Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 61. Kirchhain
Weitere Informationen
Betziesdorf
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Stadtteil · 220 m über NN
Gemeinde Kirchhain, Landkreis Marburg-Biedenkopf - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
7,5 km nordwestlich von Kirchhain
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss im Kessel eines Talschlusses, leicht hängend nach Nordwesten. Kirche mit wehrhaft ummauertem mehreckigen Kirchhof am Nordwesten-Rand des Ortes.
Die B 62 (alte Niederrheinische Landstraße) führt durch den südlichen Ortsbereich. Südöstlich davon abzweigend die Straße nach Sindersfeld (alte Amtsstraße Marburg - Rauschenberg, zugleich älteste Straße Marburg - Kassel). Wahrscheinlich führte am Ost-Rand des Ortes der frühe Höhenweg von der Hunburg (Hainmühle) zum Burgwald vorbei.
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Ersterwähnung:
1254
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Siedlungsentwicklung:
Auf eine wüste Siedlung 1,2 km südlich Betziesdorf deutet der Flurnamen in der Teisebach (in der Flur karolingerzeitliche Keramik, einsetzend um 700).
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Fleckenbühl.
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Historische Namensformen:
- Bezchindorph (1254) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, Nr. 236]
- Becingendorf (1259)
- Bezcekendorph (1264)
- Bezzichindorf (1273) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2, S. 58-60, Nr. 104]
- Betzgensdorf (1489)
- Bettzendorff (1500)
- Betzgesdorff (1527)
- Betziesdorf (1571)
- Betzdorf (1577)
- Betzigsdorf (1587)
- Betzienndorff (1630)
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1259) [Franz, Kloster Haina 1, Nr. 308]
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Hainmühle
- Hunburg
- Lichtenscheid
- Hunburg (Betziesdorf) (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
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Umlegung der Flur:
1900, 1903/1904
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Älteste Gemarkungskarte:
1720
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3489250, 5636250
UTM: 32 U 489180 5634435
WGS84: 50.861508° N, 8.84626° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
534011020
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Flächennutzungsstatistik:
- 1838 (Kasseler Acker): 1672 stellbares Land, 313 Wiesen, 54 Gärten, 30 Triesche, 311 Wald
- 1885 (Hektar): 877, davon 406 Acker (= 46.29 %), 93 Wiesen (= 10.60 %), 317 Holzungen (= 36.15 %)
- 1961 (Hektar): 848, davon 240 Wald (= 28.30 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1577: 41 (19 landgräfliche) Huasgesessene
- 1585: 41 Hausgesessene
- 1630 (landgräflicher Anteil): 2 vierspännige, 1 dreispännige, 2 zweispännige, 4 einspännige Ackerleute, 2 Einläuftige
- 1630: 22 (12 landgräfliche) Hausgesessene
- 1681: 20 hausgesessene Mannschaften (landgräflicher Anteil)
- 1746: 222 Einwohner
- 1746: 6 Schmiede (5 nur Eigenbedarf), 1 Wagner, 1 Maurer, 1 Schneider, 3 Leineweber, 2 Wirte, 2 Müller, 1 Tagelöhner, 1 Näherin, 1 Viehhändler (Jude)
- 1838 (Familien): 28 Ackerbau, 18 Gewerbe, 18 Tagelöhner 36 nutzungsberechtigte, 16 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 12 Beisitzer
- 1861: 438 evangelisch -lutherische, 1 römisch-katholische, 4 jüdische Einwohner
- 1885: 398, davon 385 evangelisch (= 96.73 %), 1 katholisch (= 0.25 %), 12 Juden (= 3.02 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 144 Land- und Forstwirtschaft, 126 Produzierendes Gewerbe, 44 Handel und Verkehr, 30 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 670, davon 613 evangelisch (= 91.49 %), 51 katholisch (= 7.61 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1395 und später: Gericht Schönstadt
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rosenthal
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
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Altkreis:
Marburg
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Gericht:
- 1821: Landgericht Marburg
- 1850: Justizamt Marburg
- 1867: Amtsgericht Marburg
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Herrschaft:
1310 erwirbt Kloster Haina von einem Amöneburger Bürger Güter im Gerichtsbezirk (iurisdictio) Betziesdorf (Franz, Klosterarchive 6 Nr. 149). Noch 1437 ist von dem sonst nicht weiter bekannten Gericht Betziesdorf die Rede (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2, Nr. 258).
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.2.1971 wurde Betziesdorf im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Kirchhain eingegliedert.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1254/64 erwirbt Kloster Haina von den von Herbelhausen und den Vögten von Bottendorf deren Güterbesitz in Betziesdorf. 1310 erwirbt das Kloster von einem Amöneburger Bürger Güterbesitz.
- 1273 verpachtet das Stift Wetzlar an Konrad von Marburg 3 Hufen und Einkünfte in Betziesdorf. Eine weitere Hufe des Stifts haben sich die von Gershausen unrechtmäßig angeeignet. 1334 verkauft das Stift den Güterbesitz als Teil der Villikation Bürgeln-Cölbe an die Landgrafen gegen einen Jahreszins.
- 1292 verkaufen die von Gershausen ihren Güterbesitz an den Deutschen Orden Marburg, der 1358/1375 2 Höfe mit ca. 140 Morgen Ackerland und 5 Morgen Wiesen in Betziesdorf besitzt: 1818: ehem. Deutsche Orden-Besitz: 1 halber Hof und 6 Viertelhöfe
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Zehntverhältnisse:
Der Zehnte gehört 1562 den Milchling von Schönstadt bis auf den Deutschherrenhof und einen Hof der von Hohenfels, die an die von Hohenfels zehnten (nassau-dillenburgisches Lehen).
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Ortsadel:
1280-1369
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- Pfarrer 1366 [Historisches Ortslexikon Kurhessen S. 43]
- Pfarrkirche 1577
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Patrozinien:
- Maria
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Pfarrzugehörigkeit:
1592 und später: Schwarzenborn eingepfarrt; vor 1664 und seit 1860: Bürgeln
1690-1732 und 1748-1796 wurde der Vikariat der Kirche in Bracht von Betziesdorf aus versehen.
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Patronat:
1577 landgräflich
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Bekenntniswechsel:
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Hermann Anders ca. 1550
Reformierter Bekenntniswechsel: 1609(?), 1624 wieder lutherisch.
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Schönstadt
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Juden:
Bis 1885 gehörte der Ort zur Gemeinde Rauschenberg.
Jude(n) 1746 genannt
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 einklassige Volksschule
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Zitierweise ↑
- „Betziesdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9004> (Stand: 29.4.2024)