Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Klaus Wiedemann, Der Erste Weltkrieg aus der Sicht eines Kasseler Oberschülers, 1914-1918

Abschnitt 43: Kriegswucher

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Kriegswucher.

Bei Ausbruch des Krieges machte sich auch in meiner Heimat der Kriegswucher bemerkbar, besonders bei den Geschäfts- und Landleuten. Dieses auch leicht erklärlich, denn die Leute glaubten, es gäbe später nichts mehr zu kaufen. Wenn nun der Andrang groß ist, so gehen die Preise der Waren in die Höhe.

Die Kaufleute hatten aber ihre Ware noch vor dem Krieg zu billigen Preisen eingekauft, und verkauf- [S. 84]

ten die Ware zu dem Doppelten, ja dreifachen Preise. So hatte ein Mehlhändler das Mehl vor dem Krieg noch für 20 M eingekauft. Kurz nach Ausbruch des Krieges verkaufte er das Mehl zu 35 M. Die Heeresverwaltung gab ihm sogar noch mehr. Aber auch die Landleute wollten mit ihren Preisen nicht zurückstehen. Deshalb erhöhten sie auch ihre Preise für die Landerzeugnisse. Wenn vor Ausbruch des Krieges das Pfund Butter 1,20 M kostete, so betrug nach dem Krieg der Preis 2,00 M. Ebenso war es mit den Eiern. Nun sollte man meinen, der Wucher würde nur in den ersten Wochen herrschen. Doch man hatte sich gewaltig getäuscht. Die Geschäftsleute dachten später: "Es ist Krieg." So kam es denn auch, das die Wucherei nicht aufhören wollte. Doch bald lehnte sich die arme Bevölkerung dagegen auf. Nun schritt die Polizei dagegen ein und setzte Höchstpreise fest; um die Preiserhöhung zu verhindern. Es wurde nun stark bestraft, der die Höchstpreise überstieg. Die Bauern wollten aber für den Preis ihre Waren nicht verkaufen; darum sah sich die Stadt gezwungen, in großen Mengen landwirtschaft. Erzeugnisse herbeizuschaffen. So gelingt es denn nach und nach den häßlichen "Kriegswucher" zu unterdrücken; damit der "Ärmeren Bevölkerung [...] soviel wie möglich geholfen werden kann. ▶