Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915)

Abschnitt 19: Transport nach Serbien, Tod in Semendria

[51-53] [S. 51] 27. August. Arbeitsdienst. Wir schaffen Speck aus dem Lager heraus, tausende Centner ligen darinnen. 28. August. Das große Mehl und Fleischkonserven Magazin brennt weiter. Wir müssen kolosal Arbeiten, um noch zu retten was möglich ist, aber noch Ungeheure Mengen verbrennen. 29. August. Die Arbeiten werden fortgesetzt. Ich arbeite mit 100 Gefangene in einem Erbsen Magazin, fast jeden Tag kommen 1000 bis 2000 Gefangene von der Front an.

31. August. Die Comp. zieht auf Wache, an die Forts, Vorwerke und Magazien. Ich reite mit dem Führer die Posten ab, von 3 bis 9 Uhr. 31. August Wache. Es geht mir heute schlecht, zu viel Opium genommen, furchtbar Bachschmerzen, Vergiftung, Nachmittags 5 Uhr eine furchtbare Explosion. Das Munitions-Magazin ist in die Luft geflogen, Beton-Brocken von 3 Centner Schweere fliegen bis in die Zitadelle. Leider sehr große Verluste. Wir rücken nach. Abends in die Stadt, Alle Straßen [S. 52] liegen voll Verwundete. Unsre Arbeit besteht im Wachdienst und Beaufsichtigung der Gefangenen bei der Arbeit. Die Zahl der Verluste1 beträgt ungefähr 150 Todte, über 300 Verwundete, und 300 todte Pferde.

5. Septr. Der Dienst ist der gleiche. Wir haben es jetzt gemütlich. Die Zahl der Geschütze hat sich auf 350 erhöht und viel Munition. 9. Semtember. Abmarsch von Brest-Litowsk.

11. Septr. Ankunft in Janow. 12. Stmbr. noch da. Janow ist ein Ort so groß wie Traisa und nent sich Stadt. Heute ist Sontag. Wir machen ein Sontagsausgang in die Stadt. 17. Semtr. Abmarsch aus Janow, Quartier in Kodlileny. 18. Quartier. 19.-20. Quartier in Mordi2 und 22. Sep. Judenstadt, Quartier. Abfahrt von Pru Modi. Über Warschau, Czenstochau, daselbst entlaust, Weiterfahrt über Tarnowitz - Beuthen - Budapest. 25. Septmr. Teufesfahrt bis 60 Killometer von der Serbischen Grenze. Am 27. Septr. Morgens ausgestiegen, Quartier [S. 53] in Miklay, die Bewohner sind Rumänen, nichts für uns. Am 4. Okt. Abmarsch dort, Quartier. Am 5. Oktober3 Quartier Puncova. 6-7 Quartier in Omlod4. 8. Octr. Unter freien Himmel bei starkem Regen. Am 9. Oktr. sollen wir über die Donau gesetzt werden, es wird nichts. Auf der Insel Semendria ligt das Regiment 168 und von uns 6 Compagnien. Von uns wird eine Übergeschift, da hört es auf. Ein Kahn sinkt durch einen Voltreffer, andre werden abgetrieben, die Strömung ist zu stark. Nun sietzt die Comp. allein dort, ihrem Schicksal überlassen.

Wir stehen dem Corps zur Verfügung. Am 11ten October stürmten wier die Festung Semendria, heute liegen wird südöstlich in den Weinbergen von Semendria, der Feind hat sich auf einem Berge festgesetzt.

Als wir am 13. Octbr. in heftigem Kampfe mit dem Feuinde kämpften, sprach mein lieber Gott, der große Armeeführer: Bis Hiher Und nicht Weiter. Es ist Genug vor Dich.


  1. Davor: "Todte be".
  2. Mordy, Ort in Ostpolen östlich Siedlce.
  3. "Abmarsch dort" gestrichen.
  4. Omlod (serbisch Omoljica), Ort in Serbien nordwestlich Smederevo an der Donau.

Personen: Preis, Heinrich
Empfohlene Zitierweise: „Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915), Abschnitt 19: Transport nach Serbien, Tod in Semendria“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/3-19> (aufgerufen am 07.05.2024)