Gizaucourt (südl. Valmy), wo die Division, eben im Begriff zur Ruhe überzugehen, durch feindliches Granatfeuer zwar beruhigt, aber nicht vertrieben wird. Die auf Befehl des H.K.K. noch von hier zur Erkundung der Lage bei Chalons entsandte Fernpatrouille des Regiments — Lt. v. Scotti — erreicht nach einem Gewaltritt von 40 km noch während der Nacht Stadt und Marnebrücke von Chalons. Sie kann von Feind und Freund gleich wichtige Meldungen machen, da der Gegner auch hier hart gedrängt seinen Rückzug fortsetzt. Im weiteren Vorgehen der Division trifft diese bereits am 5. 9. bei St. Mard auf starke feindliche Nachhuten. Ein Angriff auf diese wird durch starke feindliche Artilleriewirkung zunächst vereitelt. Auch am 6. 9. wird die Division noch in der Gegend von Posesse durch feindliche Gegenwirkung festgehalten (Biwak).

Erst als die Infanterie der beiden Armeeflügel (linker Flügel 4. und rechter Flügel 5. Armee) am 6. 9. den Rhein-Marne-Kanal bei Sermaize und Revigny erreichte, kann auch unsere Kavallerie-Division am 7. 9. zu Pferde über Nettancourt sich so dicht an den Kanal heranschieben, daß Schützen unseres Regiments diesen bei Contrisson unter dem schwersten französischen Geschützfeuer überschreiten und sich gemeinsam mit den Schützen der anderen Regimenter der Division und des Jäg. Batls. über Andernay auf das noch zäh vom Feinde gehaltene Mogneville entwickeln können, das schließlich genommen, vom Jäg. Batl. aber nur unter großen Verlusten gehalten werden kann. Drei Offizier-Gefechtspatrouillen des Regiments zu Pferde stoßen vor und können wertvolle Meldungen über den Feind, sichtbar feuernde feindliche Batterien, deren erkennbare Stellungswechsel und Infanterieschützenlinien machen. Die Nacht bricht herein. Erbittert geht auch hier der Kampf um den Kanal weiter. Wir sind uns bewußt, auch hier an entscheidender Stelle zu kämpfen. In wenig veränderter Situation beginnt [S. 46] der folgende Tag (8. 9.). Bis zum Eintreffen von Infanterie halten unsere Schützen den unter starkem Feuer liegenden südlichen Dorfrand von Andernay, später den Eisenbahndamm bei der Bahnüberführung nordwestlich Contrisson, den sie auch die Nacht vom 8. zum 9. 9. über halten. Hier trafen wir zufällig und kurz mit unserem Reserve-Regiment zusammen. Offiziere wie Mannschaften sahen kurz ihre Kameraden wieder und konnten schnell Erlebnisse und Ereignisse gegenseitig austauschen.


Personen: Scotti, von
Orte: Maas · Grandpré · Valmy · Revigny · Fleville · Saint Menehould · Rhein-Marne-Kanal · Argonnen · Termes · Cernay-en-Dormois · Gizaucourt · Chalons · Saint Mard · Posesse · Sermaize · Nettancourt · Contrisson · Andernay · Mogneville
Sachbegriffe: 5. Rheinisches Dragoner-Regiment von Manteuffel · Dragoner-Regiment Nr. 5 · Franzosen · Kavallerie-Korps · Kavallerie · Granaten · Höheres Kavallerie-Kommando · Patrouillen · Biwaks · Infanterie · Jäger-Bataillon
Empfohlene Zitierweise: „von Scotti, Ausmarsch und erste Kriegswochen des 5. Rheinischen Dragoner-Regiments von Manteuffel aus Hofgeismar, 1914, Abschnitt 15: Die Einheit in der Marneschlacht“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/90-15> (aufgerufen am 26.04.2024)