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Portrait

Constantin Landgraf von Hessen-Rotenburg
(1716–1778)

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GND-Nummer

1023146347

Hessen-Rotenburg, Constantin Landgraf von [ID = 10017]

* 24.5.1716 Rotenburg an der Fulda, † 30.12.1778 Wildeck, Begräbnisort: Fritzlar Minoritenkirche, katholisch
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hessen-Rotenburg, Konstantin Landgraf von
Wirken

Werdegang:

  • 1744 Erbprinz von Hessen-Rotenburg
  • 1745 Eheschließung mit Maria Eva Sophia von Starhemberg
  • 29.11.1749 Nach dem Tod von Landgraf Ernst II. Leopold von Hessen-Rotenburg wurde Constantin zu seinem Nachfolger als Landesherr
  • 1754: Constantin führte mit Zustimmung Hessen-Kassels in Hessen-Rotenburg die Primogenitur (Nachfolge des Erstgeborenen) ein. Dafür erhielt Hessen-Kassel Landesteile von Hessen-Rotenburg.
  • ab 1770: Erbauung des „Sommerschlosses Blumenstein“ im Südteil des Richelsdorfer Gebirges
  • 27.5.1775 Eheschließung mit Johanna Henriette von Bombelles

Funktion:

  • Hessen-Rotenburg, Erbprinz, 1744-1749
  • Hessen-Rotenburg, Landgraf, 1749-1778

Lebensorte:

  • Rotenburg an der Fulda; Wildeck
Familie

Vater:

Hessen-Rotenburg, Ernst III. Leopold Landgraf von, 1684–1749

Mutter:

Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Eleonora* Marie Anna Gräfin von, getauft Wien 6./16.2.1686, † Rotenburg an der Fulda 22.2.1753, Tochter des Maximilian Graf, später Fürst von Löwenstein-Wertheim-Rochefort, 1656–1718, und der Maria Polyxena Gräfin Khuen von Liechtenberg und Bellasi, 1658–1712

Partner:

  • Starhemberg, Maria Eva Sophia von, * London 28.10.1722, † Straßburg 12.12.1773, Heirat 1745, Cousine, sie verheiratet I. mit Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen, * Brüssel 7.4.1666, † Hadamar 18.2.1743, Tochter des Konrad Sigismund von Starhemberg, Graf und Maria Leopoldine zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort
  • Bombelles, Johanna Henriette von, geborene Marie Jeannette Henriette Victoire de Bombelles, * Bitche (Frankreich) 22.10.1751, Heirat Wildeck 27.5.1775, Tochter von Joseph Henri, Comte de Bombelles, Baron de la Motte-Saint-Lié und der Marie Jeanne Armande Gaudion de La Vamerie

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Landgraf Constantin., Ölbild von J. Juncker, Schloss Corvey (Foto: A. Krukemeyer) (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen, Darmstadt 2012, S. 217

Leben

Constantin, schon 1723 zum Kapitän bei der fürstlich Münsterschen Infanterie ernannt, wurde 1728 Domizellar in Köln, 1730 Domherr in Straßburg, dann, zumindest bis zum Tod seiner Schwester Polyxena 1735, Abbé in Turin. 1739–1744 diente er als russischer Obrist. Nachdem er den russischen Dienst und seine geistlichen Pfründen aufgegeben hatte, trat er 1746 die Regentschaft in der Niedergrafschaft Katzenelnbogen an und folgte 1749 seinem Vater in Rotenburg. Mit dem Tod seines Vetters Christian in Eschwege Ende 1755 vereinigte er die bis dahin getrennt regierten Teile der Quart wieder in einer Hand. Seit 1757 kaiserlicher Generalfeldmarschallleutnant der Infanterie, wurde Landgraf Constantin 1759 zum Ritter vom goldenen Vlies ernannt.

Schon 1745 hatte Constantin in Brühl mit päpstlichem Dispens die Witwe des Fürsten Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen, Maria Sophia, geborene Gräfin Starhemberg, geheiratet. Ihre Mutter Leopoldine aus dem Hause Löwenstein-Wertheim war eine Nichte von Constantins Großvater Wilhelm und Schwester seiner Mutter. Aus Constantins Ehe mit Maria Sophia gingen elf Kinder hervor, von denen drei nicht überlebten. Maria Sophia selbst starb 1773 auf einer Reise nach Frankreich in Straßburg und wurde im Münster beigesetzt. Zwei Jahre später heiratete der verwitwete Landgraf, inzwischen 59 Jahre alt und einäugig, in Rotenburg in morganatischer Ehe die 24jährige Marie Jeannette, eine Tochter des französischen Generalleutnants Graf Bombelles, die nach ihrer Ausbildung in St. Cyr über eine gute Erziehung aber über keinerlei Vermögen verfügte. Anlässlich der Heirat erhielt sie den Titel einer „Gräfin Reichenbach“, verließ ihren Mann aber schon Anfang 1779 und kehrte nach Paris zurück. Die Ehe war kinderlos. Einen zu Rotenburg erzielten „Nebensprossen“ hatte der Landgraf 1747 dem Mainzer Domkapitel zu Bleidenstadt zur Erziehung übergeben.

In Kassel hatte die Wiedervereinigung der Quart insofern Besorgnis ausgelöst, als Landgraf Constantin den Hausverträgen zuwider per Testament von 1748 das Primogeniturrecht in Hessen-Rotenburg verfügt und seinen ältesten Sohn Carl Emanuel zum Alleinerben und Nachfolger erklärt hatte. Um die lästige Nebenlinie endlich auszuschalten, versuchte man, gestützt auf ein Gutachten das Marburger Professors J. G. Estor, die Ehe mit der Gräfin Starhemberg für nicht standesgemäß und ihre Kinder damit für nicht erbberechtigt zu erklären. Da der Erfolg dieser Bemühungen letztlich zweifelhaft schien, einigte man sich 1754, noch vor Landgraf Christians Tod, auf einen Vergleich, mit dem Hessen-Kassel Ebenbürtigkeit und Primogeniturrecht anerkannte und einen Teil von Constantins Schulden bezahlte, wofür Constantin auf Rheinfels verzichtete und sich fortan nur noch Landgraf von Hessen-Rotenburg nannte. Constantin starb Ende 1778 in dem unterhalb des väterlichen Jagdschlosses Blumenstein neu erbauten Schloss Wildeck und wurde neben den Eltern in der Minoritenkirche zu Fritzlar beigesetzt.

Uta Löwenstein

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 215 f.)

Zitierweise
„Hessen-Rotenburg, Constantin Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1023146347> (Stand: 25.3.2024)