Historisches Ortslexikon
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- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 1. Vöhl
Fürstentum Waldeck und Pyrmont 1866
Weitere Informationen
Dorfitter
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Ortsteil · 335 m über NN
Gemeinde Vöhl, Landkreis Waldeck-Frankenberg - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
4,5 km südöstlich von Korbach
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Lage und Verkehrslage:
Dorf mit regellosem Grundriss im Tal der Itter im Anschluss an ein Hofgut im Südosten. Kirche in zentraler Lage. Jüngere, nicht direkt mit dem alten Dorfkern verbundene Bebauungsgebiete im Norden und im Westen. Verkehranbindung an die B 252 Frankenberg (Eder) nach Korbach.
Ehemaliger Bahnhof Itter 1 km südlich außerhalb der Ortslage
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Ersterwähnung:
1126
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Historische Namensformen:
- Itere, in (1126) [Regesta historiae Westfaliae 2: Vom Jahre 1126 bis 1200, Urkundenbuch, S. 4-5, Nr. 198 = Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 255-259, U. 8. Unklar, ob auf Dorfitter, Thalitter oder beide zu beziehen]
- Dorpittere, in (1239) [Abschrift, Urkunden der Propstei Marsberg, S. 38-39, Nr. 13]
- Dorpytere, in (1251) [Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 2: Regesten und Urkunden, S. 15, Nr. 8]
- Ittere, in (1267) [Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, S. 101-102, Nr. 303]
- Dorfythere, in (1282) [Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 2: Regesten und Urkunden, S. 39-40, Nr. 60]
- Dorpethere, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 43 (21)]
- Dorfyttere, in (1329) [Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 2: Regesten und Urkunden, S. 81-82, Nr. 162]
- Dorfitter (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa; castrum (1126)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1879
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Älteste Gemarkungskarte:
1850
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3492478, 5677978
UTM: 32 U 492407 5676147
WGS84: 51.236645° N, 8.891237° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
635019040
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Flächennutzungsstatistik:
- 1854 (Morgen): 1394, davon 960 Acker, 124 Wiesen, 309 Wald
- 1885 (Hektar): 428, davon 240 Acker (= 56.07 %), 31 Wiesen (= 7.24 %), 97 Holzungen (= 22.66 %)
- 1961 (Hektar): 428, davon 95 Wald (= 22.20 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1629: 26 Haushaltungen
- 1742: 30 Haushaltungen
- 1885: 357, davon 356 evangelisch (= 99.72 %), 0 katholisch, 1 Juden (= 0.28 %)
- 1961: 605, davon 544 evangelisch (= 89.92 %), 57 katholisch (= 9.42 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 14./15. Jahrhundert: Herrschaft und Gericht Itter
- 1126: Ittergau, in der Grafschaft des Grafen Siegfried IV. von Northeim (in pago Itergowe in comitatu Sigefridi comitis)
- 1567: Herrschaft und Gericht Itter
- 1589: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft und Gericht Itter
- 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Herrschaft und Gericht Itter
- 1648/50: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Herrschaft Itter
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Herrschaft Itter
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Itter
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg (bis 1886 noch als Amtsbezirk/Verwaltungsamt Vöhl)
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
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Altkreis:
Frankenberg
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Gericht:
- 1821: Landgericht Vöhl
- 1867: Amtsgericht Vöhl
- 1932: Amtsgericht Korbach
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Herrschaft:
1251 gelangen Teile des Dorfes aus den Händen der Abtei Corvey an die Herrschaft Itter und von hier über Heirat an die verwandte Linie von Bischofshausen bzw. Löwenstein. Im Spätmittelalter gerät die Herrschaft Itter ebenso wie das Dorf in den zwischen den Erzbischöfen von Mainz, den Landgrafen von Hessen und den Grafen von Waldeck ausgetragenen Konflikt um die Landeshoheit. 1356/57 kommt es zur Eroberung der Burg Itter durch die Konkurrenten, die sich die Herrschaft Itter in der Folge teilen. Teile der Herrschaft in Dorfitter werden von Mainz, den Grafen von Waldeck und den Landgrafen von Hessen als Pfand ausgegeben, u.a. an die Familie der Wölfe von Gudenberg. 1560 besitzen die Löwensteiner noch zwei Drittel des Dorfes, jedoch geht der Besitz im weiteren Verlauf des Jahrhunderts schrittweise an Hessen verloren. 1589 können die Landgrafen die fehlenden Anteile an Dorfitter von den Gaugreben von Goddelsheim als Erben der Löwensteiner erwerben.
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.2.1971 schlossen sich die Gemeinden Dorfitter, Herzhausen und Thalitter zur Großgemeinde Ittertal zusammen.
Am 1.1.1974 wurden die (Groß-)Gemeinden Vöhl, Ittertal und Hessenstein zur Großgemeinde Vöhl vereinigt.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1126 bekundet der Abt Erkenbert von Corvey für seine Kirche von den adligen Matronen Riclinde und Frederun die Burg Itter mit Markt, Zoll sowie den zugehörigen Allodien in den Dörfern Dorfitter, (Nieder-) Ense, Lauterbach und Dalwig erhalten zu haben.
- 1239 verkauft das Stift Marsberg mit Genehmigung von Kloster Corvey seinen Hof in Dorfitter dem Kloster Schaaken.
- Ein Hof in Dorfitter gehört zu den Besitzungen, die Gertrud von Itter ihrem Gemahl Werner von Bischofshausen in die Ehe brachte. 1282 gibt Hermann von Bischofshausen die Hälfte des Hofes in Dorfitter dem Kloster Netze.
- 1284 erwirbt die Witwe Hedwig von Fürstenberg vom Kloster Schaaken die Hälfte der Güter in Dorfitter zu Leibrente. Das Kloster hat noch im 16. Jahrhundert Besitz in Dorfitter.
- 1329 lassen die Herren von Schweinsberg dem Mainzer Erzstift ihren Hof und ihr Allod in Dorfitter als Burglehen auf.
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Zehntverhältnisse:
1286 erhält Kloster Netze den halben Zehnten in Dorfitter von den Herren von Bischofshausen zu Eigen.
Im 13. Jahrhundert haben die Herren von Schöneberg zumindest zeitweise den Zehnten in Dorfitter inne.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1267: Bartohlomäuskapelle mit Pleban
- Heutige Kirche unter Verwendung des mittelalterlichen Vorgängerbaus 1628 neu errichtet, 1676 erweitert.
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Patrozinien:
- Bartholomäus [1267]
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Pfarrzugehörigkeit:
1585 und später Filial der Pfarrei Obernburg
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Patronat:
Das Patronatrecht beanspruchen die Wölfe von Gudenberg als Corveyisches Lehen
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Bekenntniswechsel:
Da Filial von Obernburg, Einführung der Reformation vermutlich ab 1526.
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhausen (Niedermarsberg)
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 einklassige Volksschule
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Wirtschaft:
1854 gehören der Hof Scheuer, die Rammelsmühle und das Zechenhaus Appelau zu Dorfitter
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Mühlen:
1854 Rammelsmühle. Ferner die Gertmannsmühle in Dorfitter am Mühlrenrain. 2 Mahlgänge (oberschlächtig), Wasserrad 1920 durch Turbine ersetzt, Mühle seit 1952 nicht mehr in Betrieb
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Dorfitter. 875 Jahre 1126-2001. Festschrift 2001
- Denkmaltopographie Landkreis Waldeck-Frankenberg, Bd. II, S. 717-729
- Schunder, Die von Loewenstein, Bd. 1: Darstellung, S. 115-116
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 228
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 265-266
- Zitierweise ↑
- „Dorfitter, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1077> (Stand: 29.4.2024)