Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Leo u.a., Mobilmachung und Aufbruch der Reitenden Abteilung des 1. Kurhessischen Feldartillerie-Regiments Nr. 11 zur Westfront, 1914

Abschnitt 11: Fortsetzung des Vormarschs, 30.- 31. August 1914

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Am 30. 8., vormittags 5 Uhr, konnten wir den Vormarsch fortsetzen. Die Infanterie des VI. A.K. hatte die Maasübergänge bei Stenay und nördlich davon unter heißen Kämpfen erfochten. Da die Brücke bei Stenay zerstört war, mußten wir nördlich davon bei Martincourt auf einer schmalen Pontonbrücke die Maas überschreiten.

Auf dem westlichen Ufer gingen die Batterien auf den vorliegenden Höhen nordwestlich Cesse und westlich Lucy in Lauerstellung gegen Laneuville. Überall in den Feldern lagen die verwesenden Leichen der bei den Kämpfen um die Flußübergänge Gefallenen und verpesteten die Luft. Die Batterien biwakierten einige Stunden auf dem Schlachtfeld bei Lucy.

Am folgenden Morgen, 3 Uhr (31. 8.), Marsch zum Sammelplatz der Kavalleriedivision am Nordausgang von Cesse, wo ebenfalls noch in dichten Massen Tote und Verwundete der vortägigen Kämpfe umherlagen. Dann folgte der Vormarsch mit Jäg.Batl. 6 an der Spitze zunächst Richtung Beaumont bis zum Wommebach, von hier nach Süden durch den großen Wald nach Beaufort. Als die Kavalleriedivision bei Beaufort den schützenden Wald verließ und im freien Felde im Brigade- verband geschlossen aufmarschierte, begann die feindliche völlig unsichtbare Artillerie unsere Kavalleriekörper unter Feuer zu nehmen und zwang sie zur Rückkehr in den Wald. Die reitenden Batterien hingegen gingen sofort in Feuerstellung, und zwar 3./r. 11 westlich des Weges Fermes de la Fresnes-Beaufort, I./r. 11 östlich davon, 2./r. 11 auf Höhe östlich 203 am Waldrand vor Bois de la Morine. 1. und 2./r. 11 beschossen die feindliche Infanterie, die sich bei Beaufort und Veauclair zeigte, 3./r. 11 nahm die feindliche Artillerie unter Streufeuer und erzielte einen Volltreffer in einer feindlichen Batterie. 10 Uhr vormittags wechselten 1. und 3./r. 11 ihre Stellungen und stellten sich rechts und links der 2./r. 11 auf. Hptm. Zapf ging mit seiner Batterie im Galopp selbständig vor, obwohl [S. 30] das Jäg.Batl. bereits zurückgegangen war und eröffnete ein kräftiges Feuer gegen Beaufort mit dem Erfolg, daß die Franzosen den Ort räumten. Trompeter Sohl, 2./r. 11, gefallen. Die Division wurde an die Maas zurückgenommen. Nachmittags ging auch die R./11 nach Létanne zurück, wo sie in einem idyllischen Tal an der Maas Biwak bezog, in dem sich bald ein heiteres, fast friedensmäßiges Lagerleben entwickelte und schöne Soldatenlieder erklangen. Mann und Pferd fanden Gelegenheit, sich in den kühlen Fluten der Maas zu erquicken und den Staub und Schweiß der heißen Marschtage abzuspülen. Wenn auch am letzten Tage keine große Marschleistung vollbracht war, so waren doch die Pferde durch die feuchten Waldwege sehr ermüdet. Viele Eisen waren verlorengegangen, so daß die Fahnenschmiede der Batterien reichlich Arbeit hatten. Wir befanden uns nur noch 20 km südlich des ehemaligen Schlachtfeldes von Sedan.

Am nächsten Tage sollten 3 Eskadrons, Jäg.Batl. 6 und R./11, den rechten Flügel des VI. Korps bei Beaumont unterstützen. Dieses Detachement kam aber zu spät. Der Feind war bereits zurückgegangen. Wir rückten daher schon um 3.45 Uhr wieder ins Biwak bei Létanne ein. Der Rest der Division hatte an diesem Tage geruht.