Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918

Abschnitt 5: Einrücken und Etappendienst

[II, S. 97] Etappendienst in Flandern

Im Morgengrauen des 21 Oktober 1914, des Tages der unserm Ausmarsch aus Hersfeld folgte, fuhr das Bataillon bei Köln über den Rhein. Die Schläfer erwachten, „die Wacht am Rhein" und andere vaterländische Lieder wurden angestimmt.

Ohne wesentliche Unterbrechung ging die Fahrt über Herbestal weiter nach Brüssel, wo wir ausgeladen wurden. Unvergeßliche Augenblicke waren es, als wir unter dem Klang unserer Trommeln und Pfeifen in die belgische Hauptstadt einzogen. Weniger erfreulich war das Quartier in den vollkommen verdreckten Räumen der ehemaligen belgischen Kriegsschule. Durch Vermittlung eines aus Kassel stammenden Offiziers, her¬nach einer Verwundung bei Antwerpen bis zu seiner vollständigen Wiederherstellung Dienst als Verpflegungsoffizier tat, erhielten wir wenigstens etwas Stroh. Brüssel in der herbstlichen Pracht feiner Parks und Alleen, mit seinen Denkmälern und Bauten, wird uns immer eine unvergeßliche Erinnerung bleiben. Uns aber fehlte die Ruhe und das Behagen, um alle diese Eindrücke auf uns wirken zu lassen. Außerdem war der Aufenthalt in Brüssel nur kurz bemessen, wir rückten weiter nach Sottegem, einem Eisenbahnkotenpunkt südlich von Gent. Hier wurden die Kompanien auseinandergezogen, um die Verwendung zu finden, die ihnen zugedacht war: Dis Sicherung der ihnen anvertrauten Bahnlinien und rückwärtigen Verbindungen der kämpfenden vierten Armee. Auch dieser Dienst verlangte gewissenhafte Hingabe und treuen Opfermut. Die Kompanien besetzten die strahlenförmig von Sottegem ausgehenden Bahnlinien, indem in Bahnhöfe Wachen gelegt, die Uebergänge durch Posten gesichert wurden. Der Bataillonsstab lag in Sottegem. Der Standort der ersten Kompanie war in den ersten 4 Wochen Audenarde, wurde dann aber nach Geerhardsbergen verlegt. Hauptmann Auel kehrte in die Heimat zurück und wurde durch den seitherigen Bataillonsadjutanten, Hauptmann Pommer, ersetzt. Adjutant wurde Feldwebelleutnant Metzner. Die Kompanien richteten sich in ihren Quartieren und Unterkünften bald häuslich ein.


Persons: Auel, Hauptmann · Heußner, Harry · Metzner, Feldwebelleutnant · Pommer, Hauptmann
Places: Antwerpen · Brüssel · Geraardsbergen · Gent · Herbesthal · Hersfeld · Kassel · Köln · Oudenarde · Spanien · Zottegem
Keywords: Eisenbahnstrecke · Kriegsschule Hersfeld · Militärmusik · Selbstaufopferung
Recommended Citation: „Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918, Abschnitt 5: Einrücken und Etappendienst“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/44-5> (aufgerufen am 26.04.2024)