Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Eröffnung des Vergleichsverfahren über AEG-Telefunken, 31. Oktober 1982
In der Nacht von Sonntag auf Montag eröffnet das Amtsgericht Frankfurt am Main das gerichtliche Vergleichsverfahren über das Vermögen des zweitgrößten deutschen Elektrokonzerns, der AEG-Telefunken AG. Es ist das bislang größte und aufwendigste Vergleichsverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik. Unter den Vergleichsgläubigern befinden sich etwa 20.000 Lieferanten, außerdem insgesamt 32.000 Betriebsangehörige mit unverfallbaren Pensionsansprüchen und 27.000 Betriebsrentner. Ziel des Verfahrens ist die endgültige Sanierung des Unternehmens, die unvermeidlich zahlreiche Stilllegungen und Entlassungen zur Folge haben wird. Nach etwa einem halben Jahr bestätigt das Amtsgericht den Vergleich antragsgemäß. Das Verfahren wird am 19. September 1984 aufgehoben.
Bereits zu Beginn der 1970er Jahre zeichneten sich wirtschaftliche Schwierigkeiten des AEG-Konzerns ab, die zunächst mit der Ausgliederung von Unternehmensteilen beantwortet wurden.1 Finanz- und Planungswesen des Konzerns arbeiteten ineffizient und chaotisch. Ehrgeizige Großprojekte wie der Einstieg in den Bau von Kernkraftwerken und die Errichtung einer automatischen Gepäckförderanlage am Flughafen Frankfurt erwiesen sich als unternehmerische Fehlschläge. Hohe Verluste zwangen das Unternehmen ab 1981 zu Notverkäufen von Anteilen und kompletten Geschäftsbereichen bzw. Anteilen. Hiervon waren die ehemals Telefunken zugehörigen Geschäftsfelder (Fernsehen und Rundfunk sowie Nachrichtentechnik) besonders stark betroffen.
Den am 9. August 1982 von AEG-Telefunken eingereichte Antrag auf Eröffnung des Vergleichsverfahrens hat das zuständige Frankfurter Amtsgericht mit der Einrichtung einer Sonderabteilung beantwortet, die eigens 15 bis 20 neue Mitarbeiter erhält, darunter nicht nur zwei Richter und mehrere Rechtspfleger, sondern auch Angehörige des mittleren Dienstes, Schreibkräfte und Wachtmeister. Hauptverantwortlich für das Verfahren ist die Amtsrichterin Marion Peppler.
(KU)
- Eine chronologische Übersicht der wichtigsten Stationen auf dem Weg in die Insolvenz (1975–1983) findet sich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8.3.1983, S. 15. ↑
- Belege
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.11.1982, S. 1: Vergleichsverfahren über AEG-Telefunken eröffnet
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.8.1982, S. 26: Ein Verfahren von bisher unbekannten Dimensionen: Der AEG-Vergleich stellt das Amtsgericht vor große personelle und räumliche Schwierigkeiten
- Weiterführende Informationen
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.3.1983, S. 15: „Die AEG war schon immer eine Sanierungs-Gesellschaft“: Am 9. März haben nun die Gläubiger das Wort / Chronik einer Dauerkrise / Von Werner Kohler.
- Wikipedia: Telefunken (Stand: 31.10.2012)
- Empfohlene Zitierweise
- „Eröffnung des Vergleichsverfahren über AEG-Telefunken, 31. Oktober 1982“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1466> (Stand: 31.10.2020)
- Ereignisse im September 1982 | Oktober 1982 | November 1982
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