Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Räuber erbeuten Schmuck und Juwelen in Hanau, 12. Juni 1989

Bei einem Raubüberfall in Hanau erbeuten drei Männer Schmuck und Juwelen im Wert von rund sieben Millionen DM.

Gegen 23 Uhr brechen die drei maskierten, auf 30 bis 35 Jahre geschätzten Männer in das Wohnhaus der Inhaber*innen eines Juweliergeschäfts in der Frankfurter Landstraße ein. Dort fesseln sie den Goldschmied, seine Frau und die beiden 13 und neun Jahre alten Töchter, und sperren sie in die hauseigene Sauna, wo sie sechs Stunden lang gefangen blieben. Um 5 Uhr morgens wir der Goldschmied in den Kofferraum seines eigenen Autos verfrachtet, Frau und Kinder werden derweil als Geiseln im Wohnhaus zurück gelassen, einer der drei Männer bleibt zur Bewachung bei ihnen. Der Juwelier wird von den anderen zwei Männern zu seinem Laden gefahren, wo gemeinsam auf die Ankunft der Mitarbeiter*innen gewartet wird, die die Schlüssel zum Juwelierstresor haben. Als diese ankommen, werden sie mit Waffen bedroht und gefesselt, die Schlüssel werden ihnen abgenommen. Während die beiden Männer den Tresor ausräumen, sind sie in den Kellerraum eingesperrt. Gegen 9:30 Uhr verlassen sie das Gebäude mit der Beute, bei der es sich laut Polizei um Edelsteine, Perlen und gefassten Schmuck im Wert von 100.000 bis 150.000 handelt, und fliehen im Wagen des Juweliers, während der dritte Mann in einem weiteren Firmenwagen das Wohnhaus der Juweliersfamilie verlässt. Der Ehefrau gelingt es schließlich, etwa um 10 Uhr, sich von ihren Fesseln zu befreien, und die Polizei zu alarmieren, die die restlichen Gefangenen befreit. Als die Großfahnung nach den Täter eingeleitet wird, haben diese bereits eine gute halbe Stunde Vorsprung, die Ermittlungen führen lediglich zum verlassenen Fahrzeug des dritten Täters in Frankfurt am Main. Obwohl der Wert der gestohlenen Juwelierswaren weniger hoch ist als zunächst angenommen, handelt es sich um den bisher größten Raub der Hanauer Kriminalgeschichte. Der Coup scheint bis ins letzte Detail durchgeplant und äußerst sorgfältig durchgeführt worden zu sein.¹
(OV/NT)

1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.6.1989, S. 37: Millionencoup mit Pistolen, Plastikfesseln und guten Nerven. ↑