Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1470 März 4

Heinrich III. weist die Stadt Gießen zur Zahlung von Zinsen an

Regest-Nr. 9595

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Stadtarchiv Gießen. Pergament, im 2. Weltkrieg verbrannt, ursprünglich anhängendes Siegel fehlte bereits 1898.
Abschriften: Staatsarchiv Darmstadt, A 3 Gießen, 1551 Oktober 19 (1444-1513). Papier, in einem Heft mit weiteren 23 Abschriften von durch die Landgrafen für die Stadt Gießen ausgestellten Urkunden von 1444 - 1513, die von Bürgermeister und Rat zu Gießen 1551 Oktober 19 mit dem unter Papierdecke aufgedrückten (kleinen) Siegel der Stadt beglaubigt wurden. Rundsiegel der Stadt 2, 2 cm, zum Teil unkenntlich, im Feld unter dreizackiger Krone ein geflügeltes gotisches G, aus dem ein Löwe hervortritt, Umschrift nicht zu entziffern. Übergabevermerk Ziegenhain, 1551 Oktober 21; Staatsarchiv Marburg, K 5, Bl. 26-27 Nr. 2/39 (wohl 1501). Papier.
Drucke: Ebel, Archiv Gießen, S. 110-112 Nr. 4.
Regesten: Demandt, Regesten Kopiare 2, S. 10 Nr. 984 E; Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1, S. 306 Nr. 454; Ebel, Archiv Gießen, S. 102 Nr. 6
Regest
.Landgraf Heinrich (III.) von Hessen bekundet, daß Bürgermeister, Schöffen, Rat und ganze Gemeinde in seiner Stadt Gießen den geistlichen Herren Peter und Johann Brüdern von Ober-Ingelheim (Obirn Ingelnheim), Johann Freiensen (Friensehen) und Gerhard Emche von Ortenberg (Orthem-), alle vier Altaristen und Besitzer der zwei Altäre auf dem Lettner (letther) des Heiligen Kreuzes sowie St. Johann Baptista, St. Johann Evangelista und anderer Heiliger in der Kirche des Gotteshauses St. Antonii zu Grünberg (Grunen-), und allen Nachfolgern an den genannten beiden Altären mit seiner Einwilligung aus des Landgrafen Erbzinsen und Renten in der Stadt Gießen eine jährliche Gült von 54 Gulden gegen bezahlte 900 Rheinische Gulden Frankfurter Währung nach Wortlaut zweier den genannten Herren übergebener besiegelter Urkunden verkauft haben. Das Geld hat der Landgraf zu seinem Nutzen verwandt und quittiert den Empfang hiermit. Heinrich befiehlt der Stadt, diese Gült bis zur Wiedereinlösung zu entrichten. Da aber die Erbgülten in der Stadt jährlich nur 47 1/2 Guden ertragen, weist er den Herren für die restlichen 7 1/2 (müßte heißen 6 1/2) Gulden 8 Morgen Wiesen bei den Stockewiesen in der Wiesecker Aue (Wieskenauw), die jetzt Eckardt Romer innehat, zum Besitz und Gebrauch bis zur Wiedereinlösung an.
Siegler: der Aussteller.
der gegeben ist nach Cristi geburt, als man tzalte 1470, am sontage esto michi.
Originaltext
Von gots gnaden wir Henrich landtgraf zcu Hessen, grave zcu Zciegenhain und zcu Nitde, thun kunt und bekenne offinbar mit diesem brieffe vur uns, unser erben und nachkommen: so als unser lieben getruwen burgermeister, scheffen, rait und gantze gemeynde in unserer stait Gieszen den erbarn und geistlichen hern Petern und hern Johann von Obirn Ingelnheim gebruder, hernJohann von Friensehen und hern Gerhart Emchen von Othemberg, alle vier altaristen und besitzer zweier altarien, nemlich des altars uff dem letther des heilgen crutzes und dann des altars der heilgen sent Johanns Baptist(e), sent Johanns evangeliste und vast anderer gottisheiligen mehir in der kirchen des gottishuszs sancti Anthonii zcu Grunenberg, und allen iren nachkommen, altaristen derselbigen zweier altarien, fomfftzig und vier gulden jerlicher gulde usz unsern erbetzinszen und rentthen, die wir in derselben unserer stait Gieszen alle jare jerlichs friihe, letig, unverwiiset und unverschrieben vallende, mit unserm verhengnisz und bewilligunge verschriebin haben vor eyn somme geltis, nemliche nunehondert rinscher gulden Franckfurter werunge, alles nach lut und uszwiisunge zweier versiegeltin brieffe daruber begriffen und gemachte, die dan die genanten hern darobir entpfangen und innhaben. Want nu unns soliche genante somme nunhondert gulden von unsern liebin getruwen obgerurt gehendet, geliebert und vortan in unsern merglichen nutze frommen gekort und gewant ist, der wir sie ouch mit diesem brieff quiit sagen, so haben wir darumb denselben unsern lieben getruwen wie vorgerurt enthengt, erloubet, geheiszen und bevoheln, das sie den obgenanten hern mit solicher vorgenanter unser erbgulde der fomfftzig und vier gulden ane unser stait gewarten soln, wir erleuben, heiszen und beveheln ine das geinwertiglich inn und mit crafft diszs briefs denselbin hern und iren nachkommen, wie dann die verschribunge das eygentliche uszwiisent, alle jare jerliche mit der genanten somme fomfftzig und vier gulden zu gewarten, so lange und bisz das wir, unser erbin oder nachkommen soliche brieffe und verschribunge widderumb an uns geloisen und prengen. Nachdem abir nu unser erbe gulde in der genantenn unser stait uns jars nit hoer oder meher ertraget und rentet dan viertzig und achtenhalbin gulden und doch die gemelten verschribunge uff die unsern zcun Gieszen halten und uszwiisent verfollen off fomfftzig und vier gulden, uff das nu die viel gemelten unsere liebin getruwen soliche somme fomfftzig und vier gulden jerlichs in vollenkommeheit uszerichten haben und mugen, so haben wir vor die obrige achtenhalbin gulden zu sture und volleiste, das die digke genant somme alle jar jerlichs ane entbroche vollenkomelich dargelegt und uszgerichte muge werden, demselben unsern lieben getruwen die achte morgen wiesen bi der Stockewiesen in der Wieskenauw gelegen, die itzt Egkart Romer innhait, gegebin und verschriebin haben, geben inn und verschriben yne die geinwertiglich inn und mit crafft dieszs brieffs also bescheideliche, das sich die vielgetachten unsere liebin getruwen solicher itztgenanten achte morgen wiesen glieche anders iren eigen gutern nach allem irem besten nutze und frommen nu forthmehn, dwyle die genanten hern semelich verschribunge von uns, unsern erbin erbin und nachkommen unabgeloszt innhaben, gepruchen sullen und mugen an intrag oder behindernisz unser, unserer erben und nachkommen, alles sunder geverde. Des zcu waren orkunde habin wir unser inges(igel) wiszentlich ane diesen brieff thun hencken, der gegeben ist nach Cristi geburt als man tzalte thusent vierhondert und seibentzig jare, am sontage Estomichi.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Hessen, Landgrafen, Heinrich III. · Peter, aus Ober-Ingelheim, Altarist in Grünberg · Johann, aus Ober-Ingelheim, Altarist in Grünberg · Freiensen, Johann von, Altarist in Grünberg · Emchen, Gerhard, von Ortenberg, Altarist in Grünberg · Römer, Eckhard

Weitere Orte

Gießen, Stadt · Ober-Ingelheim · Ortemberg · Frankfurt, Währung · Gießen, Stockwiese · Gießen, Wiesecker Aue · Grünberg, Kirche · Wiesecker Aue

Sachbegriffe

Zinsen · Einkünfte, städtische · Zahlungen, Anweisen zu · Geistliche · Bürgermeister · Schöffen · Räte · Brüder · Altaristen · Verschreibungen · Währungen, Rheinische Gulden · Gulden, Rheinische · Währungen, Frankfurter · Erbgülten · Rückkaufrechte · Flurnamen · Wiesen

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Klosterarchive 7

Original

Ebel, Urkunden Stadtarchiv Gießen

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 9595 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/9595> (Stand: 01.05.2024)