Historisches Ortslexikon
- Messtischblatt
- 4721 Naumburg
- Moderne Karten
- Kartenangebot der Landesvermessung
- Topografische Karten
- KDR 100, TK25 1900 ff.
- Urkataster+
- Naumburg
- Historische Karten
- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 20. Naumburg
Fürstentum Waldeck und Pyrmont 1866
Weitere Informationen
Naumburg
-
Stadtteil · 283 m über NN
Gemeinde Naumburg, Landkreis Kassel - Siedlung ↑
-
Ortstyp:
Stadt
-
Lagebezug:
9 km südlich von Wolfhagen
-
Lage und Verkehrslage:
Kleine Stadt an den Ausläufern des Habichtswaldes in einer Schleife der Elbe, einem Nebenfluss der Eder. Die Altstadt gruppiert sich mit einfachem, strahlenförmigem Grundriss um den Osthang eines bewaldeten Basaltkegels, auf dem sich ehemals eine Burg befand. Katholische Kirche am Westrand der Altstadt, evangelische auf der linken Seite der Elbe nordöstlich außerhalb der Altstadt. Jüngere Siedlungsausdehnung nach Nord- und Südosten und Südwesten. Straßenverbindungen in Nord-Süd (L 3214) und West-Ostrichtung (L 3215). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Kassel/Wilhelmshöhe – Naumburg (Inbetriebnahme der Strecke 31.3.1904) bis Stilllegung der Strecke am 4.9.1977.
-
Ersterwähnung:
1170
-
Siedlungsentwicklung:
Es wird angenommen, dass die Naumburg am Beginn des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Naumburg errichtet wurde. Sie finden 1170 urkundliche Erwähnung und sollen auf der nahen Weidelsburg gesessen haben. Die Naumburg selbst erscheint erstmals 1182 in den Quellen, Herren von Weidelsburg allerdings erst 1235 unter diesem Namen.
1626 vernichtet ein Feuer das Schloss. Seitdem ist es eine Ruine.
-
Vorbemerkung Historische Namensformen:
Vgl. auch Burg Naumburg
-
Historische Namensformen:
- Nuemburch, de (1170) [UB Mainz 2,1, S. 553-554, Nr. 325]
- Nuwenburc, in (1182) [Codex diplomaticus Saxoniae, Haupttheil 1. Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen [Abth. A] ; Bd. 2, 1100 - 1195, S. 326, Nr. 469]
- Novo castro, de (um 1190) [Johannes Bauermann, Altena - von Reinald von Dassel erworben? Zu den Güterlisten Philipps von Heinsberg, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 67 (1971) S. 244 (11)]
- Nuenburc, de (1194) [UB Mainz 2,2, S. 999-1001, Nr. 606]
- Novo castro, de (1196) [UB Mainz 2,2, S. 1048-1054, Nr. 645-547]
- Nuwinburg, in castro (1197) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2364; Druck: Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Urkundenbuch S. 91-92, Nr. 93]
- Nuwenburch, de (1199) [Abschrift um 1200 Urkunden Kloster Hardehausen, S. 66-67, Nr. 28]
- Nuhenburch, de (1202) [Urkunden Kloster Hardehausen, S.68-69, Nr. 31]
- Nova villa ante castrum Nuweburch, in (1206) [Westfälisches Urkundenbuch 5,1: Papsturkunden Westfalens bis zum Jahre 1304, S. 97-98, Nr. 208]
- Nuenburg, in; Nuenborc, in (1243) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 86, Nr. 137]
- Nuenburc (1256) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3: Urkunden des Bisthums Paderborn, 1251-1300, S. 381, Nr. 671]
- Nuenburg (1265) [Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1, S. 39, Nr. 103]
- Nuenborch (1272) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 67]
- Nuenburg (1274) [E. Vogt, Mainz und Hessen im späten Mittelalter, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins NF 19, 1911, S. 1-41, hier Beilage I, S. 36-38]
- Nuhenburg, in (1280) [Urkunden Kloster Bredelar, S. 114-115, Nr. 146 = Westfälisches Urkundenbuch 7: Urkunden des kölnischen Westfalens 1200-1300, S. 147, Nr. 343, jedoch fälschlich zu 1230]
- Nyenborch (1335) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 187]
- Nuwenburg (1345) [Otto, RggEbMz Nr. 5298, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe]
- Nuwenberg (1360) [Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289-1396, Abt. 2, Bd. 1, S. 278-279, Nr. 1256; Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe]
- Naumburgk (1592) [HStAM Bestand S Nr. 489]
- Naumburgk (1649) [Klibansky, Entwicklung der kurmainzischen Ämter, S. 95-97, Beilage XXIV (Mainzische Grenzbeschreibung)]
- Numborg (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 6]
-
Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1206)
- opidum (1256)
- castrum et oppidum (1265)
- civitas (1279) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, S. 336, Nr. 686]
-
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Alter Hagen
- Bohrmühle
- Bolkinhagen
- Brederich
- Giesenhagen
- Hattenhausen
- Herberge
- Immenhausen
- Kalkofen
- Lohmühle
- Luntzenmühle
- Michelsmühle
- Naumburg
- Niedermühle
- Obermühle
- Ölmühle
- Schleifmühle
- Schönhagen
- Teichmühle
- Vor der Herberge
- Warte
- Weidelshof
- Weingarten-Kapelle
- Welberg
- Wintersgrund
- Burg Naumburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Augustinerinnenhaus Naumburg (→ Klöster)
- Vinzentinerinnen (Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul) in Naumburg (→ Klöster)
-
Burgen und Befestigungen:
-
Umlegung der Flur:
1896-1900
-
Älteste Gemarkungskarte:
1808
-
Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3511633, 5679212
UTM: 32 U 511554 5677380
WGS84: 51.247669° N, 9.165547° O OpenLayers - Statistik ↑
-
Ortskennziffer:
633018060
-
Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 2352, davon 1046 Acker (= 44.47 %), 196 Wiesen (= 8.33 %), 969 Holzungen (= 41.20 %)
- 1961 (Hektar): 2333, davon 939 Wald (= 40.25 %)
-
Einwohnerstatistik:
- 1663: 129 Haush. (Naumburger Rechn.);
- 1692: 606 Einw., 6 Juden;
- 1885: 1329, davon 338 evangelisch (= 25.43 %), 944 katholisch (= 71.03 %), 47 Juden (= 3.54 %)
- 1961: 2259, davon 812 evangelisch (= 35.95 %), 1436 katholisch (= 63.57 %)
- 1970: 2375
-
Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
-
Verwaltungsbezirk:
- 1326: Erzstift Mainz, Oberamt Amöneburg, Amt Naumburg
- 1384: Erzstift Mainz, Amt Naumburg
- 1403/1439: Erzstift Mainz, Amt Naumburg
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Amt Fritzlar und Naumburg (Stadt und Amtsvogtei)
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Naumburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Naumburg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Naumburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
- 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Naumburg (s. Gemeindeentwicklung)
-
Altkreis:
Wolfhagen
-
Gericht:
- bis 1822: Amt Naumburg
- 1822: Justizamt Naumburg
- 1867: Amtsgericht Naumburg
- 1879: Amtsgericht Naumburg
- um 1900: Amtsgericht Naumburg
- 1945: Amtsgericht Wolfhagen
- 1948: Amtsgericht Wolfhagen (Zweigstelle Naumburg)
- 1970: Amtsgericht Wolfhagen
-
Herrschaft:
Die in Anlehnung an die Burg entstandene Stadt befindet sich zunächst in den Händen der Grafen von Naumburg. Die 1206 als Dorf erwähnte Siedlung Naumburg wird um 1260 vermutlich ohne Privileg Stadt. 1265 verkauft der Erbe des Besitzes, der Halberstadter Domherr Wittekind, Burg und Stadt an Hessen, 1266 die Hälfte an Mainz. Nach Zerstörung durch die Landgrafen im Jahre 1273 befindet sich beides im Besitz von Mainz und wird in der Folge häufig Gegenstand von Konflikten und Verpfändungen.
1345 verpfändet der Mainzer Erzbischof eine Hälfte von Stadt und Burg Naumburg an die Grafen von Waldeck. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gelingt es dem Geschlecht von Hertingshausen in den Besitz von Naumburg zu gelangen. In der Mitte des 15. Jahrhunderts kommt es zu langwierigen Auseinandersetzungen zwischen dem Mainzer Erzbischof, den Landgrafen von Hessen und den Rittern Reinhard von Dalwig und Friedrich von Hertingshausen um Naumburg und die Weidelsburg. Die von Hertingshausen haben in der Folge Burg, Amt und Stadt Naumburg als Pfandschaft des Mainzer Erzstifts inne, doch versuchen die Grafen von Waldeck wiederholt, ihre Herrschaftsansprüche hier durchzusetzen. Von 1544 bis 1588 ist das Amt im Pfandbesitz der Waldecker, mit der Einlösung durch Erzbischof Wolfgang von Dalberg 1588 ist es jedoch bis zum Ende des alten Reiches in der Verfügungsgewalt des Kurfürstentums, das die Kellerei Naumburg im 18. Jahrhundert als Bestandteil des Amtes Fritzlar betrachtet.
Stadt: Stadtsiegel 1272 (SIGILLVM CIVITATIS NOVI CASTRI); consules ac universitas civium in Nuhenburg, ferner Bürgermeister (proconsul) 1280; 1294 schließen die Bürger von Naumburg und andere hessische Städte mit dem Bischof von Paderborn ein Landfriedensbündnis.
Amt: s. Mittelpunktfunktion
-
Gemeindeentwicklung:
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung der Gemeinden Altendorf, Altenstädt, Elbenberg (seit dem 1.1.1967 aus Elben und Elberberg bestehend) und Heimarshausen in die Stadt Naumburg, wodurch eine neue Stadtgemeinde gleichen Namens entstand. Zu deren Entwicklung s. Naumburg, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Naumburg.
- Besitz ↑
-
Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Vgl. Herrschaft
- 1206 bestätige Papst Innozenz III. dem Kloster Werbe seinen Besitz u.a. in Naumburg.
- 1266 kauft Mainz die Hälfte von Naumburg und erwirbt bald darauf auch noch die andere Hälfte.
-
Ortsadel:
Adlige von 1170-1276
- Kirche und Religion ↑
-
Ortskirchen:
- 1243: in ecclesia Nuenburg; Priester
- 1249: Pleban
- Katholische Pfarrkirche als dreischiffige gotische Hallenkirche vor 1692 errichtet
- Evangelische Kirche 1878/79 in neogotischem Stil
-
Patronat:
Ursprünglich die Grafen von Naumburg, die die Stadt 1266 an das Erzbistum Mainz verkaufen. Der Erzbischof von Mainz tritt den Patronat 1360 dem neu errichteten Kollegiatstift in Amöneburg ab, bei dem er bis 1803 verbleibt.
-
Beginen:
Für 1550 ist eine Klause beim Gehölz Hattenhausen und dem Wolfesholze verzeichnet.
-
Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Reinhard Hefenträger 1546-1571
Einführung der Reformation möglicherweise bereits unter den Pfarrern Conrad Weingarten ab 1529 oder Bartholomäus Brey um 1545. 1546 ist Naumburg evangelisch.
Katholischer Bekenntniswechsel: 1615, nach 1632 zeitweise von evangelischen Pfarrern versehen, nach 1648 endgültig katholisch
-
Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim
-
Juden:
Provinzial-Rabbinat Kassel
1692: 6 Juden; 1734: 7 Hausgesessene und 1 Witwe; 1827: 75; 1855: 81; 1861: 65; 1895: 51; 1905: 56: 1920: 50; 1925: 40; 1930: 43; 1932: 36 Juden.
1503 lebte ein Jude in Naumburg. Seit Ende des 17. Jahrhunderts leben jüdische Familien im Ort. Höchststand bei der Mitgliederzahl wird in der Mitte des 19. Jahrhunderts erreicht. Danach schrumpft die Gemeinde durch Auswanderung und Umsiedlung.
Die Synagoge befand sich in der heutigen Graf-Volkwin-Straße (ehemals Gerichtsstraße), erbaut 1793-1795. Der Betraum der Gemeinde wird 1938 beschädigt und später abgerissen. Die letzten jüdischen Bewohner verlassen 1939 den Ort, vermutlich wurden sie von Kassel aus deportiert.
Berufe: Händler
Friedhof: im Ort vorhanden; vermutlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegt.Er liegt in einem Gartengelände nach der Elbe am Schildweg. (alemannia-judaica)
- Kultur ↑
-
Schulen:
1272 Rector scolarium; 1781 je eine Jungen- und eine Mädchenschule; 1842 Evangelische Volksschule, 1938 Vereinigung mit Katholischer zur Gemeinschaftsschule; 1910 Volksschule mit fünf Klassen
1851 Handwerksschule; 1948 Haushaltungsschule
-
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
-
Historische Ereignisse:
Stadtbrände 1626 (bei Plünderung), 1636 und 1684
Großfeuer 1879 und 1882
- Wirtschaft ↑
-
Mittelpunktfunktion:
Zum seit 1320 Amtmänner belegten mainzischen Amt Naumburg gehören die Stadt, die Dörfer Altendorf und Altenstädten sowie, bis zur Wüstwerdung, Beltershausen. 1592: Lagerbuch des mainzischen Amtes Naumburg (HStAM Bestand S Nr. 489)
-
Wirtschaft:
Im Mittelalter und Früher Neuzeit wird überwiegend Landwirtschaft betrieben; Ziegelhüte
um 1925 Sägewerk, Kalkbrennerei, Viehhandel
Tourismus (Sommerfrische)
-
Markt:
1633: Landgräfliches Privileg zur Abhaltung von drei Jahrmärkten samt Pferden und Vieh. 1. Mittwoch nach Crucis exaltatio (14. September), 2. Mittwoch nach Oculi (3. Fastensonntag vor Ostern), 3. Mittwoch nach Pfingsten
Im 18. Jahrhundert existiert ein Markt für Fritzlarer Tuch; um 1845 sechs, 1852 und 1866 noch drei Jahrmärkte
- Nachweise ↑
-
Literatur:
- Naumburg 1170. 2020
- Christ, Erzstift Mainz, S. 323-325.
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 343.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 112f.
- Wittekindt, Das evangelische Naumburg
- Germania Judaica 3/2, S. 927f
- Herzog/Bechert, Artikel Naumburg, in: Hessisches Städtebuch, S. 338-340.
- Klibansky, Entwicklung der kurmainzischen Ämter, S. 53-64.
- Falk, Mainzer Behördenorganisation, S. 70, 91.
- Dersch, Klosterbuch, S. 122.
- Zitierweise ↑
- „Naumburg, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2144> (Stand: 29.4.2023)