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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 46. Netra
Gerichtsstätten
Linde in Nesselröden (Kirche)
Linde in Nesselröden (Vorwerk)

Weitere Informationen

Nesselröden

Ortsteil · 230 m über NN
Gemeinde Herleshausen, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

18 km südsüdöstlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Kleines Dorf mit regellosem Grundriss an der Südabdachung des Ringgaus im Tal der Nesse. Ausgangspunkt ist die ausgedehnte frühneuzeitliche Schlossanlage mit Wirtschaftsgebäuden im Norden, an die sich eine lockere Besiedlung südlich entlang der Hauptstraße (Holzhäuser Str. = L 3423) anschließt. Alte Kirche östlich hiervon, jüngere im Nordosten. Die Durchgangsstraße führt auf die B 400 und Richtung A 4.

Ersterwähnung:

1268

Siedlungsentwicklung:

1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Nesselröden.

Historische Namensformen:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1875

Älteste Gemarkungskarte:

1707

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3578003, 5655076
UTM: 32 U 577898 5653253
WGS84: 51.025551° N, 10.110762° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636005080

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 338, davon 231 Acker (= 68.34 %), 32 Wiesen (= 9.47 %), 25 Holzungen (= 7.40 %)
  • 1961 (Hektar): 534, davon 123 Wald (= 23.03 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 36/38 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 40 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1885: 426, davon 351 evangelisch (= 82.39 %), 0 katholisch, 29 andere Christen (= 6.81 %), 56 Juden (= 13.15 %)
  • 1933: Gemeindeauflösung
  • 1961: 515, davon 452 evangelisch (= 87.77 %), 60 katholisch (= 11.65 %)
  • 1970: 460
  • 1987: 304
  • Juden:
  • Nesselröden insgesamt:
  • um 1900: ca. 60 Juden

Diagramme:

Nesselröden: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Gericht Brandenfels (Treusch von Buttlar)
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Netra
  • 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
  • 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 1822: Justizamt Netra
  • 1867: Amtsgericht Netra
  • 1879: Amtsgericht Netra
  • 1932: Amtsgericht Sontra

Herrschaft:

1385 verpfändet Lotze Schindcopf mit Einwilligung seines Herrn Ritter Herrmans von Hohenstein sein Gut unter dem Haus Brandenfels und Besitzungen zu Unhausen, Breitzbach, Nesselröden, Markershausen und Bertenhusen(?) an Andreas von Buttlar und Ehefrau Hedwig. 1389 gelangen die Boyneburger Güter, die fuldische Lehen sind, an die Treusch von Buttlar.

1450 erteilt der Abt von Fulda dem Konrad von Buttlar genannt Treusch einen Lehnsbrief über das was von seinen Eltern auf ihn gekommen war, darunter auch Rechte in Nesselröden.

Abt Johann von Fulda überträgt 1539 dem Landgrafen Philipp von Hessen die Lehenshoheit u.a. über das fuldische Lehen der Treusch von Buttlar in Nesselröden. Landgraf Philipp soll die Lehen wiederum den genannten Vasallen verleihen. Entsprechende Lehnsbriefe liegen von 1543 bis 1824 vor.

Seit 1550 sind die Treusch von Buttlar als hessisch-sächsische Lehnsträger faktisch Alleineigentümer der Burg Brandenfels. In dieser Eigenschaft üben sie die Gerichtsbarkeit über die zum Gericht Brandenfels gehörenden Dörfer Markershausen, Renda, Lüderbach, Willershausen, Archfeld, Frauenborn, Holzhausen, Nesselröden, Breitzbach, Unhausen sowie die Höfe Altefeld, Berlitzgrube, Heidelberg, Rittersberg, Hohenhaus, Lüstefeld und die spätere Wüstung Woffenbach (östl. von Wommen) aus.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.12.1970 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur Gemeinde Herleshausen zusammengeschlossen, deren Ortsteil Nesselröden seitdem ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • vgl. Herrschaft

Ortsadel:

Adlige 1268

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Kirche 1852 als schlichter klassizistischer Saalbau mit westlich aufsitzendem Dachreiter errichtet, 1988 renoviert
  • Katholische Kirche St. Johannes der Täufer und St. Josef 1956 errichtet

Pfarrzugehörigkeit:

1585 gehören Rittershausen, Holzhausen, Unhausen und Berlitzgrube zur Pfarrei, vor 1573 sollen auch Breitzbach und Markershausen hierher gehört haben.

Nesselröden hat 1872 die Filialen Holzhausen und Unhausen, 1994 gehört auch Breitzbach dazu.

Patronat:

Patrone sind 1585 die Treusch von Buttlar, 1872 auch zu 1/3 der Landgraf von Hessen-Philippsthal-Barchfeld.

Bekenntniswechsel:

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Conrad Bräutigam (Sponsus) 3.10.1569-1571

Kirchliche Mittelbehörden:

1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda (wenn auch nicht explizit genannt)

Protestantische Pfarrei der Klasse Sontra

Juden:

Provinzial-Rabbinat Kassel,

1835: 70; 1861: 107; 1905: 57; 1932/33: 14 Juden; nach 1933 leben noch 6 Juden im Ort.

Juden wohl bereits seit dem 18. Jahrhundert (ca. 1750) im Ort ansässig

Die jüdische Gemeinde spielte in der Ortsgeschichte eine bedeutende Rolle. Um 1900 lebten in Nesselröden etwa 60 Juden. Die Gemeinde löste sich aber schon 1933 auf. Die Synagoge ging 1937 in den Besitz einer christlichen Familie über.

Eine Elementarschule bestand im Ort zu Beginn des 20. Jahrhunderts; geschlossen wohl 1908.

Berufe: Vieh- und Pferdehandel

Friedhof: älteste Grabsteine stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

Aumühle

Finkenmühle (1660)

Schlossmühle (1578), Betrieb 1957 eingestellt, Gebäude 1970 abgebrochen

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Nesselröden, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/6507> (Stand: 19.3.2024)