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Hessian Biography

Portrait

Hedwig Gräfin von Holstein-Schaumburg
(1569–1644)

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Holstein-Schaumburg, Hedwig Gräfin von [ID = 5721]

* 30.6.1569 Kassel, † 7.7.1644 Stadthagen, Begräbnisort: Stadthagen Mausoleum an der Martinskirche, am 9.10.1644, evangelisch-lutherisch
Biographical Text

Hedwig wurde als Zwillingsschwester der bereits im Alter von drei Monaten wieder verstorbenen Prinzessin Agnes im Kasseler Schloss geboren. Zusammen mit ihren Schwestern verbrachte sie einen Teil ihrer Kindheit und Jugend am Württemberger Hof sowie auf dem Schloss ihres kinderlosen Onkels Ludwig IV. in Marburg und wurde hier im lutherischen Sinne erzogen. 1593 lernte sie den gleichaltrigen Ernst von Holstein-Schaumburg bei dessen Besuch am Kasseler Hof kennen und lieben. Ihr im Vorjahr zur Regierung gekommener Bruder Moritz verlangte jedoch vor seiner Zustimmung zur Ehe mit dem als nicht standesgemäß erachteten Bräutigam dessen wirtschaftliche Selbstständigkeit, die durch den Mindener Hausvertrag 1595 gewährleistet wurde. Zwei Jahre später wurde in Schmalkalden Hochzeit gefeiert. Nach einem vergleichsweise bescheidenen Leben als landadliges Paar im Amtshaus in Sachsenhagen trat 1601 wider Erwarten ein doppelter Erbfall ein, und Ernst wurde regierender Graf in Holstein und Schaumburg. Alsbald erfolgte die Umsiedlung nach Bückeburg, das in den nächsten beiden Jahrzehnten zu einer repräsentativen Renaissance-Residenz umgebaut wurde. Ernst folgte der strikt lutherischen Linie seiner Vorgänger, erließ eine entsprechende Kirchenordnung und gründete 1610 das Gymnasium Academicum in Stadthagen, das 1621 als Universität nach Rinteln umzog. Ernsts kaisertreue Position brachte ihm 1619 die persönliche Reichsfürstenwürde ein. Gleichwohl trat das Paar wiederholt als Geldgeber für Landgraf Moritz in Kassel auf. Nach Graf Ernsts Tod zog sich die kinderlos gebliebene Gräfin auf ihren Witwensitz Stadthagen zurück. Hier ließ sie (unter anderem von Adriaen de Vries) das bereits 1608 begonnene Mausoleum in der Martinskirche bis 1627 vollenden. Die ihr laut Ehevertrag als Witwe zustehende Leibrente aus Kassel hat sie wohl nie erhalten; vielmehr kam nach der Abdankung ihres Bruders Moritz 1627, zu dem sie stets ein vertrautes Verhältnis behielt, auch dessen Sohn, Landgraf Wilhelm V., gelegentlich nach Stadthagen, um bei der Tante Geld zu leihen. Wilhelms Witwe Amalie Elisabeth richtete 1644 Hedwigs Beisetzung aus.

Holger Th. Gräf

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 82)


Bibliography