Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg


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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 43

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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 44

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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 45

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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 46

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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 47

↑ Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915)

Abschnitt 17: Erneuter Vorstoß nach Osten, 27. Mai-23. Juni 1915

[43-47] 27., 28., 29., 30., 31. Mai. Es ist so wunderschön heute Morgen, ich gehe ein Stück in den Wald hinein, in Gedanken versunken, fält mir so manche schöne Stunde aus der Heimath ein, es ist doch etwas schönes die Erinnerung. Heute Abend bin ich mit der [S. 44] Feldküche zu Comp. zurück. 15 Mark abgeschickt.

1. Juni. Ein Ehrentag. Wegen Tapferkeit zum Vize-Feldwebel befördert, sonst wird Nachts gearbeitet, Tags geruth.

2. und 3. Juni dasselbe. 4. Juni heute Morgen sind wir vorgerückt. Als es Tag wird sind die Russen ausgerückt nach rechts, Richtung Lemberg.

5. und 6. Juni. Haben wir endlich Ruhetag, auch kommen jetzt die Pakete von 5 bis 6 Wochen zusammen. Heute bekam ich 17 Stück. Heute Abend sind wir nach Rechts gezogen um Östreicher abzulösen. Die ganze Nacht wird gearbeitet.

7. Juni. Dem ganzen Tag liegen wier krum. Nachts wird wieder vorgerückt und eingegraben.

8. Juni. Jetzt ist es Mittag, man weiß nicht wie man sich in der glühenden Sonnenhitze hinlegen soll. Vor uns die Höhe 500 Mer. Entfernung, soll heute gestürmt werden. Gegen 5 Uhr gehts los, die Anhöhe hinunter, ein rasendes Feuer empfängt uns. Im Thal graben wir uns ein, der Schweiß leuft nur so herrunter. Es ist furchtbar anzusehen, Wie [S. 45] noch einige den Berg herrunter kommen, wie mancher fält oder verwundet wird, und immer noch wird auf ihn geschossen. Bei Dunkelheit sind wir auf 150 Metr. ans Dratverhau gekommen, hir graben wir uns von neuem ein, erreicht haben wir bis dahin nichts, und doch fehlen von der Comp. 25 Mann.

9. Juni. Nun ligen wir wieder den ganzen Tag in der Hitze im Graben, Und nicht harbreit darf man über den Graben hinaus sehen. Eben komt der Befehl 6 Uhr 15 zum Sturm. Die Attillerie schießt was aus den Rohren will. Wir machen uns fertig, es ist 6.15. Die ersten welche aus dem Graben gehen, stehen nicht wieder auf. Ein rasendes Gewehr- und Maschinengewehrfeuer empfängt uns. Der Sturm ist unmöglich und bleibt, am Abend werden wir abgelöst, und liegen hinter einer Anhöhe in Brigade Resserve.

10. Juni. dasselbe. 11. Juni dasselbe. Abends werden wir Abgelöst, die Division komt 5 Tage zur Ruhe. In einen Wald [S. 46] Richten wir uns ein, es ist ganz gemüthlich, nur Wasser fehlt.

12. Juni. Löhnungsapell, 20 Mark abgeschickt. 13. Juni. Sontag. Wir werden einige Killometr vorgezogen, da auf der ganzen Linie angegroffen wird. Dicht hinter uns stehen östreicher Montore.

14. Juni. Die Russen weichen etwa 15 Killometer zurück. Vormarsch auf der ganzen Linie. An einem Waldrand graben wir uns ein.

15. Juni. Heute sollen wir weiter vorgehen. Gegen Mittag geht es vor, der Feind hat feste Stellungen. Nachts liegen wir in einem Wäldchen. Es ist sehr kalt.

16. Juni. Die Russen sind ausgerückt, wir folgen. 17. Juni. Nichts besonderes, Marschtage bis 21. Juni. Sturm auf die Höhe 344. Nachts Überfall durch die Russen. 9. Comp Gegenstoß.

22. Juni. 25 Mark abgeschickt. Durchmarsch durch Kullikwo1, hir, und wie überhaupt in allen Orten hatten die Russen alles geraubt und Niedergebrant. Es ist hir eine gute Gegend.

23. Juni. Die Russen aus ihren Stellungen vertrieben, durch das Dorf. [S. 47] Schon wolten wir in dem Dorf bleiben, als der Feind einen Gegenangriff machte, wir besetzten den andern Rand, und nun gehts los. Sehr hinderlich sind die hohen Konrnfelder [!]. Nachts ist an Ruhe nicht zu denken.

24. Juni. Heute am Tag zimlich ruhig, nur die ruschie Attilleri beschießt uns heftig. Kaum ist es Nacht, da greifen die Russen an, es entstet ein furchtbares Feuer, Infantri und Attillerie. Vor uns ist das Dorf ein Flammenmeer, ebenso hinter uns, alles Taghell. Es tost und tobt als solte die Welt untergehen. Der Angriff wird abgeschlagen.

25. Juni. werden wir abgelöst durch Östreicher. Jeden Tag Marsch, Sicherung der rechten Flanke Mackensens.

1. Juli. 20 Mark nach Haus geschickt. 3. Juli, Reklineč. 4. Juli. Abends abgelöst durch Östreicher, die Nacht marschiert, am Tage im Wald geruht, heute Abend wieder Abmarsch, wohin weiß niemand. Die Nacht wieder Maschiert, gegen Morgen sind wir in [S. 48] Zaboze.


  1. Wahrschienlich der Ort Kulykiv, nördlich Lemberg (Lviv).

Personen: Preis, Heinrich
Orte: Kulykiv (Ukraine)
Sachbegriffe: Feldküchen · Feldwebel · Russen · Österreicher · Sturmangriffe · Gefallene · Verwundete · Schützengraben · Artillerie · Maschinengewehre · Sold
Empfohlene Zitierweise: „Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915), Abschnitt 93: Erneuter Vorstoß nach Osten, 27. Mai-23. Juni 1915“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/3-17> (aufgerufen am 30.04.2024)