Hessian World War I Primary Sources

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↑ Jakob Hartmann, Lebenserinnerungen eines Alsfelder Lehrers, 1914-1919

Abschnitt 3: Soldatenzeit, Eisernes Kreuz, Heimaturlaub

◀ [15-16] Soldatenzeit

Als Soldat lernte ich den östlichen und den westlichen Kriegsschauplatz kennen, und ich hatte die Ehre, im Dezember 1915 als Musketier das Eiserne Kreuz II. Klasse persönlich aus den Händen Kaiser Wilhelms II. zu empfangen. Das war mein erster richtiger Orden, dem später weitere folgten, darunter auch das Eiserne Kreuz I. Klasse. Vor meiner Soldatenzeit hatte ich nur Papporden von Tänzerinnen in der Tanzstunde erhalten. Beim Kommiß lernte ich auch als Teilnehmer an einem Offiziersanwärter-Kursus das Munsterlager und die Lüneburger [S. 16] Heide kennen und ein Jahr später, welche Wonne, wurde ich im Mai 1917 für 4 Wochen zu einem Sonderkursus von der Front in die Heimat geschickt. Dabei machte ich Bekanntschaft mit dem Sennelager und dem Teutoburger Wald. Bevor für mich 1918 das dicke Ende kam, weilte ich noch einmal auf Heimaturlaub in Alsfeld. Damals sah ich den ersten Beinamputierten, und ich äußerte, es sei nicht das Schlimmste, was einem passieren könne. Dabei dachte ich an meinen gefallenen Bruder, der laut Sterbeurkunde 1915 in der Herbstschlacht in der Champagne durch Kopfschuß sein Leben aushauchte.

Zur Truppe nach Nordfrankreich zurückgekehrt, wurden die Kampfhandlungen dort recht rege. Im Juli lag das Bataillon, dem ich angehörte, einige Tage in Ruhe. Beim Dienst achtete ich darauf, daß nicht nur Gewehrreinigen auf dem Dienstplan stand, sondern auch Erste Hilfe. Mehr als einmal hatten wir festgestellt, daß Gefallene sich verblutet hatten. Hätten sie sich selbst abbinden können, wäre mancher davongekommen. Deshalb führte ich praktische Übungen durch, und wenn es in Stellung ging, verlangte ich, daß jeder Soldat etwas zum Abbinden in der Rocktasche trug, einen Kochgeschirr- oder Mantelriemen, ein Brotbeutelband oder dergleichen. Den Wert dieser Maßnahme habe ich später selbst an mir erlebt. ▶