Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg


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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 29

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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 30

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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 31

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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 32

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Tagebuch des Heinrich Preis aus Moischt, S. 33

↑ Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915)

Abschnitt 13: Frühling in den Karpatenstellungen, 24.-30. April 1915

[29-33] 24. Aprill. Bis jetzt ist alles ruhig, wir bauen uns jetzt einen [S. 30] Granatsicheren Unterstand. Heute Abend 6 Uhr macht unsre Attillerie einen Feuerüberfall auf die Russen, das Feuer wird sofort erwiedert, Und wir sind die Dummen. Bei mir im Graben wird der Krankenträger Stöhr aus Kirchhain durch ein Schrapnellschuß Verwundet, ich verbinde ihn, es ist aber nicht Gefährlich.

25. April. Sontag. Es ist Wetter so schön wie man sich es nur denken kann, vor unsrer Stellung befindet sich ein tiefer Graben, welcher sich durch die tiefe Schlucht vor uns bis nach Virava1 hinzieht, da gehe ich hin, ziehe mich aus und Wasche mich, haa, wie thut das wohl, dann gehe ich wieder zurück zur Stellung. Ich empfinde den Gegensatz der Gefühle und der Thatsachen, hir in dem Wald, eigentlich halb Urwald, wo man das erste junge Grün hervorbrechen sieht, Wo man die Wunder der Schöpfung unsres Gottes sieht, dagegen je näher man der Stellung komt, und die Schützengräben mit den Schießscharten sieht und wie die Leute schaffen um sich gegen [S. 31] die feindl. Verheerungen des Attilleriefeuers zu schützen, dann fragt man sich, mußte dieser Krieg sein, hat der liebe Gott die Welt nicht schön genug gemacht, daß nicht jeder sein Freude daran haben könte. Hoffentlich nimt der Krieg bald ein Ende.

26. April. Mein Geburtstag. Ich habe ihn so gut gefeiert wie es in den Karpathen nur möglich ist, sogar bei einer Flasche Ungarwein. Nachmittags ein Spaziergang gemacht in ein Dorf, das lings von uns liegt. Es ist bei dieser Jahreszeit einfach wunderschön hir in den Bergen. Von gestern ab liegen wir 3 Tage in Battaljons Reserve. Jeden Tag Eyserz[ie]ren wier 2 Stunden ganz wie in der Kaserne. Heute Nachmittag schießt unsre Attillerie auf der ga[n]zen Front, der Feind erwiedert mit keinem Schuß.

27. Aprill. Nichts Besonderes, nur Attillerie Feuer.

28. April. Heute ist es Ausnahmansweise sehr ruhig, es überkomt einen eine richtige Friedensstimmung. 28. Aprill Nichts besonderes.

29. April heut Morgen 5 Uhr kommen wir in Ruhe, kurz darauf kam die Nachricht [S. 32] daß ein Östreicher General zu uns komme, da wurde geschaft und gefegt, was Zeug hielt, jeder Unterstand wurde mit grünen Beumen und Girlanden gezirt. Ich liege mit einem Untfz. und einem Feldwebel zusammen. Wir haben uns eine Bank und einen Tisch gemacht. An jeder Tische[n]de einen grünen Birkenbaum gesetzt. Und vor dem Eingang des Unterstandes 2 Beume gesetzt. Auf dem Tisch haben wir eine grüne Decke ausgebreitet, und darüber ein Schild gehängt, zum grünen Tisch. Das alles macht den Eindruck als solte hir ein schönes Fest gefeiert werden. Um 10 Uhr als alles zur Ruhe war, ertönte plötzlich Alarm, die Russen versuchen ein Angriff, wurden aber kleich abgeschlagen, daß wir gar nicht in Stellung zu gehen brauchten.

30. Aprl. Heute einen Übungsmarsch in die Berge gemacht. Bezeichnend für das ganze sind noch die ganze Verteitigungs Anlage. Es ist eine richtige Feldbefestigung, die Gräben sind auf das schönst ausgebaut, die Unterstände sind zum mindesten Schrappnelsicher [S. 33] abgedeckt, daneben siht man die schönsten Sommerblumen. Ein schöner Weg zieht sich hinter der Stellung lang, welche den Namen Hindenburgstrasse anschließend Hessenstraße führt. Dabei sieht man den den Unterständen zur Burg, zum Russentrotz, zur Granatenglause, Villa Reitzenstein, Festung Sturmeck, im Krug zum grünen Granze, zur goldenen Aue, zum Laubfrosch u.s.w. aber überall sieht man deutschen Humor durchleuchten.


  1. Virava, Ort in der östlichen Slowakei an der Grenze zu Polen.

Personen: Preis, Heinrich
Empfohlene Zitierweise: „Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915), Abschnitt 13: Frühling in den Karpatenstellungen, 24.-30. April 1915“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/3-13> (aufgerufen am 06.05.2024)