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Ankündigung der Gründung des „Verlags der Autoren“ in Frankfurt, 13. Februar 1969

Karlheinz Braun (geb. 1932), bisheriger Lektor des Theaterverlages im Suhrkamp Verlag und seit 1961 Sekretär der Deutschen Akademie der darstellenden Künste, verbreitet eine Mitteilung an die Presse, nach der eine Gruppe von Autoren beschlossen hat, im April 1969 in Frankfurt am Main den ersten deutschen Verlag auf genossenschaftlicher Basis zu gründen. Die an der Gründung beteiligten Autoren sind Bazon Brock (geb. 1936), Wolfgang Deichsel (1939–2011), Peter Handke (geb. 1942), Günter Herburger (1932–2018), Hartmut Lange (geb. 1937), Gerlind Reinshagen (1926–2019), Erika Runge (geb. 1939), Martin Sperr (1944–2002), Dieter Waldmann (1926–1971), Konrad Wünsche (1928–2012) und Jochen Ziem (1932–1994). Zu den Geschäftsführern des als „Verlag der Autoren“ (VdA) betitelten Unternehmens, das als Theaterverlag geführt wird, haben die Gesellschafter bereits Braun selbst und den Dramaturg und Theaterregisseur Wolfgang Wiens (1941–2012) gewählt.

Die im VdA zusammengeschlossenen Autoren vertreten die Ansicht, daß das zur Zeit viel diskutierte Modell eines genossenschaftlichen Verlages am ehesten mit einem Theaterverlag verwirklicht werden kann. Das neue Modell wurde auch dadurch ermöglicht, daß Dr. Siegfried Unseld sich bereit erklärte, auf Optionen bei den Autoren, deren Aufführungsrechte bisher vom Theaterverlag Suhrkamp vertreten wurden, zu verzichten. Im Hinblick auf die Publikationsrechte und auf die vom Theaterverlag Suhrkamp weiterhin vertretenen Aufführungsrechte bleiben die bisherigen Verbindungen bestehen. Vor diesem Hintergrund erscheine den Beteiligten der „Verlag der Autoren“ als ein mögliches praktikables Modell eines ökonomisch und strukturell veränderten Produktionsprozesses. Er steht allen Autoren deutscher und anderer Sprachen, offen. Die Anschrift ist „Verlag der Autoren“, 6 Frankfurt am Main, Schloßstraße 125.1

Die offizielle Gründungsversammlung des „Verlags der Autoren“ findet am 18. Mai 1969 statt. In seiner ersten Satzung heißt es: „Der Verlag der Autoren gehört allen Mitgliedern, den Autoren, geschäftsführenden Lektoren und Angestellten, gemeinsam.“

Karlheinz Braun hatte den Suhrkamp-Verlag verlassen, nachdem ein Versuch, zur Buchmesse 1968 über eine sogenannte „Lektoratsverfassung“ mehr Mitbestimmung bei wichtigen Entscheidungen und der Aufstellung des Verlagsprogramms durch die Angestellten zu erreichen.2
(KU)


  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.2.1969, S. 32.
  2. Die Lektoren des Verlags hatten in einer speziellen Klausel gefordert, künftig über jeden zukünftig zu verlegenden Suhrkamp-Titel mitzubestimmen. Diese Forderung war vom Verleger Karl Siegfried Unseld (1924–2002) mit Unterstützung der bei Suhrkamp veröffentlichenden Autoren zurückgewiesen worden. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.11.1968, S. 28: Veränderung bei Suhrkamp: Walter Boehlich scheidet aus; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.1968, S. 28: Das Beispiel Suhrkamp: Hintergründe des Konflikts zwischen Verleger und Lektoren.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Schlagwort
Verlag der Autoren ; Gründung
Empfohlene Zitierweise
„Ankündigung der Gründung des „Verlags der Autoren“ in Frankfurt, 13. Februar 1969“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2739> (Stand: 13.2.2023)
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