Hessian World War I Primary Sources

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↑ Jakob Hartmann, Lebenserinnerungen eines Alsfelder Lehrers, 1914-1919

Abschnitt 2: Mobilmachung und Rückstellung als Freiwilliger

◀ [14-15] Wer die Mobilmachung 1914 miterlebt hat, der weiß, daß alles wie am Schnürchen ablief. Die Reservisten wußten, wann sie einrücken mußten, wo und wann sie sich zu melden hatten, es verkehrten Sonderzüge, deren Fahrplan in Friedenszeiten festgelegt war. Am Kreisamt lagen unter Verschluß Akten, die bei einer Mobilmachung geöffnet und den Gemeinden durch Boten überbracht werden mußten. Darin war genau angegeben, was die Bürgermeister zu tun hatten. Aber auch die Kirche hatte vorgesorgt. Als ich nach Eifa kam, übergab mir der Kirchendiener das Andachtsbuch, in dem die Predigten standen; und [S. 15] siehe da, es fand sich darin eine Predigt für einen Gottesdienst am Mobilmachungstag. Auch als Soldat merkte ich später, daß man vorgesorgt hatte, ich bekam ein Feldgesangbüchlein, das ich heute noch besitze, das bereits 1897 gedruckt worden war. Es wurde geläutet, von allen Seiten strömten Besucher herbei, viele Reservisten, die in den nächsten Tagen einrücken mußten, begleitet von ihren Eltern oder Frauen, die Herzen waren erfüllt von Wünschen, Sehnen und Hoffen, alle fühlten den Ernst der kommenden Zeit. Die kleine Kirche war bald überfüllt, und mächtig brauste der Choral durch den Raum. Die Worte, die in dem Buch standen, gingen zu Herzen, ich selbst war von meinem Tun ergriffen, und niemals in meinem Leben habe ich einen eindrucksvolleren Gottesdienst erlebt als den am 1. Mobilmachungstag 1914 in Eifa, vor dem es mir zuerst bange war.

Zu meinem Bedauern wurde ich bei der Musterung meines Jahrgangs wegen einer noch zu frischen Blinddarmoperationsnarbe zurückgestellt. Das gleiche widerfuhr mir bei einer freiwilligen Meldung beim Feldartillerie Regt. 47 in Fulda. So mußte ich vorläufig noch als Lehrer tätig bleiben. Die wenigen Fischbacher Kinder wurden anderwärts eingeschult, und ich übernahm die mit über 70 Schülern und Schülerinnen besetzte Klasse in Vadenrod. Bei der Nachmusterung meines Jahrgangs wurde ich für tauglich befunden und habe noch von 1915 bis 1918 meinen Teil vom Krieg abbekommen. ▶