Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915)

Abschnitt 18: Einnahme der Festung Brest-Litowsk 9. Juli - 26. Aug.

[48-50] Heute ist der 9. Juli und wir sind noch hier. 10. Juli. Die r. Grenze überschritten. 11. Juli. Das 11. Corps abgelöst in Stellung. Bis 16. Juli noch in Stellung, bis 21. Juli Clinizki. 22. Juli Woslawic. In Stellung bis zum 25. Juli. Sturm auf den Wald. 2 Battalone Gefann[ge]e gemacht, Verloren 168 Mann, M.G. 2 Stück verloren. Wir halten die Stellung.

27. Juli. Die Russen greifen jede Nacht einige mal an. 28. Juli. Die Russen reumen den Wald und werden verfolgt, bis Zerlock, hir eine unglaublich feste Stellung. Wir gehen nachts vor, graben uns ein, gehen gegen 2 Uhr zurück, die Russen greifen an, wir gehen wieder vor, bei Tagesanbruch bis auf eine Comp. zurück. Am Abend gehen wir vor, um das Gut Serleok zu nehmen, die ganze Nacht wird wieder gearbeitet. Als es Tag wird sind die Russen ausgeflogen. Sofort geht es hinter her und heute Mittag, den 31. Juli, stehen wir vor Cholm1. Wir haben bis jetzt über 4 Tage ohne Schlaf2 zugebracht. [S. 49]

Es ist unglaublich wie der Russen hausen, alle Dörfer und Stätden [!], auch dieses Cholm, brennen sie nieder, sogar die Frucht auf dem Felde verbrennen sie. Hinter Cholm in einem Wald mit vielen Sümpfen sitzen sie fest. Nach heftigem hin und her kämpfen müßen sie am 3. August weichen. Wir verfolgen sie. Am 5. August werden wir nach links gezogen. Heute Warschau gefallen.

6. August. Gibt man uns bekant Iwangorod gefallen. 7. August. Waldgefecht, sehr sumpfig. Brachmann gefallen. Es geht mir ziemlich schlecht. 9. August. Gefecht bei Wernszynska-Wola. 10. August melde ich mich krank. 11. August.

16. August. Zur Comp. zurück. Vormarsch nach Brest-Litowsk3. Wir liegen in einem Wald etwa 12 bis 14 Killometer südwestlich der Festung. Am 17. August Abends in Stellung gegangen bis 22. August. Jahrestag von Neu Chateau. Angriff auf die russische Vorstellung, heftiges Attilleriefeuer. Schlechte Zeiten, wenig Brodt, kein Essen, zeit 3 Wochen keine Post.

23. August [S. 50] im Schützengraben. 24. August. Sturm auf die Russische Stellung, große Verluste. Ich führe die Comp. 25. August in Resserve. 26. August Einmarsch in die Zitadelle der Festung. Die Hauptstellung vor den Forts ist ganz Gewaltig, die Dratverhaue sind 20fach. Der Übergang über den Bug ist nicht so leicht. Die Brücken vor uns sind alle gesprengt. Nun muß alles, ein Mann nach dem andern über eine schmale Laufbrücke. Die Pioniere bauen Kolonnenbrücke. Die Zittatelle in der wir liegen ist ein großes Werk, kollosale Munitions- und Proviant Debots, Munition noch eine ganze Menge da, besonders Granaten große Kalibers, aber nicht gefült. Die Proviant Debots aber sind voll, stehen aber fielfach in Brand. Heute sind wir dabei, Aus großen Kellern Speck heraus zu schaffen. Es liegen riesige Mengen hier, auch Fleischkonserven, Reis, Mehl, und Tabak. Geschütze sind nur ein paar alte Kaliber zurück geblieben.


  1. Chełm, polnische Stadt in der Woiwodschaft Lublin heute in der Nähe der Grenze zur Ukraine.
  2. Darunter "eine Nacht".
  3. Russische Festung. Heute weißrussische Grenzstadt zu Polen.

Personen: Preis, Heinrich
Empfohlene Zitierweise: „Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915), Abschnitt 18: Einnahme der Festung Brest-Litowsk 9. Juli - 26. Aug.“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/3-18> (aufgerufen am 06.05.2024)