Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918

Abschnitt 16: Ereignisse, 13. Februar-Herbst 1918

[IV, S. 114-115] Zwei Tage später wurden wir vom II. Bataillon des Bayrischen R. I. R. 6 abgelöst. Es ist möglich, daß das Ergebnis unseres mit Schneid und frischem Angriffsgeist ausgeführten Unternehmens dem Gruppenkommando Veranlassung [S. 115] gegeben hat, uns an anderer Stelle einzusetzen. Nach wenigen Ruhetagen in Niederlinder marschierten wir am 19. Februar bei strenger Kälte nach Kolters bei Chateau-Salins, das als unser Ruhequartier bestimmt war.

Unsere neue Stellung verlief vom Einfluss der Lauter in die Seille bis zum Delmer Rücken. Wir lösten in ihr das I Bataillon des Inf. Regts. 27 ab. Diese Ablösung verlief nicht ohne Unruhe, denn an dem Tage, welcher der für die Ablösung bestimmten Nacht voranging, unternahmen die Franzosen nach starker Artillerievorbereitung einen Angriff im Nachbarabschnitt, jenseits der Lauter, gegen die Stellung des Regiments 412, bei dem es ihnen gelang, 2 Kompanien gefangen zu nehmen. Wir kamen in Bereitschaft und konnten erst eine Nacht später, als ursprünglich vorgesehen, unsere Stellung beziehen. Wir fanden ein mit einzelnen Waldstücken bedecktes, zur Seille sich senkendes und vielfach von Schluchten zerrissenes Gelände vor, in welchem es keine durchgehenden Gräben, sondern nur einzelne Stützpunkte und Maschinengewehrnester gab. In dieser Stellung ist dann das Bataillon bis zur Beendigung der Kampfhandlungen im Herbst 1918 verblieben; es hat noch manchen Feuerüberfall überstehen müssen und noch zahlreiche Stoßtruppenunternehmen ausgeführt. Die Führung des Bataillons wechselte noch mehrfach. Nachdem Ende März 1918, nach Einbeziehung von Mörchingen in das Operationsgebiet, das Bataillon mich als Ortskommandanten von Mörchingen hatte abgeben müssen, waren nacheinander Major Hertwig, Hauptmann Fischer und Hauptmann Dietrichs die Führer.

Das bittere Ende kam: Waffenstillstand und Rückmarsch. Dieser vollzog sich in bester Ordnung, ohne rote Fahnen, und führte über Pirmasens-Landau zum Rhein, der bei Germersheim überschritten wurde. Nach einigen Rasttagen in Michelfeld bei Heidelberg wurde das Bataillon unter Führung von Feldwebelleutnant Dürkop nach Sondershausen befördert und hier aufgelöst.


Persons: Dietrich, Hauptmann · Dürkop, Feldwebelleutnant · Fischer, Hauptmann · Hertwig, Major · Heußner, Harry
Places: Chateau-Salins · Germersheim · Heidelberg · Hersfeld · Kolters · Landau · Pirmasens · Michelfeld · Mörchingen · Sondershausen
Keywords: Angriff · Auflösung · II. Bataillon des Bayrischen Reserve-Infanterieregiment 6 · Infanterieregiment 27 · Regiment 412 · Waffenstillstand · Fotografien
Recommended Citation: „Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918, Abschnitt 16: Ereignisse, 13. Februar-Herbst 1918“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/44-16> (aufgerufen am 26.04.2024)