Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Uraufführung eines Klabund-Schauspiels in Frankfurt, 21. April 1926
Das Schauspiel „Brennende Erde“ des deutschen Schriftstellers Klabund (1890–1928) erlebt im Schauspielhaus in Frankfurt am Main seine Uraufführung. Angeregt wurde das Revolutionsdrama durch die Novelle „Inga“ des russischen Dichters Wladimir Lidin (1894–1979). Die mit Klabund liierte Schauspielerin Carola Neher (1900–1942), der das Stück gewidmet ist, spielt in der einzigen weiblichen Rolle der Marusja.
Ein kurzes Leben als Tuberkulose-Patient
Klabund, dessen bürgerlicher Name eigentlich Alfred Henschke lautet, der abgesehen von seiner frühesten Veröffentlichungen aber seit 1912 unter dem Pseudonym publiziert, wurde in Crossen an der Oder als Sohn eines Apothekers geboren. Im Alter von 16 Jahren erkrankte er an der Infektionskrankheit Tuberkulose, die die Ärzte allerdings zunächst fälschlich als Lungenentzündung diagnostizierten. Die von Bakterien verursachte, weitverbreitete Krankheit begleitet den Autor ein Leben lang und zwingt ihn regelmäßiger zu Sanatoriumsaufenthalten.
Kosmopolit und Sozialrevolutionär
Sozialrevolutionär eingestellt, engagiert sich Klabund auch im Rahmen seiner schriftstellerischen Tätigkeit politisch. Die drohende militärische und soziale Katastrophe im Blick, publizierte er 1917 in der „Neuen Zürcher Zeitung“ einen „Offenen Brief“ an den deutschen Kaiser Wilhelm II., worin er den Monarchen zur Abdankung drängt und eine Umgestaltung der deutschen Reichsverfassung einfordert. 1925 erscheint ein weiterer „Offener Brief“ aus seiner Feder in der „Weltbühne“, der die rechtsextreme, als Listenvereinigung und Interimslösung während des NSDAP-Parteiverbots existierende „Nationalsozialistische Freiheitspartei“ angreift.
Sein am 2. Januar 1925 in Meißen uraufgeführtes Drama „Der Kreidekreis“ dient später Alexander von Zemlinsky als Vorlage zu einer gleichnamigen Oper (1933), die er auf der Grundlage des Dramas komponiert; Bertolt Brecht inspiriert Klabunds Erzählung zu seinem Theaterstück „Der kaukasische Kreidekreis“ (1948). Alfred Henschke stirbt nach einer Lungenentzündung 1928 im schweizerischen Luftkurort Davos, wo er bereits eine Anzahl Kuraufenthalten verbracht hat.
(KU)
- Belege
- Chronik deutscher Zeitgeschichte 1, S. 289
- Guido von Kaulla, „Und verbrenn' in seinem Herzen“. Die Schauspielerin Carola Neher und Klabund (Herderbücherei 1037), Freiburg im Breisgau u. a. 1984, S. 57
- Frommholz, Rüdiger: Henschke, Alfred, in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 557-559 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn118562681.html (eingesehen am 21.4.2015)
- Weiterführende Informationen
- Brennende Erde: Drama in 3 Akten von Klabund. Regie- und Soufflierbuch. Berlin 1926: Alberti-Verlag.
- Wikipedia: Klabund (eingesehen am 21.4.2019)
- Wikipedia: Carola Neher (eingesehen am 21.4.2015)
- Empfohlene Zitierweise
- „Uraufführung eines Klabund-Schauspiels in Frankfurt, 21. April 1926“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2127> (Stand: 8.2.2021)