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Bericht über die Organisation der Studentenschaften, Oktober 1936

Der Deutschland-Bericht des SPD-Exilvorstands für den Monat Oktober 1936 beschreibt zusammenfassend die organisatorische Situation der Studentenschaften an deutschen Universitäten. Danach bestehen in Deutschland die „Deutsche Studentenschaft“, Vereinigung aller Studenten, und der „Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund“ (NSDStB)¹ als Organisation der NSDAP. Studenten, die auf eine Staatsstellung reflektierten, seien durchweg bei NSDStB organisiert, davon bei weitem nicht alle aus Überzeugung, sondern aus Zweckmäßigkeit. An den kleineren Universitäten, wie etwa in Gießen und Marburg seien 20 bis 25 Prozent beim NSDStB. In den größeren Universitäten, wie etwa in Frankfurt am Main, sei der Anteil für die Nationalsozialisten noch ungünstiger.
Dem NSDStB stehen die studentischen Verbindungen gegenüber, die noch nicht aufgelöst sind. Wohl hätten sich aus taktischen Gründen die alten großen Studentenverbände aufgelöst, die Burschenschaften und Landsmannschaften aber bestünden noch: Auflösungsbestrebungen gegen die Burschenschaften und Landsmannschaften sind seit langem im Gange. Dagegen demonstrieren aber immer wieder ihre Anhänger, die sehr stark an Zahl sind. Obwohl das Tragen von Mützen und Band verboten seien, sind sie in Marburg und Gießen, als sie von der Gegenseite besonders gereizt worden sind, demonstrativ in Rudeln mit Band und Mütze durch die Straßen und hielten sogar Kneipen ab.

Der Bericht kommt zu der Einschätzung, auch die große Zahl der inaktiven Studenten gehöre nicht zu den Anhängern der Diktatur. Zu ihnen zählten vor allem die finanziell bessergestellten Studenten in höheren Semestern. In ihren Kreisen gäre es und sie schimpften gemeinsam über die Schweinereien der Nazis und lehnten sich an die nicht offiziell zu den Nazis gehörenden Gruppen an. Aus ihren Reihen kämen die ernsten Elemente der Studentenschaft, die aus Überzeugungsgründen gegen das Naziregime eingestellt seien.
(OV)

1. Siehe Artikel Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund ↑