Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915)

Abschnitt 4: Heftige Kämpfe während der Marneschlacht, 16.–26. Sep.

[6-8] 16. Sept. in Schützengraben gelegen bis 10 Uhr, dann Besetzung einer neuen Stellung Südöstlich des Dorfes [Servon]. 17. In Schützengräben gelegen, furchtbares Regenwetter, abends Angriff [S. 7] des Feindes bis in die dunkle Nacht, der Feind hat große Verluste. Nachts gingen wier in das brennende Dorf um uns zu wärmen. Abends spät kommen immer die Feldküchen.

18. September wieder den ganzen Tag im Graben gelegen, nachmittags starkes Artillerifeuer. 19. In Schützengräben, Abends abgelößt, kaum in Ruhe mußten wier die Stellung wieder besetzen. 20. Noch in Schützengräben, Abends abgelößt, ich ins Dorf zum Quatier machen, 12. und 10. Komp. Beim Ausmarsch, plötzlich schweres Artillerifeuer, ein Schrappnell in die 10. Komp. 2 Tote 13 Verwundete, wier im Keller geschlafen. 21. September sollte für 9. Komp. Ruhetag sein, fast den ganzen Tag im Keller zugebracht, die Franzoßen schossen uns die Häuser über dem Kopf zusammen. Abend Abmarsch nach Odry. 22. Ruhetag in Odry. 23. Abmarsch in der Richtung Servon, Feind versuchte einen Durchbruch, unßere Brigade in Reserve, [S. 8] nachts wieder in die Scheunen. 24. dasselbe. 25. wieder in Reserve, abends wieder hinter Servon in unßere alte Stellung. 26. Angriff auf der ganzen Linie, wier gegen das Dorf S. Thomas, Gegner jedoch zu stark, das Regiment verlor 400 Mann, gefechtsfähig sind von 3000 jetzt noch 900.

Wir haben vieleicht 1000 mtr. gewonnen, die Stellung wird gehalten. Die ganze Nacht geschantzt, der Feind greift uns dabei an, wird aber zurück getrieben, dabei war einer der letzten Schüsse verhängnisvoll, der Reser. Gothardt Schneider1 aus Nordeck, Regtr. Kolege von mir, erhilt ein Schuß in die Brust, ist sofort todt, auserdem hatten wir an dem Tag 8 Verwundete.


  1. Nach dem Sterbenebenregister des Standesamts Nordeck von 1914 (HStAMR Best. 905. Nr. 1075, Nr. 14) fiel der Reservist Gotthard Schneider am 26.9. in den Gefechten bei Servon. Gotthard Schneider war verheiratet, 28 Jahre alt und von Beruf Fabrikarbeiter. Er gehörte zur 9. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 83.

Personen: Preis, Heinrich · Schneider, Gotthard
Orte: Servon-Melzicourt · Odry · Saint Thomas · Nordeck
Sachbegriffe: Schützengräben · Marneschlacht · Witterung · Feldküchen · Kriegsgräuel · Artillerie · Schrapnells · Verwundete · Franzosen · Schanzarbeiten · Gefallene
Empfohlene Zitierweise: „Tagebuch des Soldaten Heinrich Preis aus Moischt (1914-1915), Abschnitt 89: Heftige Kämpfe während der Marneschlacht, 16.–26. Sep.“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/3-4> (aufgerufen am 30.04.2024)