Hessian World War I Primary Sources

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↑ Carl Hoos, Schulchronik von Niederaula

Abschnitt 1: Vom Attentat von Sarajewo zur Mobilmachung

[42-43]
Eben ist Frühstückspause, ich schaue am Fenster meiner Classe dem fröhlichen Treiben und Haschen der Kinder zu.

Da kommt College Bähr unter das Fenster und sagt: „Erzherzog Franz Ferdinand ist ermordet.“ Es war mir, als ob ich einen Schlag ins Gesicht erhalten hätte. Schon wieder ein Fürstenmord. Näheres war noch unbekannt, da die Botschaft durch ein Telegramm hierher gekommen war. Noch ahnten wir nicht, welch furchtbaren Folgen diese Tat eines Scheusals, einer Bestie in Menschengestalt für uns alle haben sollte, daß der von unseren Feinden schon lange vorbereitete Vernichtungskrieg gegen unser geliebtes Volk und Vaterland ausbrechen sollte. Doch Gott mit uns, mit seiner Hilfe werden nicht wir, sondern unsere Widersacher vernichtet.

[S. 43] Die Mordtat war von einem Serben vollbracht. Dieses Volk von Fürstenmördern ist durch seine jüngsten Erfolge im Balkankriege in eine Art Größenwahnsinn verfallen und träumt von einem großserbischen Reiche, zu welchem unsere verbündete Brudermacht, Österreich den Löwenanteil liefern soll. Deshalb musste der allgemein bei den Völkern Österreich-Ungarn beliebte Thronfolger dem serbischen Mordstahl zum Opfer fallen. Allmählich beruhigten sich die Gemüter wieder. Obwohl man hier und da in den Zeitungen las, Österreich sei zu entschlossenem Handeln bereit, so hoffte jeder doch, daß uns der Friede erhalten bleiben würde. Dann kam plötzlich das Ultimatum Österreichs, Russlands drohende Mobilmachung, das Ränkespiel des Zaren, hinter dem Frankreich und England standen, und düstere Wetterwolken zogen sich zusammen. Deutschland suchte vergebens zu vermitteln, und so erfolgte am 2. August d. J. der Befehl zur Mobilmachung. Das alles ist uns noch in lebendiger Erinnerung und bildet den äußeren Anlass des Weltkrieges.
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